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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hatte sie noch immer das Seil und das Messer.
    Der Wald der Farm war überwiegend gerodet; auf der freigelegten Wurzel-Decke gedieh in ordentlichen Reihen grüngoldener Weizen, verändertes Gras. Hier, wenige Mannhöhen unterhalb des wogenden, mutierten Grases, waren die Grenzen der Farm nicht mehr zu erkennen. Es hatte den Anschein, als ob die ursprüngliche Wildnis der Kruste von dieser klaustrophobischen Ordnung überrannt und verbannt worden wäre.
    Natürlich erstreckte diese Ordnung sich nur in zwei Dimensionen. Die dritte Dimension führte hinunter zur frischen Luft des Mantels, der weit und leer unter ihr hing. Den Leuten von Parz war es bisher noch nicht gelungen, die Luft selbst einzuzäunen… im Grunde brauchte sie nur diesen Luft-Tank in Qos Frenks rundes, weiches Gesicht zu werfen und in der Unendlichkeit zu verschwinden. Weder diese verweichlichten Städter noch die Kulis würden sie jemals einholen.
    Doch sie durfte diesen Ort erst dann verlassen, wenn die Gebühren für Addas Krankenhausaufenthalt entrichtet worden waren. Aufgrund ihrer Verpflichtungen war sie hier eingesperrt wie in einem Käfig.
    Blinzelnd musterte Qos Frenk sie. »Ich weiß, daß das eine ungewohnte Situation für dich ist. Du sollst wissen, daß du nichts zu befürchten hast außer harter Arbeit. Ich bin Besitzer dieser Decken-Farm und besitze sozusagen auch deine Arbeitskraft. Aber ich gebe mich nicht dem Trugschluß hin, auch deine Seele zu besitzen.
    Ich bin kein grausamer Mann, Dura. Ich behandle meine Kulis so gut, wie ich es mir leisten kann. Und…«
    »Wieso?« fragte Dura knurrend. »Weil Sie so ein edler Mensch sind?«
    Er lächelte. »Nein. Weil zufriedene und gesunde Arbeiter in ökonomischer Hinsicht günstiger für mich sind.« Er lachte, wobei er etwas menschlicher auf Dura wirkte. »Wenn schon nichts anderes, dann sollte zumindest das dich überzeugen. Ich bin sicher, daß du dich hier wohlfühlen wirst, Dura. Sobald du das Handwerk beherrschst, wüßte ich nicht, weshalb du nicht Aufseherin oder Fachkraft werden solltest.«
    Sie rang sich ein Lächeln ab. »In Ordnung. Danke. Ich weiß, daß Sie nur mein Bestes wollen. Was habe ich zu tun?«
    Er wies auf die Reihen reifenden Weizens, die von der Walddecke über ihnen hingen. »In ein paar Wochen ist Erntezeit, und dann geht die Arbeit erst richtig los. Aber vorerst sollst du nur dafür sorgen, daß der Weizen ungehindert wächst. Halte Ausschau nach Wildschweinen. Oder Eindringlingen.« Er schaute betrübt drein. »Davon gibt es dieser Tage viele… Diebe, meine ich. Es herrscht große Armut in der Stadt, mußt du wissen. Achte auf Krankheiten. Melde mir alle Fälle von Verfärbung oder Kleinwüchsigkeit… Falls irgendwelche Krankheiten auftreten, isolieren wir den befallenen Bereich und sterilisieren ihn, bevor die Infektion sich ausbreitet.
    Achte auf Unkraut, das zwischen den Wurzeln wächst und den Weizen beschädigt. Wir dulden nicht, daß andere Gewächse von den guten Krusten-Isotopen schmarotzen, die ausschließlich für das Getreide bestimmt sind… Das gilt auch für junge Bäume. Du würdest dich wundern, wie schnell sie wachsen.« Er breitete die Hände aus. Sein Enthusiasmus wirkte fast ansteckend auf Dura. »Man sollte nicht glauben, daß dieser Abschnitt der Kruste einmal bewaldet war.«
    »Bemerkenswert«, warf Dura trocken ein und dachte dabei an die riesigen, unberührten Wälder ihrer Heimat am Oberlauf.
    Frenk schaute sie unsicher an.
    Dann stießen sie auf einen anderen Arbeiter, eine Frau, die mit dem Körper im Getreide steckte und deren Beine in der Luft baumelten. Die Frau holte Setzlinge zwischen den grünen Weizenhalmen hervor und stopfte sie in einen an der Hüfte befestigten Sack.
    »Aha«, sagte Frenk lächelnd. »Eine meiner besten Arbeiter. Rauc, sag Dura ›Guten Tag‹. Sie ist gerade erst angekommen. Wärst du vielleicht so gut, ihr alles zu zeigen…«
    Langsam schälte die Frau sich aus dem Getreide. Auf dem Kopf hatte Rauc einen Luft-Helm, einen weichen, halb durchsichtigen Gazeschleier, der von einem breitrandigen Hut herabhing. Der Vorhang bauschte sich leicht, als Luft aus dem Tank zugeführt wurde.
    Frenk schwamm unbeholfen davon.
    Rauc war schlank und trug ein ärmelfreies Kleid aus rauhem Leder. Nachdem Frenk verschwunden war, unterzog sie Dura für einige Augenblicke einer stummen Musterung. Dann lüftete sie den Schleier. Sie hatte ein hageres, müdes Gesicht mit dunkel geränderten Augen; sie war etwa in Duras

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