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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Merkmale des Konvois hin und gab dazu in geschäftsmäßigem Ton Erklärungen ab, wobei sie immer wieder Duras vermeintliche Ignoranz erwähnte. Dura war es schon lange leid, daß diese Parz-Leute sie als amüsanten Trottel behandelten, doch – heute zumindest – verkniff sie sich die ätzenden Bemerkungen, die ihr sonst so leicht über die Lippen kamen. Diese Frau, Kae, wollte ihr nichts Böses; sie versuchte nur, nett zu einer Fremden zu sein.
    Vielleicht werde ich es noch lernen, hinter die Fassade der Leute zu schauen, sagte Dura sich. Und nicht wegen jeder Kleinigkeit so heftig zu reagieren. Vielleicht wurde sie schließlich doch noch erwachsen.
    Die Kette der Bäume glitt mit halber Schwimmgeschwindigkeit durch die Luft. Der Konvoi wurde von Luft-Schwein-Gespannen gezogen. Die Schweine quiekten und grunzten, während sie sich ins Zeug legten. Etliche Leute, darunter auch Kinder, kümmerten sich um die Schweine. Die Tiere wurden aus Schüsseln mit zerstampften Krusten baum-Blättern gefüttert, und das Geschirr wurde ständig nachjustiert, damit die Gespanne sich auch in dieselbe Richtung bewegten.
    Die Leute grüßten Kae beim Vorbeiflug und warfen Dura neugierige Blicke zu. Sie schätzte das Begleitpersonal auf etwa hundert Leute.
    Die Frauen legten eine Pause ein und sahen zu, wie ein Team ausgespannt wurde. Die Tiere wurden vom Geschirr befreit, doch durch die Seile, welche durch die perforierten Flossen gezogen waren, wurden sie trotzdem an der Flucht gehindert. Dann wurden die Tiere weggeführt und an einem anderen Punkt der Karawane zum Ausruhen angebunden, während ein frisches Team angespannt wurde.
    »Wäre es nicht einfacher«, fragte Dura mit einem Stirnrunzeln, »die Karawane anzuhalten, anstatt zu versuchen, die Gespanne im Flug zu wechseln?«
    Kae lachte. »Kaum. Dura, nachdem die Karawane am Rande des Oberlaufs zusammengestellt wurde, dauert es normalerweise mehrere Tage, bis die Schweine-Gespanne sie auf Reisegeschwindigkeit beschleunigt haben. Und wenn diese Masse einmal in Bewegung ist, ist es viel leichter, die Bewegung aufrechtzuerhalten, anstatt sie immer wieder abzubremsen und zu beschleunigen.«
    Dura stieß einen lautlosen Seufzer aus. »Ich weiß, was Massenträgheit ist. Dann haltet ihr also nicht einmal zum Schlafen an?«
    »Wir schlafen in Schichten, und zwar in Netzen und Kokons, die an den Stämmen befestigt werden.« Kae zeigte auf eins der Schweine-Teams. »Die Schweine werden während des Fluges ausgetauscht. Es ist gar nicht so schwer, eine Karawane zu lenken; man muß nur den Feldlinien flußabwärts bis zum Südpol folgen… Dura, wenn ein Konvoi wie dieser von der Grenze des Hinterlands aufgebrochen ist, hält er erst dann wieder an, wenn er sich in Sichtweite von Parz befindet. Dann werden die Schweine-Gespanne gewendet, und die Karawane löst sich auf. Anschließend werden die einzelnen Einheiten in die Stadt gebracht.«
    Dura versuchte, sich die Entfernung vom Oberlauf nach Parz vorzustellen. »Aber bei dieser Geschwindigkeit muß es doch Monate dauern, die Stadt zu erreichen.«
    »In der Regel ein ganzes Jahr.«
    »Ein Jahr?« Dura runzelte die Stirn. »Kann die Stadt überhaupt so lange auf das Holz warten?«
    »Nein. Aber das muß sie auch gar nicht«, sagte Kae lächelnd, ohne daß in ihrer Stimme Ungeduld wegen Duras Begriffsstutzigkeit mitgeschwungen wäre. »Die Stadt wird nämlich ständig von einem Strom von Karawanen wie dieser angeflogen, die von der Peripherie des Hinterlands kommen. Aus der Perspektive von Parz findet deshalb eine kontinuierliche Versorgung mit Holz statt.«
    »Rauc wußte den genauen Tag, an dem sie zur Karawane schwimmen mußte. Und wirklich habt du und Brow uns schon erwartet.«
    »Ja. Wir waren rechtzeitig da. Wir kommen immer rechtzeitig an, Dura; und das gilt auch für alle Karawanen aus dem Hinterland. Es ist alles sorgfältig geplant.«
    Vor Duras geistigem Auge erschienen Dutzende, ja Hunderte solcher Karawanen, die mit ihrem wertvollen Holz Parz zustrebten… und alle rechtzeitig. Sie fühlte Ehrfurcht angesichts der Tatsache, daß Menschen in der Lage waren, in einem solchen Maßstab zu planen und zu handeln, noch dazu mit derartiger Präzision.
    Sie schwammen weiter an der Flanke der Karawane entlang. An einigen Stellen waren die Stämme gespalten worden, um das grüne Glühen des Kernbrands freizulegen. Menschen bewegten sich zielstrebig um die glühenden Punkte und Kreise. Netze und Seile wurden von den Stämmen

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