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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nostalgisch. Glaubst du wirklich, daß dies eine bessere Konstruktion ist?«
    »Aber sicher.« Auf Milpitas’ breitem Gesicht erschien ein Lächeln; die Frage schien sie zu überraschen. »Du etwa nicht? Erkennst du es denn nicht?«
    Uvarov grunzte. »Eigentlich nicht.«
    »Uns ist ein unästhetisches Design aufgezwungen worden. Seht – auf einem Flug über tausend Jahre müssen besonders hohe Anforderungen an die Zuverlässigkeit gestellt werden.« Sie sprach in ihrem breiten, selbstbewußten Mars-Dialekt. »Dieses Schiff besteht aus ca. einer Milliarde Einzelteilen. Und alle müssen die ganze Zeit über perfekt funktionieren. Richtig? Jetzt bedenkt einmal, daß die Wahrscheinlichkeit eines signifikanten Defekts einer beliebigen Komponente – eines Defekts, der zu einem Totalausfall des Schiffes führen kann – ein Promille pro Jahr beträgt. Doch im Lauf der Jahre erhöht sich die Fehlerwahrscheinlichkeit, und zwar kumulativ.« Sie blickte Mark direkt an. »Wie hoch würden Sie die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ausfalls nach hundert Jahren veranschlagen?«
    »Oh, verschone uns bitte mit solchen Ratespielen«, grummelte Uvarov.
    Mark zuckte die Achseln. »Ein paar Prozent?«
    »Nicht schlecht. Zehn Prozent. Nicht berauschend, aber man kann damit leben.«
    Uvarov schnalzte mit der Zunge. »Ich hasse deine hochgestochene Ausdrucksweise, Ingenieur.«
    Milpitas ignorierte ihn. »Doch nach tausend Jahren haben wir schon eine Fehlerwahrscheinlichkeit von siebzig Prozent. Selbst nach sieben Jahrhunderten wären wir bereits bei fünfundfünfzig…«
    »Was sie uns damit sagen will«, interpretierte Uvarov schwer atmend, wobei sein lunarer Tonfall seine Langeweile noch betonte, »ist die offensichtliche Tatsache, daß sie das Schiff aufwendig rekonstruieren mußten, um es fit für einen Tausend-Jahres-Flug zu machen.«
    »Wie? Louise hat mir überhaupt nichts davon gesagt.«
    Uvarov grinste. »Ex-Frauen tun das nie. Ich müßte das ja selber wissen. Ich…«
    »Mit der aktuellen Technologie«, fiel Milpitas ihm ins Wort, »könnten wir keinen ausreichenden Zuverlässigkeitsgrad der mechanischen, elektronischen oder semisensitiven Bauteile erreichen.« Sie deutete auf die halbvirtuelle Abbildung außerhalb der Fähre. »Erstaunlich, nicht wahr? Aber zu dieser Einsicht mußten wir zwangsläufig kommen. Wir hatten eigentlich gedacht, daß die nanobotische Technologie – kontinuierliche Wartung und Erneuerung im suboptischen Sektor – uns sämtlicher Verläßlichkeitsprobleme enthoben hätte. Ich meine, schaut euch doch nur mal den Träger dort draußen an. Jede Komponente ist sensitiv, bis hinunter zur letzten Schraube.«
    »Es hat aber so viele Schrauben«, bemerkte Louise trocken.
    Milpitas ignorierte sie. »Und die Anforderungen müssen auch gar nicht mal allzu hoch sein, um uns an die Grenzen unserer Möglichkeiten zu treiben. Kurz gesagt, ein Tausend-Jahres-Flug liegt für uns noch nicht im Bereich des Machbaren.«
    »Das hört sich aber nicht gut an«, meinte Mark unbehaglich.
    »Also«, sagte Louise, »mußten wir uns an der Vergangenheit orientieren – simplen Methoden, die bei Projekten wie den ersten Raumflügen zur Maximierung der Sicherheit zum Tragen kamen.«
    »Zentralkonfiguration«, rief sie, und der Blizzard aus virtuellen Komponenten wirbelte erneut um den Ausleger und stabilisierte sich schließlich zu dem Muster, an das sich Mark noch vor Louises Manipulationen erinnerte.
    Milpitas deutete mit dem Finger darauf. »Und damit werden wir zu den Sternen reisen. Schaut es euch an. Selbst bei diesem großen, makroskopischen Maßstab könnt ihr sehen, daß jetzt viel mehr Baugruppen vorhanden sind.« Und wirklich realisierte Mark nun, daß es mehr Antennen gab, mehr Sensoröffnungen, mehr Wartungsbehälter; die Trägerstruktur wirkte komplexer, viel dichter.
    »Dreifache Redundanz«, erläuterte Milpitas mit schiefem Grinsen. »Worte – und eine Technik – aus dem fünfundzwanzigsten Jahrhundert. Oder noch früher; vielleicht sogar noch aus der Zeit dieser ekligen alten Spaltreaktoren. Alles in dreifacher Ausfertigung – bei Schlüsselkomponenten noch mehr –, um die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe gegen Null tendieren zu lassen.«
    »Ergreifend«, kommentierte Uvarov. »Aber machen wir heute vielleicht noch mal weiter? Wenn ich mich recht erinnere, müssen wir das ganze Schiff inspizieren.«
    Die Basis der Lebenskuppel schob sich in Marks Sehfeld, bis sie den ganzen Himmel ausfüllte und zu

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