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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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den Blick über den Himmel schweifen und erkannte dabei, daß die Dunkelheit Nuancen aufwies; wo das flüchtige Gas auf dieser Seite noch grau war, verwandelte es sich auf der entgegengesetzten Seite des Raums zu einem dunkelroten Glühen. »Mach weiter. Ich glaube, es gibt noch etwas hinter der Wurmloch-Kammer…«
    Hand in Hand schwammen sie am Stuhl vorbei und umrundeten den verdunkelten Tetraeder, in dem das Wurmloch-Portal und das ›Schwein‹ enthalten waren. Durch die offene Tür warf Dura einen Blick auf das Fahrzeug: die grob behauenen Planken, die Kernstoff-Bänder und der Gestank der Luft schwein-Winde, all das wirkte unerträglich primitiv in dieser Kammer voller ur-menschlicher Wunder.
    Das Glühen wurde intensiver, je näher sie der Quelle kamen. Schließlich war es so stark, daß die Sterne verblaßten. Nun bekam Dura doch Angst vor neuen Enthüllungen. Aber Hork verstärkte den Griff um ihre Hand und zog sie mit sich. »Komm«, sagte er grimmig. »Mach mir jetzt nicht schlapp.« Im Mittelpunkt des glühenden Himmels stand ein einzelner Stern: er war winzig und überstrahlte mit seinem rotgelben Lodern alle anderen Sterne. Doch dieser Stern stand nicht allein im Raum. Ein Ring aus glühendem Gas umkreiste den Stern, und – was noch erstaunlicher war – eine große Kugel aus Licht hing in der Nähe des flammenden kleinen Sterns. Die Kugel hatte selbst Ähnlichkeit mit einem Stern, doch sie war aufgebläht, und die äußeren Schichten waren so diffus, daß sie fast mit der alles durchdringenden Gaswolke verschmolzen. Graues Licht züngelte aus dem Kugel-Stern und griff weit in den Gasring aus.
    Dura verglich diesen Anblick mit einer riesigen Skulptur aus Gas und Licht. Sie war überwältigt von diesem Schauspiel und wurde von der Größe des Ensembles und dem Spiel der Farben in den Bann gezogen.
    Sie blickte frontal auf den Gasring, der sich um den Stern zog… bis sie schließlich erkannte, daß das urmenschliche Konstrukt, von dem sie umgeben war, sich innerhalb des Rings befand. Und sie sah über das Zentralgestirn hinaus bis zur anderen Seite des Rings; die Entfernung reduzierte die entgegengesetzte Seite des Rings zu einer Linie aus Licht, an welcher der kleine Stern wie ein Anhänger aufgehängt war.
    Sie sah Turbulenzen im Ring, riesige Zellen, in denen tausend Kolonien der Ur-Menschen Platz gefunden hätten. Die unvorstellbar großen Zellen eruptierten und verschmolzen miteinander. Und sie glaubte, Bewegung an der Peripherie des Sterns wahrzunehmen, eine Handvoll Funken, die in ihn eintauchten…
    »Dann stimmt es also«, sagte Hork atemlos.
    »Was?«
    »Daß wir uns nicht mehr im Stern befinden. Daß wir durch das Wurmloch zu einem außerhalb gelegenen Planeten transportiert wurden.« Das Licht des Rings spielte über sein Gesicht und akzentuierte den Bart. »Sieh doch. Das ist unser Stern – der Stern –, und wir sind auf einem Planeten, der den Stern umkreist. Wie wir auf der Karte gesehen haben. Aber der Ring war auf der Karte nicht abgebildet.« Aufgeregt drehte er sich zu ihr um. Sie erkannte, daß er von Forscherdrang beseelt war; er war einem Geheimnis auf der Spur. »Nun wissen wir also, wie das System unseres Sterns aussieht.« Er bildete es mit den Händen ab. »Hier im Zentrum ist der Stern. Er wird vom Gas-Ring umgeben. Der Planet muß sich innerhalb des Rings befinden. Und darüber hängt diese glühende Kugel, aus der Gas ausströmt.«
    Dura betrachtete ihren Stern. Er war enttäuschend klein im Vergleich zu den Gestirnen, die in anderen Abschnitten des Himmels strahlten. Und dennoch war er ihre Heimat; sie spürte Trauer und ein Gefühl des Verlusts. »Unsere Welt ist so klein«, sagte sie. »Wer hätte je gedacht, daß sich hinter der Kruste ein so großer und schöner Raum voller Wunder erstreckt…«
    »Ich glaube, daß diese große Sphäre aus Gas aus sich selbst heraus glüht. Ich will damit sagen, sie reflektiert nicht nur das Sternenlicht.«
    Die Kugel hing wie ein riesiger Anhänger am Ring und degradierte den Stern zum Zwerg. Hork hatte recht; die Intensität des graugelben Glühens nahm in Richtung auf das Zentrum zu. Dann erkannte sie, daß es sich streng genommen gar nicht um eine Kugel handelte; vielleicht hatte sie früher diese Form gehabt, doch nun war sie zu einem Ellipsoid verzerrt worden und durch eine ›Nabelschnur‹ aus glühendem Gas mit dem Ring verbunden. Die äußeren Schichten der Kugel waren verschwommen und turbulent; Dura sah durch sie hindurch

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