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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Es war wirklich eine faszinierende Vorstellung… tief im Innern spürte sie nun selbst einen Anflug von Ehrfurcht.
    Farr war noch so jung, daß er den Flug genießen würde.
    Doch Adda hatte recht. Die Aussichten waren extrem schlecht. Und sicher würde mindestens eins der von Hork in den Status von Xeelee-›Experten‹ erhobenen Menschlichen Wesen den Flug mitmachen, falls er überhaupt stattfand…
    Sie packte Farr am Arm und zog ihn zu sich heran; sie würde verhindern, daß Farr an der Reise teilnahm, von der er träumte.

18

    LANGSAM ERWACHTE MUR aus dem Schlaf.
    Der in Lumpen gekleidete Mann registrierte das Rascheln der Krusten- Bäume , den Geruch seines Körpers und das gelbe Glühen der Luft, das durch die geschlossenen Augen drang. Er hatte sich an einem Baum festgebunden und wurde nun durch die Stricke, die ihm in Brust und Beine schnitten, in die Wirklichkeit zurückgeholt. Dann setzte der Schmerz ein.
    Der Magen, der schon so lange leer war, schien zu implodieren und füllte das Zentrum seines Körpers mit einem dumpfen, ziehenden Schmerz aus. Die Gelenke protestierten, als er sich bewegte – steife Gelenke waren eine Begleiterscheinung des Hungers, die seine Beweglichkeit an schlechten Tagen auf die eines alten Mannes reduzierten –, und außerdem hatte er stechende Kopfschmerzen, als ob das Gehirn aus dem Kopf austreten wollte.
    Er riß die Augen auf und schlug die Arme um den Körper, wobei er spürte, wie die knochigen Ellbogen sich in die Rippen bohrten. Es war schon merkwürdig, daß er in seinem ganzen Leben noch nicht so tief geschlafen hatte wie in diesen extrem harten Zeiten. In dem Maße, wie das Leben ständig unerträglicher wurde, bot der Schlaf immer mehr Trost; er war ein verlockendes Reich, in dem er die körperlichen Schmerzen und seelischen Qualen nicht mehr spürte.
    Wenn ich nur hierbleiben könnte, sagte er sich. Wie leicht es wäre, nie wieder aufzuwachen…
    Doch der Schmerz hatte schon zu sehr von seinem Körper Besitz ergriffen, als daß diese Option für heute verfügbar gewesen wäre.
    Mit einem Seufzer öffnete er die Augen und beseitigte die körnigen Ablagerungen, die sich im Schlaf gebildet hatten. Anschließend befreite er sich aus den Schlingen. Die restlichen Menschlichen Wesen – vierzehn an der Zahl – waren in ähnlichen Schlingen über den Waldrand verstreut. Wie sie im Halbschlaf dort baumelten, wirkten sie wie Insektenlarven oder deformierte Spin-Spinnen.
    Mur ließ sich aus dem Wald fallen und entzog sich den Blicken der Leute, die auch schon wach waren.
    Er streckte sich; er hatte noch Muskelkater vom Vortag. Dann rupfte eine Handvoll Blätter vom Baum und schwamm steif in den Mantel hinunter. Vielleicht zwanzig Mannhöhen unterhalb des Waldrands raffte er das Gewand und zog die Beine an die Brust. Trotz des Protests von Hüften und Knien packte er die Oberschenkel und zog sie dicht an den Bauch heran. Zuerst reagierten die Därme nicht auf diese Übung – wie die übrigen Körperfunktionen schien auch das Verdauungssystem langsam den Dienst zu versagen –, doch er ließ nicht nach und hielt die Beine umschlungen.
    Schließlich verkrampfte der Dickdarm sich, und - mit einem stechenden Schmerz, der durch den Bauch fuhr – ein harter Kotbrocken löste sich. Er schaute nach unten. Der Kot, der nun dem Mantel entgegendriftete, war kompakt und zu dunkel.
    Er säuberte sich mit den Blättern.
    Dia, seine Frau, schwebte ihm aus dem provisorischen Lager im Wald entgegen. Als sie näher kam, sah er, daß sie sich den Schlaf aus den Augen rieb und im hellen Licht blinzelte; doch sie schielte bereits – obwohl sie erst vor wenigen Augenblicken aufgewacht war – entlang der Feldlinien nach Süden, in Richtung des entfernten Pols. Sie versuchte die Entfernung zu schätzen, die sie schon zurückgelegt hatten und welche Strecke sie bei dieser Odyssee noch bewältigen mußten.
    Nachdem sie Mur erreicht hatte, sah sie ihm in die Augen, küßte ihn auf den Mund und schlang die Arme um seine Brust. Er umarmte sie und tätschelte ihren Rücken. Durch den zerschlissenen Poncho spürte er die Wirbel ihres Rückgrats. Sie hatten sich nichts zu sagen, also hielten sie sich nur umschlungen und hingen in der stillen Luft, das Quanten-Meer unter sich.
    Nachdem Dura und die Stadt-Frau die Kinder im Luft-Wagen mitgenommen hatten, darunter auch Jai, ihr Kind, hatten die fünfzehn Menschlichen Wesen sich auf die Wanderschaft durch den Mantel zum Pol begeben. Die langsam

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