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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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war. Uvarov lachte bellend. »Du irrst dich, Morrow. Natürlich befand sich Seilspinnerin hier in Gefahr. Das gilt auch für uns alle.«
    Der neben Morrow dahintrottende Pfeilmacher runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht. Dieser Ort ist zwar seltsam, aber ich erkenne keine Gefahr.«
    »Dem stimme ich zu«, meinte Morrow. »Du bist hier nicht gefährdet…«
    Uvarov lachte. »Meinst du wirklich? Pfeilmacher, du solltest diese Lektion nicht vergessen. Du könntest dadurch deine Lebenserwartung etwas verlängern. Das Wertvollste für einen Menschen ist seine Vorstellungswelt: Noch wertvoller sogar als das eigene Leben. Die Geschichte lehrt uns das immer wieder, mit ihrer endlosen Parade von Kriegen – Menschenopfer en masse - Tausende von Toten wegen trivialster Differenzen in der Exegese.
    Wir passen nicht in die Vorstellungswelt der Leute auf diesen Decks. Diese arme Frau ist um uns herum gegangen , in der Überzeugung, daß wir nicht real seien! Aufgrund unserer Präsenz – durch unsere bloße Existenz – beeinträchtigen wir die Vorstellungswelt der hier lebenden Menschen… besonders derjenigen, welche diese Gesellschaft kontrollieren.
    Sie mögen sich dessen vielleicht nicht einmal bewußt sein, aber sie werden versuchen, uns zu vernichten.
    Das Leben von drei oder vier Fremden ist ein geringer Preis, der für die Bewahrung einer Vorstellungswelt zu entrichten wäre, könnt ihr mir glauben.«
    »Nein«, widersprach Morrow. »Ich kann das nicht akzeptieren. Ich stimme zwar nicht immer mit den Planern überein. Aber sie sind keine Killer.«
    »Wirklich nicht?« Uvarov lachte erneut. »Die Survivalists – deine ›Planer‹ – sind psychotisch. Natürlich. Genauso wie ich. Und du. Wir sind eine Spezies mit fundamentalen Schwächen. Der Großteil der Menschheit ist in ihrer Geschichte überwiegend einer Reihe massenpsychotischer Täuschungen erlegen. Die Etiketten haben sich zwar geändert, aber die Natur dieser Täuschungen an sich ist im wesentlichen gleich geblieben…«
    Uvarov seufzte. »Wir haben dieses wundervolle Schiff erbaut – wir haben Suprahet geschaffen. Wir träumten davon, die Spezies selbst zu retten. Wir haben eine Reise zu den Sternen und in die Zukunft angetreten…
    Leider mußten wir jedoch den Inhalt unserer Köpfe auch mitnehmen.«
    Morrow erinnerte sich an den Gesichtsausdruck von Bewahrerin, als sie die Existenz der Waldmenschen verdrängt hatte. Vielleicht, so überlegte er düster, würde diese Sache noch schwieriger werden, als er es sich ohnehin schon vorgestellt hatte.

    Lieserl erinnerte sich daran, wie sie zum erstenmal vollständig den Kontakt zur Außenwelt verloren hatte. Es hatte sie härter getroffen als erwartet.
    Sie hatte ihre Systeme überprüft; die telemetrische Verbindung stand noch immer, aber der Input von der Gegenstelle hatte einfach aufgehört – abrupt, ohne jede Ankündigung.
    Verwirrt, perplex, verärgert hatte sie sich für eine Weile in sich selbst zurückgezogen. Wenn die Menschen, die sie konstruiert und an diesem fremdartigen Ort ausgesetzt hatten, jetzt entschlossen hatten, sie aufzugeben – nun, dann würde sie ihnen…
    Später, als sie sich etwas beruhigt hatte, versuchte sie zu ergründen, warum die Verbindung nicht mehr bestand.
    Auf der Grundlage der Daten, die durch Michael Pooles quichottischen Wurmloch-Flug in die Zukunft gewonnen worden waren, hatte Suprahet eine grobe Chronologie der zukünftigen Menschheitsgeschichte erstellt. Lieserl hatte ihre inneren Uhren mit der Suprahet-Chronologie abgeglichen.
    Als sie zum erstenmal den Kontakt verlor, waren bereits Jahrtausende seit ihrer Einspeisung in die Sonne verstrichen.
    Sie erfuhr, daß die Erde besetzt war.
    Die Menschen waren mit ihren klobigen, trägen unterlichtschnellen GUT-Schiffen aus dem Sonnensystem ausgeschwärmt. Es war eine Zeit des Optimismus gewesen, der Hoffnung, der Expansion in eine grenzenlose Zukunft.
    Dann war man irgendwo zwischen den Sternen auf die ersten extrasolaren Intelligenzen gestoßen: die Squeem, eine Rasse von Kollektivwesen mit einem weitgespannten Netzwerk aus Handelskolonien.
    Mit unglaublicher Schnelligkeit hatten die Squeem die militärischen Kapazitäten der Menschheit ausgeschaltet und die Erde besetzt. Die systematische Ausbeutung der solaren Ressourcen – zum Nutzen einer fremden Macht – hatte begonnen.
    Zuweilen spekulierte Lieserl darüber, warum es trotz der düsteren Warnungen von Suprahet – die auf Pooles Daten basierten – nicht gelungen

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