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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ungefähr acht Mannhöhen.
    Die Kolonisten und die Kern-Kriege waren Teil der Geschichte der Menschlichen Wesen. Als die Ur-Menschen nach dem Abflug von ihren phantastischen Welten den Stern erreichten, existierte dort kein menschliches Leben. Die Kolonisten waren die erste Generation gewesen, die von den Ur-Menschen im Stern angesiedelt wurde. Ihr Auftrag hatte gelautet, Nachkommen in die Welt zu setzen: die sterblichen, zerbrechlichen Vorfahren der Menschlichen Wesen, die Leute von Parz und des Hinterlands, alle Bewohner des Mantels.
    Im Vergleich zu den Menschlichen Wesen waren die Kolonisten wie Götter gewesen. Sie hatten vielleicht mehr mit den Ur-Menschen gemein, spekulierte Mur. Mit der Technik der Ur-Menschen hatten sie den Mantel mit Wurmloch-Verbindungen durchzogen und große Städte errichtet, die in geordneten Formationen durch den Mantel flogen. Die erste Generation der Menschlichen Wesen hatte mit ihren Erschaffern zusammengearbeitet, hatte die Wurmloch-Verbindungen genutzt und eine Mantel-umspannende Gesellschaft errichtet.
    Dann waren die Kern-Kriege ausgebrochen.
    Je näher sie dem Artefakt und der kleinen Siedlung kamen, desto aufgeregter wurde Mur. Müdigkeit und Hunger hemmten ihn beim Schwimmen, und er merkte, daß sein Denkvermögen abnahm. Visionen und Hoffnungen manifestierten sich in seinem Kopf, und der Schmerz in seinem ausgezehrten Körper schien nachzulassen. Waren das wirklich Kolonisten, das Artefakt ein Fragment aus der magischen Vergangenheit?
    Er wollte es glauben. Er war müde – unendlich müde – durch den Schmerz, den Tod und die kümmerliche Existenz in der erbarmungslosen Luft. Die Entdeckung eines Artefakts der Kolonisten wäre einer Rückkehr in die Arme längst verstorbener Eltern gleichgekommen.
    Als er zu Philas hinüberschaute, sah er, daß ihr Gesichtsausdruck und die Körperhaltung die gleiche Sehnsucht nach einer Heimat ausdrückten.
    Als sie vielleicht noch fünfhundert Mannhöhen vom Artefakt entfernt waren, lösten zwei Leute sich von der Gruppe, welche den Tetraeder umlagerte. Langsam schwammen die beiden Philas und Mur entgegen.
    Mur wurde langsamer und suchte Philas’ Nähe.
    Das Paar vom Tetraeder verhielt ein Dutzend Mannhöhen unterhalb der Menschlichen Wesen. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, die beide mit Holzspeeren bewaffnet waren. Die Frau kam etwas näher und richtete den Speer auf Mur. »Was wollt ihr?«
    Mur musterte die Frau. Sie mußte ungefähr vierzig sein. Der Speer war zwar sauber gearbeitet, aber trotzdem war es nur ein Speer – bloß ein angespitzter hölzerner Stab, nichts, was die Menschlichen Wesen nicht auch selbst hätten anfertigen können. Die Frau trug einen anscheinend aus Schweinsleder gefertigten Poncho und einen Hut mit breiter Krempe. Die Hutkrempe war mit Tuch besetzt. Die Frau war muskulös, aber dürr, und das breite und flache Gesicht wurde durch einen grimmigen Blick verzerrt. »Nun?« fragte sie. »Seid ihr taub oder was?«
    Mur seufzte enttäuscht. Er drehte sich zu Philas um. »Offensichtlich sind das keine Kolonisten.«
    »Wer sind sie dann?«
    »Woher soll ich das denn wissen?« fragte er schroff.
    Mit ausgebreiteten Armen bewegte er sich ein Stück vorwärts. »Mein Name ist Mur. Und das ist Philas. Wir sind – Flüchtlinge.« Auf die Erwähnung der übrigen Menschlichen Wesen verzichtete er. »Wir haben unsere gesamte Habe durch den Störfall verloren. Wir wollen nach Parz City. Kennst du die Stadt?«
    Die Frau sagte nichts; dafür verengten sich ihre Augen. Unsicher hob sie den Speer und richtete ihn erneut auf Mur; anstatt zu antworten, verhielt sie sich aggressiv.
    »Wir verschwenden nur unsere Zeit«, flüsterte Mur Philas zu. Doch Philas schwamm bereits mit unregelmäßigen Stößen ihrer dünnen Beine auf die Fremden zu.
    »Ihr habt ein Interface«, sagte sie.
    Der etwas jüngere Mann, der ähnlich schmutzig und grimmig wirkte wie die Frau, schloß zu seiner Begleiterin auf. Auch er trug einen zerknautschten, breitrandigen Hut. Mur sagte sich, daß sie die Menschlichen Wesen so mißtrauisch anstarrten wie zwei Luft-Schweine.
    »Bitte«, sagte Philas. »Wir kommen von weit her. Wir wollen zum Pol. Können wir…« Sie verhaspelte sich, als ob sie plötzlich begriffe, wie sinnlos ihre Worte waren. »Dürfen wir euer Interface benutzen?« Sie schaute von einem zum andern. »Versteht ihr meine Frage überhaupt?«
    Der Mann öffnete den zahnlosen Mund und lachte, doch die Frau legte ihm die Hand auf

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