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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wachen tragen. Aber wir sind hier weit von Parz entfernt. Auf den Decken-Farmen wird das Rad geduldet. Damit wir wenigstens etwas haben, das uns Freude macht… Dieser alte Narr Frenk sagt, es sei wirtschaftlich effizient, wenn man uns Religionsfreiheit gewährt.«
    Dura lächelte. »Das klingt ganz nach Frenk.«
    »…Aber man weiß ja nie. Sind die Oberströmler auch Anhänger des Rads?«
    »Nein.« Sie musterte Rauc. Sie wirkte nicht sehr stark und machte auch nicht den Eindruck eines Rebellen, doch anscheinend spendete diese Sache mit dem Rad ihr Trost. »Ich habe gesehen, wie ein Rad als Exekutionswerkzeug eingesetzt wurde.«
    »Ja.«
    »Weshalb ist es dann ein religiöses Symbol?«
    »Weil es zum Töten verwendet wird.« Rauc schaute Dura in die Augen und suchte nach einem Zeichen des Verstehens. »Bei den vielen Menschen, die schon zerbrochen wurden, ist das Rad, die bloße Form, selbst schon zu etwas Menschlichem geworden. Oder noch mehr als das. Verstehst du? Indem wir das Rad am Körper tragen, sind wir dem edelsten und tapfersten Teil von uns nahe.«
    Rauc hatte die Ansprache eindringlich und mit ernster Stimme vorgetragen. Zweifelnd wog Dura das Rad in der Hand. Der Kult mußte weit verbreitet sein. Schließlich war Toba Mixxax auch ein Anhänger… Eigentümer einer Decken-Farm. Weit verbreitet im Stern und folglich in der Gesellschaft selbst.
    Wenn diese Kultanhänger sich jemals um einen Anführer scharten, dann würde dem mysteriösen Komitee, das die Stadt regierte, ein formidabler Gegner erwachsen.
    Rauc machte einen erschöpften Eindruck. »Komm mit. Wir suchen Leeh, und dann fängst du an zu arbeiten.«
    Nebeneinander schwammen die beiden Frauen durch die frische Luft der Farm, über sich die goldenen Weizenhalme.

    In einem entfernten Winkel des Bewußtseins registrierte Farr, daß die anderen Arbeiter sich von ihm zurückzogen; ihre verschlagenen Blicke verrieten, daß sie sich über sein Pech freuten.
    Ein Knurren ertönte. »Nein.« Farr erkannte, daß es sich um Bzya handelte, der dicht hinter ihm schwebte.
    Hoschs hagerer Schädel mit den tief eingesunkenen, leeren Augen schwenkte zu Bzya herum. »Du stellst meine Befehle in Frage, Fischer?«
    »Er ist noch zu jung«, sagte Bzya und legte seine Pranke auf Farrs Schulter. Farr, der nicht wollte, daß sein Freund wegen ihm Ärger bekam, versuchte die Hand mit einem Achselzucken abzuschütteln.
    »Aber er wurde für diese Arbeit angeheuert.« Ein Muskel in der Wange des Aufsehers zuckte. »Er ist zwar klein und leicht, aber er hat die Kraft eines Oberströmlers. Außerdem haben wir zu wenig taugliche…«
    »Er hat keinerlei Ausbildung und Erfahrung. Und wir hatten in der letzten Zeit hohe Verluste, Hosch. Das Risiko ist zu groß.«
    Hoschs Wangenmuskel schien ein Eigenleben zu entwickeln. »Ich habe dich nicht um deinen Rat gebeten, du Xeelee-Ficker!« brach es plötzlich aus ihm heraus. »Und wenn du so besorgt um diesen Schweineschiß bist, kannst du ihn gleich nach unten begleiten. Hast du das verstanden? Hast du das verstanden?«
    Farr ließ den Kopf hängen. Natürlich reagierte Hosch völlig irrational. Wenn er – Farr – wegen seiner Größe nach unten geschickt wurde, dann würde Bzya sicher nicht…
    Doch Bzya nickte nur. Weder Hoschs Wutanfall noch der plötzliche Befehl, an einem Himmelfahrtskommando teilzunehmen, hatten ihn erschüttert. »Wer ist der dritte Mann?«
    »Ich bin der dritte Mann.« Am Beben der Wangenmuskulatur und dem Zucken der Augenlider war zu erkennen, wie groß Hoschs Wut noch war. »Ich bin der dritte Mann. Bewegt euch, ihr Schweine-Ficker; vielleicht haben wir noch eine Chance, einzufahren, bevor das Quanten-Meer gerinnt…«
    Farr und Bzya verließen mit Hosch das Sägewerk. Farr ignorierte Hoschs Tiraden und rief sich in Erinnerung, was Bzya ihm über Hosch und Verantwortung erzählt hatte.

11

    DIE KAMMER, IN DER SIE die Glocke betreten würden, befand sich an der Unterseite der Stadt. Die Kammer hatte Wände und eine Decke – jedoch keinen Boden. Farr folgte Hosch und Bzya, wobei er sich an die Führungsleinen klammerte und in die freie Luft hinunterschaute. Nach dem tagelangen Aufenthalt im stickigen Hafen sog er die frische Luft begierig ein. Er war sich der ungeheuren Masse der Stadt über sich bewußt; sie ächzte leise, wie ein erschöpftes Tier.
    Die Glocke selbst war eine Kugel aus gehärtetem, verschrammten Holz mit einem Durchmesser von zwei Mannhöhen. Sie war mit Streifen aus Kernstoff

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