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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Himmel ausgemacht hatte, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Langsam akzeptierte sie die Wahrheit – es gab keine Ordnung, sondern die Sterne waren wahllos über den Himmel verstreut.
    Zum erstenmal seit dem Verlassen des ›Fliegenden Schweins‹ spürte sie einen Anflug von Panik. Kratzend strömte die Luft durch die Kehle, und sie spürte, wie die Kapillaren sich weiteten, um den Luft-Durchsatz zu erhöhen.
    Weshalb beunruhigte diese Unordnung sie überhaupt? Weil es, wie ihr nun bewußt wurde, hier keine Feldlinien gab, keine Krusten-Decke und auch keinen Meeresboden. Bisher hatte sie ihr Leben in einem geordneten Himmel verbracht – einem Himmel, in dem Anzeichen von Unregelmäßigkeit so selten waren, daß sie automatisch als Vorboten einer tödlichen Gefahr interpretiert wurden.
    Doch hier gab es keine Feldlinien, die ihr als Bezugspunkte gedient hätten.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Horks Stimme klang ruhiger, als er sich fühlte, doch seine Augen waren weit aufgerissen, und die bebenden Nüstern glühten wie Kernbrand-Holz über dem buschigen Bart.
    »Nein. Eigentlich nicht. Ich weiß nicht, ob ich damit klarkomme.«
    »Ich weiß.« Hork hob den Kopf. Das Sternenlicht kaschierte die groben Züge seines Gesichts, und zurück blieb ein ruhiger, beinahe elegischer Ausdruck. Er hob die Hand gen Himmel. »Sieh dir die Sterne an. Ihre Helligkeit schwankt… Was, wenn diese Schwankung aber nur eine Illusion ist? Hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht? Was, wenn alle Sterne die gleiche Helligkeit besitzen?«
    Wie immer hatte sie Mühe, seinem geistigen Höhenflug zu folgen. Wenn alle Sterne die gleiche Helligkeit hatten, dann mußten einige von ihnen weiter entfernt sein. Viel weiter entfernt.
    Sie seufzte. Nein, verdammt. Darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht.
    Sie hatte sich das sternendurchwirkte Ur-Universum als eine Schale vorgestellt – wie die Kruste, nur viel weiter entfernt. Aber so war es nicht; sie waren von einem grenzenlosen Himmel umgeben, in dem die Sterne – die ihrerseits Welten waren – wie Spin-Spinneneier verstreut waren.
    Das Universum blähte sich um sie herum auf und reduzierte sie auf die Größe eines Staubkorns, eines Bewußtseinsfunkens. Diese niederschmetternde Erkenntnis überstieg ihr Vorstellungsvermögen; sie schrie auf und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Nimm’s nicht so schwer«, riet Hork ihr mit Unbehagen in der Stimme.
    Trotz ihrer Niedergeschlagenheit reagierte sie gereizt: »Sicher. Und dich tangiert das wohl gar nicht? Entschuldige, daß ich dich belästigt habe…«
    »Schon gut.«
    Sie wandte sich von ihm ab und zwang sich zur Ruhe. »Ich wünschte, ich hätte eine plausible Erklärung dafür – daß wir uns hier an diesem alten Ort befinden und anscheinend durch die Augen der Ur-Menschen sehen…«
    »Nicht ganz«, sagte Hork sanft. »Bedenke, daß wir noch immer von diesen Wänden umgeben sind, die uns diesen Ausblick überhaupt erst ermöglichen. Die Ur-Menschen haben die Dinge auf andere Art wahrgenommen als wir. Frag Muub, wenn wir zurück sind… Wir ›sehen‹ mittels Schallwellen, die durch die Luft übertragen werden.« Er wedelte mit der Hand. »Außerhalb dieser kleinen Blase gibt es aber keine Luft. Die Ur-Menschen lebten nämlich nicht in Luft. Und sie ›sahen‹, indem sie Photonenstrahlen fokussierten, die…«
    Sie rümpfte die Nase. »Sie konnten die Sterne riechen?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte er schroff. »In der Luft haben die Photonen nur eine geringe Geschwindigkeit und zerfasern obendrein. Deshalb riechen wir sie. Und wir ›hören‹ Temperaturschwankungen.
    Im leeren Raum liegen die Dinge anders. Die Photonen breiten sich dort überhaupt nicht aus – wir wären also blind. Die Photonen hingegen bewegen sich mit extrem hoher Geschwindigkeit, so daß die Ur-Menschen Photonen ›gesehen‹ haben… Zumindest ist das Muubs Theorie.«
    »Und wie hat dann ihr Gehör funktioniert? Und der Geruchs und Tastsinn?«
    Er knurrte ungeduldig. »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Wie dem auch sei, ich glaube, daß die dritte Kammer dazu dient, uns das Universum aus der Perspektive der Ur-Menschen zu präsentieren.« Er rieb sich das Kinn. »Und dann gibt es noch eine vierte Einstellung auf der Konsole… wir haben noch nicht alles gesehen.«
    An diese letzte Einstellung hatte sie gar nicht mehr gedacht. Tief im Innern fürchtete sie sich nämlich vor diesem Schritt.
    Auf der Suche nach Mustern ließ sie

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