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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ist?«
    »Rede du meinetwegen mit dem Oberströmler.«
    Gleichgültig wandte der Aufseher das hagere und runzlige Gesicht ab.
    »Was geschieht mit mir, Bzya? Ich fühle mich so merkwürdig. Liegt es vielleicht daran, daß wir absteigen?«
    »Nein.« Bzya schüttelte den Kopf. »Wir steigen zwar ab, aber das ist nicht der eigentliche Grund. Hör gut zu, Farr; es ist wichtig, daß du verstehst, was nun geschieht. Es könnte dir das Leben retten.«
    Diese in ruhigem Ton gesprochenen Worte ängstigten den Jungen mehr als Hoschs Wutanfälle. »Sag’s mir.«
    »Je tiefer wir kommen, desto dichter wird die Luft. Hast du das begriffen?«
    Farr hatte begriffen. In den tödlichen Tiefen des UnterMantels waren Druck und Dichte so hoch, daß die Atomkerne zusammengepreßt wurden und verklumpten. Die Atombindungen, auf denen die Struktur des menschlichen Körpers – und überhaupt jeglicher Materie, aus der Farrs Welt bestand – basierte, wurden instabil. Die Kerne zerflossen zum Neutronen-Suprafluid, welche die Luft darstellte, und die freigesetzten Protonen bildeten eine supraleitende Flüssigkeit in der Neutronenmischung.
    Im Bereich des Quanten-Meers war der Stern schließlich nur noch ein einziger, gigantischer Kern, in dem kein Leben, das auf atomaren Bindungen beruhte, mehr möglich war.
    »Wie soll diese Holz-Glocke uns denn schützen? Wird das Holz sich nicht einfach auflösen?«
    »Das würde es auch… wenn da nicht die Bänder aus Kernstoff wären.«
    Die Reifen waren Röhren aus hyperonischem Kernstoff und enthielten einen Protonen-Supraleiter, der aus dem UnterMantel stammte. Weitere Röhren führten durch die Kabel nach oben zu den Dynamos im Hafen, die elektrische Ströme in den Bändern der Glocke erzeugten.
    »Die Ströme in den Bändern erzeugen starke Magnetfelder«, sagte Bzya, »die dem Magfeld gleichen und uns schützen. Die Felder legen sich wie ein Schirm um die Glocke und isolieren sie vom hohen Druck.«
    »Aber weshalb fühle ich mich dann so komisch? Liegt es am Magfeld der Glocke?«
    »Nein«, sagte Bzya lächelnd. »Die Bänder halten das Magfeld – das Magfeld des Sterns, meine ich – vom Innern der Glocke fern.
    Wir alle wachsen im Magfeld auf und unterliegen ständig seinem Einfluß… Und schwimmen können wir nur deshalb, weil das Magfeld es uns ermöglicht. Farr, zum ersten Mal in deinem Leben spürst du das Magfeld nicht… Zum erstenmal hast du die Orientierung verloren.«

    Farr hatte jedes Zeitgefühl verloren. Das Schweigen wurde nur vom Schleifen der Kabel, dem gelegentlichen Zusammenprall der Glocke mit dem Rückgrat und Hoschs fast unhörbarem zornigen Nuscheln unterbrochen. Farr hatte die Augen geschlossen und versuchte zu schlafen.
    Nachdem eine unbestimmte Zeit verstrichen war, fuhr ein Ruck durch die Glocke, der so heftig war, daß Farr fast die Haltestange aus der Hand geprellt worden wäre. Er schaute sich in der trübe erleuchteten Kabine um. Er spürte, daß eine Veränderung eingetreten war. Aber welche? War die Glocke mit irgend etwas kollidiert?
    Die Glocke bewegte sich noch immer, aber die Art der Bewegung hatte sich verändert – das meldete ihm zumindest die Magengrube. Sie befanden sich noch immer auf dem Weg nach unten, dessen war er sich sicher; doch nun verlief der Abstieg der Glocke viel ruhiger, und die gelegentlichen Kollisionen der Glocke mit dem Rückgrat hatten auch aufgehört.
    Er hatte den Eindruck, daß die Glocke ungehindert durch den UnterMantel driftete.
    Sanft legte Bzya ihm seine Pranke auf den Arm. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Habe ich auch nicht…«
    »Wir haben nur das Rückgrat verlassen, mehr nicht.«
    »Wieso?« fragte Farr mit großen Augen. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein.« Die Höhle von Bzyas zerstörtem Auge glühte sanft im Licht der Holz-Lampen. »Es hat alles seine Richtigkeit. Schau, das Rückgrat erstreckt sich nur einen Meter in die Tiefe. Das ist tiefer, als man ohne Ausrüstung schwimmen kann. Aber wir müssen noch viel tiefer hinunter. Und nun steigt die Glocke weiter ab, ohne daß sie vom Rückgrat geführt würde.
    Aber wir sind noch immer über die Kabel mit Parz verbunden. Und der Strom, den sie führen, wird sowohl uns als auch das Kabel weiterhin vor den hier herrschenden Bedingungen schützen. Aber…«
    »Aber wir treiben. Und das Kabel könnte sich verheddern oder gar reißen. Was geschieht, wenn es reißt, Bzya?«
    Bzya schaute ihm ins Gesicht. »Wenn es reißt, sind wir verloren.«
    »Ist das schon einmal

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