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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zurückversetzt, als sie auf dem Boden des Netzes saß und von den schwitzenden Leibern von Erwachsenen und anderen Kindern umgeben war. Sie litt unter der Hitze und Klaustrophobie; mit einemmal wurde ihr bewußt, daß die Anzahl der in der Stadt lebenden Menschen größer war als die Gesamtheit der Angehörigen des Stammes Menschlicher Wesen, die im Laufe vieler Generationen existiert hatten. Sie kam sich schutzlos und deplaziert vor.
    Toba berührte ihre Schulter. »Komm mit«, sagte er nachdrücklich. »Laß uns die Trage aus dem Wagen holen. Und dann müssen wir jemanden suchen, um…«
    »Na, was haben wir denn da?« Die Stimme klang rauh und belustigt und wies den gleichen gestelzten Akzent auf wie Tobas Aussprache.
    Dura drehte sich um. Zwei Männer schwammen mit steifen Bewegungen auf sie zu. Sie waren klein und untersetzt und trugen identische Anzüge aus dickem Leder. Außerdem hatten sie etwas bei sich, das wie eine zusammengerollte Peitsche aussah, und sie trugen Masken aus steifem Leder, welche die Gesichter verdeckten und die Stimmen verzerrten.
    Die Augen dieser anonymen Wesen glitten über Dura und Farr.
    Sie legte die Hände an die Hüfte. Das Seil, das sie auf die Krusten-Jagd mitgenommen hatte, war noch immer dort, und sie spürte den sanften Druck des hinter dem Rücken steckenden Messers und der Reinigungsbürste. Es war ein tröstliches Gefühl, doch – von dem kleinen Messer abgesehen – waren all ihre Waffen noch im Wagen. Zu dumm; was Logue wohl dazu gesagt hätte? Sie zog sich zurück und versuchte den schnellsten Fluchtweg zum Wagen zu ermitteln.
    »Meine Herren«, sagte Toba, »ich bin Bürger Mixxax. Ich habe einen Patienten für das Hospital. Und…«
    »Wo ist der Patient?« knurrte die Wache, die zuvor schon gesprochen hatte.
    Toba deutete zum Wagen. Mißtrauisch schaute der Mann hinein. Dann zog er sich zurück und rümpfte die Nase, was sogar unter der Maske zu sehen war. »Ich sehe keinen Patienten. Ich sehe nur einen Oberströmler. Und hier…« – er wies mit dem Peitschenstiel auf Dura und Farr – »sehe ich noch zwei Oberströmler. Sowie einen Schweinearsch in Unterhosen. Aber keine Patienten.«
    »Es stimmt wohl«, sagte Toba geduldig, »daß diese Leute vom Oberlauf sind. Aber der alte Mann ist schwer verwundet. Und…«
    »Das ist ein Krankenhaus«, sagte die Wache ungerührt. »Und kein Zoo. Also schaff diese Tiere von hier fort.«
    Toba seufzte und hob die Hände; anscheinend wollte er noch etwas sagen.
    Nun verlor die Wache die Geduld. Der Mann streckte den Arm aus und piekste Dura mit einem Finger der behandschuhten Hand in die Schulter. »Ich sagte, du sollst sie von hier fortschaffen. Ich werde es nicht noch…«
    Farr trat nach vorne. »Aufhören«, sagte er und schubste die Wache leicht; zumindest sah es so aus.
    Der Mann segelte rückwärts durch die Luft und prallte gegen eine Holzwand. Die Peitsche flog hinter ihm her.
    Aufgrund des mechanischen Impulses kippte Farr nach hinten; erstaunt betrachtete er seine Hände.
    Die zweite Wache entrollte die Peitsche. »Vielleicht werden ein paar Drehungen des Rads dir Manieren beibringen, mein Junge.«
    »Das ist alles nur ein Mißverständnis«, sagte Toba. »Das war nicht geplant. Bitte; ich…«
    »Halt’s Maul!«
    Dura ballte die Fäuste und bereitete sich auf die Verteidigung vor. Sie hegte keinen Zweifel, daß sie und Farr mit dem Mann fertigwerden würden, auch wenn er in dieser Ledermontur steckte – zumal ihre Kraft hier anscheinend einen enormen Zuwachs erfahren hatte. Natürlich gab es mehr als nur zwei Wachen in Parz City; sie rechnete damit, daß dieser Vorfall in den nächsten Minuten hundert schlimme Konsequenzen zeitigen würde, die sich wie tödliche Krusten -Blumen entfalteten… Aber das stand nicht in ihrem Ermessen; sie mußte jetzt handeln.
    Die Wache erhob die Peitsche gegen ihren Bruder. Sie griff nach dem Messer und setzte zum Sprung an…
    »Wartet. Hört auf damit!«
    Langsam drehte Dura sich um, und die Wache ließ die Peitsche sinken.
    Der Mann, der das Entladen des anderen Wagens überwacht hatte – eine große und respektgebietende Person, die in eine edle, jedoch verschmutzte Robe gekleidet war und deren Kopf aller Haar-Röhren beraubt war – kam auf sie zu.
    Dura sah, daß Toba zurückwich. Die um ihr Vergnügen gebrachte Wache schaute Farr und Dura frustriert an.
    »Wer bist du?« fragte Dura. »Was willst du?«
    Der Ankömmling runzelte die Stirn. Er war ungefähr in Logues Alter.

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