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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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großen Trabanten bestehende System?«
    Die Kolonistin schien sich in ihren Kopf zurückzuziehen; die fleischigen Gebilde in den Augenhöhlen wanden sich wie Tiere.
    Dura versuchte, Horks Frage zu beantworten. »Weil der Stern mit uns reist. Deshalb sehen wir noch immer sein Licht.« Sie schaute ihn zweifelnd an. »Ergibt das einen Sinn?«
    »Diese Kolonistin spricht in Rätseln«, sagte Hork knurrend. »…In Ordnung. Angenommen, du hast recht. Zumal wir keine bessere Erklärung haben. Nehmen wir an, wir und der Stern reisen mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch das All. Weshalb? Woher kommen wir? Und wohin gehen wir?«
    Karen Macrae blieb ihm die Antwort schuldig. Licht-Würfel krochen wie Egel über ihr Gesicht.
    Hork und Dura schauten sich ratlos an.
    Dann ließen sie den Blick erneut über den Himmel schweifen und versuchten, sich das Phänomen der Verzerrung zu erklären. Dura fühlte sich klein, verwundbar und hilflos in diesem Ensemble aus durcheinanderwirbelnden Welten. Es lag eine Symmetrie im verschmierten Licht, und nach einem kurzen Disput verständigten sie sich darauf, daß Abflug- und Ankunftspunkt auf den Polen der imaginären Kugel liegen mußten, deren Äquator durch den Sternenbogen definiert wurde.
    Hork griff nach dem Pfeil. »In Ordnung. Dann wollen wir mal sehen, was sich dort befindet…« Er stellte den Zeiger auf die letzte Markierung.
    Die Sterne flohen aus dem zerfallenden Sternenbogen und nahmen wieder ihre Positionen am Himmel ein.
    Hork schwamm auf einen der imaginären Pole zu und schaute durch die riesigen ur-menschlichen Vorrichtungen in den Weltraum. Auf Dura, die bei Karen Macrae blieb, wirkte er wie ein Staubkorn vor den diffusen, gigantischen Relikten der Ur-Menschen.
    »Nichts zu sehen«, rief er. Es klang enttäuscht. »Nur ein Sternenhaufen.«
    »Dann muß es am anderen Ende der Kammer liegen. Am anderen Pol. Komm.«
    Sie wartete, bis er wieder zu ihr aufgeschlossen hatte. Dann schwammen sie Hand in Hand in Flugrichtung des Sterns.
    … Und wirklich befand sich etwas am Himmelspol: die Konturen eines großen – wenn auch perspektivisch verkleinerten – und präzise definierten Objekts zeichneten sich vor dem Hintergrund der Sterne ab.
    Karen Macrae sagte etwas. Die raschelnden Worte durchdrangen die Stille der riesigen Kammer.
    Dura und Hork machten schleunigst kehrt und legten die Ohren an die diffusen Lippen der Kolonistin. »Was war das?« fragte Dura fast verzweifelt. »Würdest du das bitte wiederholen? Was willst du uns sagen?«
    … Der Ring. Seht ihr ihn? Ich habe kaum Rechenkapazität… schwer zu… der Ring…
    Dura wandte sich ab und betrachtete das Artefakt; und eine aus Märchen und alten Legenden geborene Furcht keimte in ihr auf.

    Der Wagen entfernte sich.
    Adda hängte sich an den Rahmen der improvisierten Tür der Abteilung und saugte Luft in die Lunge. Er ließ den Blick über den Himmel schweifen. Das leuchtend gelbe Panorama hatte immer weniger Ähnlichkeit mit der unverrückbaren, geordneten Landschaft des Mantels, in der er aufgewachsen war: die zu Bruchstücken von Spin-Schleifen zerfallenen Feldlinien versuchten sich zu rekonstruieren, und die Sternenhammer-Strahlen schnitten noch immer durch die Luft und in den Kern. Hinter ihm blendete die von Ankerbändern umspannte und von hundert Löchern perforierte Haut den halben Himmel aus; ein Rinnsal aus Wagen und Menschen floß aus der aufgerissenen Wand und verlor sich in den Weiten der Luft. Die Haut war dunkel und furchterregend…
    Zu dunkel. Das war es.
    Adda schwamm ein Stück weiter, drehte den Kopf und inspizierte die Kernstoff-Ankerbänder. Die breiten Bänder umgaben die hölzerne Fassade der Stadt wie einen Käfig – doch wo sie früher geknistert hatten und von blauem Elektronengas umströmt wurden, waren sie nun matt und stumm.
    Das Glühen war verschwunden.
    Dann waren die Dynamos, die großen, holzverbrennenden Lungen der Stadt, also ausgefallen. Vielleicht war das Personal verschwunden, oder vielleicht hatte ein tragendes Teil der städtischen Infrastruktur beim Versuch, die Stadt im turbulenten Magfeld zu stabilisieren, nachgegeben.
    Aber das war nun auch egal.
    Plötzlich gab es eine heftige Explosion. Eine Splitterwolke breitete sich an der Basis der Stadt aus, am Übergang zwischen dem Rückgrat und dem Wohnbereich. Die Splitter vermengten sich mit dem Fäkalienstrom, der sich noch immer aus der Unterseite von Parz ergoß.
    Es blieb nicht mehr viel Zeit.
    Eilig schwamm Adda

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