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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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abgeschlossen, Lieserl. Tut mir leid.
    »Was soll ich tun?«
    Nur noch einen …
    »Sag’s mir einfach.«
    Laß einen kompletten Selbsttest laufen, Lieserl. Nur ein paar Minuten… Stoße die Virtuellen Konstrukte ab.
    Sie zögerte. »Warum denn? Ich dachte, du hättest gesagt, daß die Systeme einwandfrei funktionieren, und…«
    Das tun sie auch. Aber das ist nicht der Punkt… Wir müssen noch ihren Integrationsgrad testen…
    »Wie gut sie in mein Sensorium integriert sind. Warum sagst du es nicht einfach, Kevan? Du willst testen, wie bewußt diese Maschine namens Lieserl ist, stimmt’s?«
    Lieserl, du solltest es mir nicht so schwer machen. Scholes klang defensiv. Das ist eine Standard-Testreihe für jeden KI, der…
    »Na schön, verdammt.«
    Sie schloß die Augen, und mit einer plötzlichen, impulsiven Willensanstrengung ließ sie ihr Virtuellbild – die Illusion eines sie umhüllenden menschlichen Körpers – zerfallen.

    Es war – wie was? Wie Einschlafen? Nein – eher wie das Erwachen aus einem Traum, einem leichten, angenehmen Kindheitstraum, und als sie aufwachte, war sie in einer Maschine eingeschlossen, einem kruden Konstrukt aus Schrauben und Kabeln und Stangen.
    Aber selbst das war eine Illusion, dachte sie, eine Metapher für sie selbst, hinter der sie sich versteckte.
    Sie führte eine Selbstbetrachtung durch.
    Das Wurmloch-Interface war im Innern der Sonne fixiert. Das dünne, extrem heiße Gas der Konvektionszone strömte in seine dreieckigen Seiten, so daß das Interface von einer Skulptur aus einfließendem Gas umgeben war, einer Blume, die dynamisch aus der Masse der Sonne geformt wurde. Die Materie wurde durch das Wurmloch zum zweiten Interface in der Sonnenumlaufbahn gepumpt; dort stiegen flammend Gase aus der Konvektionszone auf und verwandelten den driftenden Tetraeder in eine zweite, kleine Sonne, die das fragile menschliche Habitat namens Thoth umkreiste.
    Solcherart kühlte sich das Interface selbst und konnte damit seine Existenz sichern – mit seiner wertvollen, empfindlichen Fracht an Datenbeständen… Die Speicher, die ihr Bewußtsein enthielten. Und der Materiefluß durch die Flächen des Interface wurde gesteuert, um es ihr zu ermöglichen, das Interface durch das Innere der Sonne zu manövrieren.
    Sie inspizierte sich auf vielen Ebenen gleichzeitig.
    Auf der physikalischen Ebene studierte sie klar definierte, sich verschiebende und miteinander verschmelzende Datenmatrizen. Darüber – visuell, wenn sie es wollte, wie ein geisterhafter Überbau – befand sich ihre logische Ebene, die Pfade für die Datenspeicherung und den Datenzugriff, welche die Komponenten ihres Geistes darstellten.
    Gut… Gut, Lieserl. Du schickst uns hervorragende Daten.
    Sie verfolgte Pfade und Verknüpfungen durch die mehrschichtigen und interdependenten Strukturen ihrer Persönlichkeit. »Es funktioniert gut. Gemäß den Spezifikationen. Sogar besser als erwartet. Ich…«
    Das wissen wir. Aber, Lieserl, wie fühlst du dich? Das wissen wir nämlich nicht.
    »Das fragst du mich laufend, verdammt. Ich fühle mich…«
    Stärker.
    Nicht länger gefangen in einem einzigen Punkt, in einem Knochengerüst wenige Zentimeter hinter Augen aus Gelatine.
    Sie war extrem bewußt.
    Was machte ihr Bewußtsein eigentlich aus? Es war die Fähigkeit, die Vorgänge in ihrem Geist und in ihrer Umwelt zu begreifen und zu erkennen, was sich in der Vergangenheit ereignet hatte.
    Auch in ihrem alten, hinfälligen, schnell alternden Körper hatte sie natürlich über Bewußtsein verfügt. Sie konnte sich schwach daran erinnern, was sie real, oder in ihrer Vorstellung, noch vor wenigen Augenblicken erlebt hatte.
    Aber nun, mit ihren Speicher-Suchfunktionen, konnte sie ihre Erfahrungen erneut durchleben, Datenbit für Datenbit, falls sie das wünschte. Und was die interne Wahrnehmung betraf – nun, sie konnte sich in einer Art dynamischer Grafik ausgebreitet sehen.
    Jeder bisher erfolgte Test hatte belegt, daß sie über ein höheres Bewußtsein als alle anderen Menschen verfügte – weil ihr mehr Mechanismen des Bewußtseins zur Verfügung standen. Sie war der Mensch mit dem am höchsten entwickelten Bewußtsein, der bisher existiert hatte.
    … Falls ich, wie sie mit Unbehagen sinnierte, überhaupt noch menschlich bin.
    Lieserl?
    »Ja, Kevan. Ich höre.«
    Und?
    »Ich bin jetzt viel bewußter.« Sie lachte. »Aber womöglich nicht viel intelligenter.«
    Sie hörte, wie er darüber lachte. Es war ein geisterhafter,

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