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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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so funktioniert, wie es funktionieren soll; ich kann jedes beliebige Merkmal dieser Welt hier erfassen.«
    »Welt?«
    »Ja, Kevan.« Sie schaute zur Photosphäre hoch, der symbolischen Barriere, die sie für immer vom Universum der Menschheit trennte. »Dies ist jetzt meine Welt.«
    Kann sein. Verliere dich nur nicht hier unten, Lieserl.
    »Werde ich schon nicht.«
    Es klang, als ob eine gewisse Sympathie in seiner Stimme mitschwänge – weil sie Kevan kannte, hielt sie das auch für wahrscheinlich; sie waren sich ziemlich nahe gekommen in den paar Tagen, die ihr nach dem Flug um die Sonne mit ihm noch geblieben waren.
    Aber genau konnte man es nicht sagen. Der Kommunikationskanal, der sie miteinander verband, war ein Pfad durch das Wurmloch, von dem inmitten der Habitate außerhalb der Sonne verankerten Interface zu dem Portal, das in der Sonne versenkt worden war und sie nun am Leben erhielt. Die Kommunikationsstrecke war zwar genial und schien auch verläßlich zu sein, aber was sie nicht konnte, war, komplexe Untertöne zu vermitteln.
    Erzähl mir etwas von den Flußröhren.
    Die Röhren hatten jeweils einen Durchmesser von hundert Metern und zogen sich als Kanäle magnetischer Energie durch die Luft; sie waren Tausende von Kilometern lang und erstreckten sich überall um sie herum, bis hinunter zum Plasma-Meer.
    Lieserl tauchte in eine dieser Röhren ein und spürte das Prickeln eines starken Magnetfeldes. Sie senkte den Kopf und ließ sich mit solcher Geschwindigkeit durch die Röhre transportieren, daß die Wand an ihr vorbeiraste und sich dabei leicht krümmte. »Es ist wundervoll«, kommentierte sie. »Ich bin in einem riesigen Tunnel; es ist wie eine Fahrt in der Achterbahn. Ich könnte diesem Pfad um die ganze Sonne folgen.«
    Vielleicht. Ich glaube aber, daß wir lieber sachlich bleiben sollten, Lieserl. Was ist mit den anderen Röhren? Kannst du sie noch erkennen?
    »Ja.« Sie drehte den Kopf und induzierte Ströme in ihrem virtuellen Körper, daß sie vor Strahlung funkelte. »Ich sehe Hunderte, Tausende von diesen Röhren, die sich durch die Luft winden…«
    Die ›Luft‹?
    »Die Gase der Konvektionszone. Die anderen Röhren verlaufen mehr oder weniger parallel zu meiner.« Sie suchte nach einer Möglichkeit, ihre Wahrnehmungen zu beschreiben. »Kevan, ich habe den Eindruck, auf dem Kopf eines riesigen Giganten herumzurutschen und dem Verlauf der einzelnen Haare zu folgen.«
    Scholes lachte. Ja, das ist kein schlechter Vergleich. Die Flußröhren können sich wohl verdrillen oder brechen, aber sie können sich nicht schneiden. Genauso wie Haare…
    »Weißt du, das ist – direkt entspannend…«
    Gut. Erneut hörte sie diesen Unterton von Sympathie – oder war es Mitleid – aus Kevans Stimme heraus. Ich freue mich, daß du dich… äh… in deinem Selbst glücklich fühlst, Lieserl.
    Sie ließ den knackigen magnetischen Fluß über die Wangen spielen, intensiv, hell, lebendig. »In meinem neuen Selbst. Mag sein. Nun, gegenüber dem alten stellt es durchaus eine Verbesserung dar; das mußt du schon zugeben.«
    Jetzt beschrieb die Flußröhre eine konstante Rechtskurve; sie mußte ihren Flug korrigieren, um nicht durch die immaterielle Wandung der Röhre zu brechen.
    Während sie der Röhre folgte, erkannte sie, daß sie sich auf einer spiralförmigen Bahn bewegte. Sie entspannte sich, ließ sich einfach treiben und beobachtete, wie sich die Höhlenwelt unter der Röhre um sie drehte. Sie sah, daß die benachbarten Flußröhren sich auch zu Spiralen verdreht hatten; sie folgte einem Strang in einem Tau aus verdrillten Flußröhren.
    Lieserl, was ist los? Wir stellen fest, daß sich deine Flugbahn schnell ändert.
    »Mir geht es gut, Kevan. Ich bin jetzt in einer Flußröhre, das ist alles…«
    Lieserl, du solltest dort verschwinden…
    Sie ließ sich in der Röhre herumwirbeln. »Warum denn? Das kommt doch gut.«
    Vielleicht. Aber der Strang zielt auf die Photosphäre. Es ist keine gute Idee von dir, die Oberfläche zu durchbrechen; wir machen uns Sorgen wegen der Stabilität des Wurmlochs…
    Lieserl seufzte und verlangsamte ihren Flug. »O verdammt, Kevan, du bist langweilig. Es hätte mir echt gefallen, mitten aus einem Sonnenflecken herauszukommen. Was für ein großartiger Trip.«
    Lieserl…
    Sie glitt aus der Flußröhre hinaus und genoß den scharfen Geruch des Magnetfeldes, als sie es durchstieß. »In Ordnung, Kevan. Ich stehe zu Diensten. Was nun?«
    Wir haben die Tests noch nicht

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