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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Und er gibt mir auch nicht die Macht, etwas daran zu ändern. Es ist frustrierend.« Hork schaute Muub an. »Ich habe gehört, du hättest ihn kürzlich gesehen. Wo ist er?«
    Das müßtest du eigentlich wissen. »Er ist in seinem Garten auf der Kruste. Aber er verträgt die dünne Luft nicht, und daher bleibt er meistens im Wagen sitzen und beaufsichtigt von dort aus die Kulis.«
    »Dann geht es ihm also gut?«
    Muub seufzte. »Ihr Vater ist ein alter Mann. Er ist gebrechlich. Aber – ja, es geht ihm gut.«
    Hork nickte. »Da bin ich aber froh.« Er musterte den Arzt und versuchte seine Reaktion zu ergründen. »Das ist mein voller Ernst, Muub. Manchmal ärgere ich mich zwar über ihn, weil ich den Eindruck habe, daß er die eigentlichen Probleme nicht anpackt. Aber Hork ist immer noch mein Vater. Außerdem«, merkte er pragmatisch an, »das letzte, was wir jetzt brauchen, sind Erbfolgestreitigkeiten.«
    Plötzlich ertönte Stimmengewirr unterhalb der Galerie.
    Hork beugte sich in seinem Kokon nach vorn. »Was ist da los?«
    Muub zeigte in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. »Die Dudelsackspieler marschieren auf.« Es waren hundert, in grellbunte Kostüme gekleidete Musikanten, die nun aus den Seitenstraßen in die Pall Mall schwammen und ihre Positionen entlang der Paraderoute einnahmen. Die ihm am nächsten stehenden Musikanten – vier an der Zahl, wobei jeweils einer sich an den Wänden der Mall postierte – waren ernst dreinblickende junge Männer, welche die kleinen Öfen anfachten, die sie am Gürtel hängen hatten. Schneckenförmige Röhren führten von den Öfen zu großen, trichterförmigen Hörnern; die Öffnungen der aus poliertem Holz gefertigten Instrumente klafften wie Mäuler über den Köpfen der Musikanten.
    »Dort!« rief Hork und deutete auf die Avenue, wobei ein zwischen Erregung und Gier schwankender Ausdruck auf seinem Gesicht erschien.
    Muub unterdrückte ein Seufzen, beugte sich über die Galerie und schaute auf die Mall hinunter. Er kniff die Augen zusammen, um die entfernten Punkte in der Luft besser zu erkennen. Die Tribut-Parade rückte an: ernste, übergewichtige Bürger, die große Weizengarben und grotesk aufgeblähte Luft-Schweine mitführten.
    Die Musikanten steckten Ventile auf die Öfen. Daraufhin bildeten sich in den Hörnern komplexe Luft Muster,die einen Wärmestrom durch die Instrumente schickten – der seinerseits als Schallwellen die Hörner verließ, in einem Prozeß, der dem absolut unmusikalischen Muub schon immer wie ein Buch mit sieben Siegeln vorgekommen war. Weit unten, auf dem Marktplatz, tobte die Menge.

    Toba Mixxax zog an den Zügeln und schaute aus dem Fenster. »Ich bringe ihn gleich ins Krankenhaus zur Allgemeinen Wohlfahrt. Dort ist er in guten Händen. Das Haus wird von Horks Leibarzt geleitet…«
    Wagen in allen Größen strömten an ihnen vorbei. Schweine-Gespanne stießen grüne Gaswolken aus. Lautsprecher plärrten. Toba brüllte durch das Kommunikationssystem seines Wagens zurück, doch die verstärkten Stimmen waren so verzerrt, daß Dura kein Wort verstand.
    Es war einfach erschreckend. Dura, die mit Farr hinter Tobas Sitz schwebte und das Chaos aus durcheinanderwirbelnden Wagen betrachtete, biß sich in die Hand, um einen Schrei zu unterdrücken.
    Doch irgendwie gelang es Toba, nicht nur einen Zusammenstoß zu vermeiden, sondern die Fahrt – langsam zwar, aber stetig – in Richtung der vor ihnen dräuenden Stadt fortzusetzen.
    »Natürlich ist es nicht ganz billig. Die Allgemeine Wohlfahrt, meine ich«, sagte Toba und stieß ein hohles Lachen aus. »Weil ihr aber sowieso kein Geld habt, spielt es auch keine Rolle mehr, ob wir nun das billigste oder beste Krankenhaus nehmen.«
    »Du redest zuviel, Toba Mixxax«, sagte Dura. »Du solltest dich lieber auf die Wagen konzentrieren.«
    Toba schüttelte den Kopf. »Hab ich vielleicht ein Glück, daß ich am Tag des Großen Tributs mit drei Oberströmlern in die Stadt komme. Ausgerechnet heute. Und…«
    Dura hörte gar nicht mehr hin. Sie versuchte, die Wolke aus dahinjagenden Wagen, die den Blick auf Parz verstellte, auszublenden.
    Der Magnetische Südpol war schon spektakulär genug – er vermittelte den Anschein eines großen Artefakts, einer riesigen, aus den Feldlinien des Magfelds geformten Skulptur. Weil die Feldlinien – fast – dem Verlauf des Magfelds folgten, konnte man die spektakuläre Krümmung des magnetischen Flusses leicht verfolgen. Es war kein Vergleich zur sanften, den

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