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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Eindruck. »Hallo, Muub«, rief er. »Dann hast du dich also doch entschlossen, mir Gesellschaft zu leisten. Ich hatte schon befürchtet, ich wäre ganz allein hier.«
    Seufzend schraubte Muub sich tiefer in den Kokon. »Sie haben immer schlechte Laune, Sir«, sagte er. »Damit vertreiben Sie die Leute.«
    Hork schnaubte. »Dann ab durch den Ring mit ihnen«, zitierte er gemütvoll die alte Obszönität. »Und wie geht es dir, Doktor? Du machst auch nicht gerade einen fröhlichen Eindruck.«
    Muub lächelte. »Ich befürchte, daß die Arbeit mir allmählich über den Kopf wächst. Die letzten Tage habe ich fast nur im Krankenhaus zugebracht. Wir sind – sehr beschäftigt, Sir.«
    »Störfall-Opfer?«
    »Ja, Sir.« Muub strich sich über den kahlrasierten Schädel. »Natürlich haben wir das Schlimmste bereits hinter uns… das heißt, für die schwereren Fälle, die wir bisher noch nicht behandelt haben, wird wohl jede Hilfe zu spät kommen. Aber wir verzeichnen einen steten Eingang von Patienten mit leichten Verletzungen, die…«
    »Geringfügig?«
    »Leicht«, korrigierte Muub ihn dezidiert. »Das ist ein großer Unterschied. Die Verletzungen sind zwar nicht lebensgefährlich, könnten aber möglicherweise immer noch Behinderungen zurücklassen. Die meisten Patienten kommen natürlich aus den Zentraldistrikten. Als Länge I riß…«
    »Ich weiß Bescheid«, sagte Hork und biß sich auf die Lippe. »Das brauchst du mir nicht zu erzählen.«
    Länge I war ein Anker-Band, einer von vier supraleitenden Toroiden, die um die Stadt geschlungen waren, um ihre Position über dem Südpol zu fixieren. Die Längen I und II waren vertikal ausgerichtet, und die komplementären Breiten I und II waren horizontal positioniert, so daß die Toroiden die Stadt wie ein Netz umspannten.
    Der Störfall hatte die Polarregionen und die Stadt selbst nur gestreift. Doch auf dem Höhepunkt des Störfalls, als die Feldlinien, welche die Stadt umgaben, sich verhedderten, war Länge I gerissen. Die Stadt hatte im supraleitenden Käfig gezittert wie ein gefangenes Luft-Schwein. Der Flux, der Stromfluß im Anker-Band, war schnell wiederhergestellt worden, und die Auswirkungen auf die äußeren Teile der Struktur – wie zum Beispiel das Rückgrat und den Palast des Komitees – waren minimal gewesen. Doch im Stadtzentrum, wo Tausende von Angestellten und Künstlern ihr Dasein fristeten, hatte es viele Schwerverletzte gegeben.
    »Liegen uns schon irgendwelche Verlustmeldungen vor?«
    Muub betrachtete den Vize-Präsidenten. »Ihre Frage erstaunt mich. Ich bin zwar der Leibarzt Ihres Vaters, aber hauptberuflich bin ich nur Leiter eines Krankenhauses – eines von zwölfen in Parz.«
    Hork wedelte mit seinen Wurstfingern. »Das weiß ich. In Ordnung, vergiß die Frage. Ich wollte nur deine Meinung hören. Das Problem ist nämlich, daß die Agenturen, die Statistiken für uns erstellt hatten, durch den Störfall zerstört wurden.« Er schüttelte zornig den Kopf, wobei die Hängebacken schlackerten. »Die Leute meinen, die Sammlung von Informationen sei reine Zeitverschwendung. Ein Luxus. Ich glaube, selbst mein hochintelligenter Vater vertritt diese Ansicht.« Die letzten Worte hatte er regelrecht ausgespien. »Doch Tatsache ist, daß eine Regierung ohne solche Daten kaum handlungsfähig ist. Ich habe oft genug versucht, meinem Vater das plausibel zu machen. Siehst du, Doktor, ohne eine funktionierende Zentralregierung ist ein Staat mit einem Körper ohne Kopf zu vergleichen. Wir wären nicht einmal in der Lage, Steuern zu erheben, ganz zu schweigen von der Verabschiedung eines Staatshaushalts.« Hork schnitt eine Grimasse. »Vor diesem Hintergrund erscheint der heutige Große Tribut auch etwas irrelevant, nicht wahr, Doktor?«
    Muub nickte. »Ich verstehe, Sir.«
    »Ich sage dir, Muub«, sagte Hork und biß sich nervös auf die Unterlippe, »der nächste Störfall wird uns vielleicht den Rest geben.«
    Muub runzelte die Stirn. »Wer ist ›uns‹? Die Regierung, das Komitee?«
    Hork zuckte die Achseln. »Es gibt genug Hitzköpfe draußen auf den Decken-Farmen, in den Dynamo-Hallen und im Hafen… anscheinend besteht keine Möglichkeit, dieses Ungeziefer zu vernichten. Und wenn wir sie auf das Rad flechten, schaffen wir bloß Märtyrer.«
    Muub lächelte. »Gut beobachtet.«
    Hork lachte und zeigte dabei sein gepflegtes Gebiß. »Und du bist ein alter Narr, der sein Glück auf die Probe stellt… Märtyrer. Noch so eine subtile menschliche

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