Xeelee 4: Flux
breites, intelligentes Gesicht, und ihre perfekten Nüstern leuchteten. Sie war noch ziemlich ausgepumpt nach ihren Übungen, und Brust und Schultern hoben und senkten sich gleichmäßig. Die dunklen Kapillaren-Poren auf der Brust waren weit geöffnet.
Cris musterte ihn mit einem seltsamen Blick, und Ray beobachtete ihn interessiert und belustigt. Er mußte etwas sagen. »Parz ist nett. Interessant.« Interessant. Etwas Dümmeres hätte er wohl kaum sagen können. Seine Stimme schwankte, und er wurde sich seines massigen, übertrainierten Körpers bewußt; die Hände baumelten nutzlos an der Seite.
Sie schwebte näher zu ihm herüber. Er versuchte, ihr ins Gesicht zu sehen. Ihre Nacktheit faszinierte ihn. Aber das ergab keinen Sinn; die Menschlichen Wesen waren immer nackt gegangen, außer den Werkzeuggürteln und den Ponchos, die sie gelegentlich überzogen. Weshalb war er dann so nervös? Er mußte sich wohl schon daran gewöhnt haben, daß die Städter ihre Körper unter Kleidungsstücken wie den Overalls verbargen, die er und Cris trugen; und da stellte Rays Nacktheit eben einen Kontrast dar, den zu ignorieren ihm unmöglich war. Ja, daran mußte es liegen…
Doch nun spürte er ein Prickeln in den Lenden. Oh, beim Blut der Xeelee, helft mir. Wie ein eigenständiges Lebewesen – ganz ohne sein Zutun – strebte sein Penis aus der Hautfalte. Er beugte sich nach vorne und hoffte, daß die Falten im Overall ihn kaschieren würden. Doch das Mädchen schaute ihn mit großen Augen an, und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie wußte es. Sie wußte alles über ihn.
»Interessant«, wiederholte sie. »Vielleicht; aber nur, wenn man nicht dort aufwachsen muß.«
»Wir haben dir beim Training zugeschaut«, sagte Cris. »Du warst gut.«
»Danke.« Sie sah Cris verlegen an. »Ich bin für die Spiele ausgewählt worden. Wußtest du das schon?«
»Schon?« An seinem Gesichtsausdruck erkannte Farr, daß Cris in einem Zwiespalt zwischen Neid und Zuneigung für das Mädchen gefangen war. »Nein, ich… ich meine, ich freue mich für dich. Wirklich.«
Mit den Fingern strich sie über Cris’ Schulter. »Ich weiß. Und für dich ist es auch noch nicht zu spät.« Sie holte das Brett aus dem Netz. »Komm, laß uns trainieren.«
»Ja, sofort«, sagte Cris mit einem Blick auf Farr. »Aber zuerst…« Er hielt Farr sein Brett hin. »Möchtest du es einmal versuchen?«
Zögernd ergriff Farr das Brett. Er strich über die Oberfläche. Einen so fein gearbeiteten Gegenstand aus Holz hatte er noch nie in der Hand gehabt, und die eingelegten Bänder aus Kernstoff waren kalt und glatt. »Wenn du nichts dagegen hast?«
»Solange du es heil zurückbringst, nicht«, sagte Cris lachend. »Geh mit Ray – sie ist eine bessere Surferin als ich und eine bessere Lehrerin. Ich warte hier, bis ihr fertig seid.«
Farr schaute Ray an. Sie lächelte ihm zu. »Komm mit, es wird lustig werden.« Sie nahm ihm das Brett aus der Hand und strich ihm dabei leicht mit den Fingern über den Handrücken, woraufhin sein Penis sich wieder regte. Dann richtete sie das Brett parallel zu den Feldlinien des Magfelds aus und klopfte auf die mit dem Geflecht aus Kernstoff-Streifen unterlegte Oberfläche. »Surfen ist ganz leicht. Es ist wie Schwimmen, nur daß du mit dem Brett und den Füßen arbeitest anstatt mit den Beinen. Du mußt nur Kontakt mit dem Brett halten und es gegen das Magfeld drücken…«
Mit Rays und Cris’ Hilfe kletterte Farr auf das Brett und machte erste ›Trockenübungen‹. Zuerst kam er überhaupt nicht zurecht – es gelang ihm nicht, sich auf dem Brett zu halten –, und das alles unter Rays kritischen Blicken. Doch er versuchte es immer wieder.
Und auf einmal hatte er den Bogen raus. Das Geheimnis war nicht Kraft, sondern man mußte ein Gefühl für den Widerstand des Magfelds entwickeln und sich dem Fluß anpassen. Es genügte schon, das Brett stetig und gleichmäßig über die Flußlinien des Magfelds gleiten zu lassen und darauf zu achten, daß der Druck der Füße den Gegendruck des Magfelds nicht übertraf; so verloren die Füße nicht die Haftung auf dem Brett. Nachdem er sich mit einem Fuß abgestoßen hatte, ging er langsam in die Knie und drückte die Vorderseite des Bretts herunter. Allmählich lernte er, das Brett mit dieser Schaukelbewegung zu beschleunigen, und Elektronengas waberte um die Zehen, als ein Strom im Kernstoff induziert wurde.
Das Brett trug ihn geschwind über die Flußlinien, während er die
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