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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nachgeschleppt, und Dura sah, daß Schlafkokons, Werkzeuge, Kleidung und Proviant in den Netzen verstaut waren. An einer Stelle sah sie eine Schar von Kleinkindern, die sicher in einem engmaschigen Netz untergebracht waren.
    »Die Karawane ist eine kleine Stadt für sich«, stellte sie fest. »Eine Stadt auf Reisen. Es gibt hier ganze Familien.«
    »Das ist richtig«, sagte Kae mit einem Anflug von Traurigkeit. »Nur daß es sich um eine Stadt handelt, die in wenigen Monaten, nachdem wir Parz erreicht haben, zerstört wird. Und dann werden wir mit Wagen zurück ins Hinterland gebracht, um eine neue Karawane zusammenzustellen.«
    Sie schwammen an einem zweiten Netz mit schlafenden Kindern vorbei.
    »Weshalb reist Rauc denn nicht mit der Karawane?« fragte Dura. »Mit Brow?«
    Kae versteifte sich leicht. »Weil sie mehr verdient, wenn sie als Kuli für Qos Frenk arbeitet. Sie haben ein Kind. Hat sie dir das denn nicht gesagt? Das Mädchen geht in Parz zur Schule, und sie müssen für die Gebühren arbeiten.«
    Dura verharrte in der Luft. »Dann ist Rauc also auf einer Decken-Farm im Hinterland, ihr Kind ist in dieser Holzkiste am Pol, und Brow ist irgendwo am Oberlauf bei den Holz-Konvois. Und wenn sie Glück haben, dann sehen sie sich – wie oft? Einmal im Jahr?« Sie dachte an die Mixxax’, die aus dem gleichen Grund so oft voneinander getrennt waren. »Was ist das denn für ein Leben, Kae?«
    Kae wandte sich ab. »Das klingt so, als ob du damit nicht einverstanden wärst, Dura.« Sie wedelte mit der Hand. »Ich habe den Eindruck, daß dir alles mißfällt. Unsere ganze Lebensweise. Nun, wir können nicht alle als Spielzeug-Wilde am Oberlauf leben, weißt du.« Sie biß sich auf die Lippe, fuhr dann aber fort: »So ist es eben. Rauc und Brow tun alles für ihre Tochter. Und wenn du wissen willst, wie sie es ertragen, ständig getrennt zu leben, solltest du sie fragen.«
    Dura sagte nichts.
    »Das Leben ist komplex – komplexer, als du glaubst. Wir müssen alle Kompromisse schließen.«
    »Wirklich? Und wie sieht dein Kompromiß aus, Kae?«
    Kaes Augen verengten sich. »Komm weiter«, sagte sie. »Suchen wir die anderen. Es muß Essenszeit sein.«
    In düsterem Schweigen schwammen sie entlang der komplizierten, linearen Gemeinschaft zurück.

    Ein Dutzend Leute hatte sich in der Nähe eines der gespaltenen Baumstämme in der Mitte der Karawane versammelt. Ein Rad war in den Stamm geritzt worden: wie mit dem Zirkel gezogen und mit fünf Speichen; die Darstellung war so groß, daß sie sich um den zylindrischen Stamm zog. Kleine Schüsseln mit Essen waren in die glühenden Zwischenräume des Musters gestellt worden.
    Die Leute verankerten sich entweder am Baum selbst oder an Seilen und Netzen, die vom Stamm herabbaumelten, und scharten sich um das nukleare Feuer. Hin und wieder griff einer von ihnen in das Feuer und holte eine Schüssel heraus.
    Leicht nervös schloß Dura sich der Gruppe an. Doch die Leute begrüßten sie mit einem neutralen, sogar freundlichen Kopfnicken. Bei dem nomadenhaften Leben, das sie im Hinterland von Parz führten, hatten diese Holzfäller keinerlei Berührungsängste.
    Sie erspähte ein kurzes Seil und schlang es um den Arm. Das am Baumstamm befestigte Seil übte eine konstante Zugkraft auf sie aus. Sie war nun ein Teil der Karawane geworden und wurde von der enormen Massenträgheit mitgezogen. Sie ließ den Blick über die Gruppe schweifen. Die entspannten Körper in den praktischen Westen bildeten eine Halbkugel über dem freigelegten Kernbrand. Das grüne Licht erhellte die Gesichter und Körper der Leute und spiegelte sich in ihren Augen. Dura fühlte sich wohl – sie wurde hier akzeptiert – und rückte näher ans warme nukleare Feuer heran.
    Dann machte sie Rauc und Brow aus, die sich an der entgegengesetzten Seite der kleinen Gruppe aneinandergekuschelt hatten. Rauc winkte ihr kurz zu und wandte sich dann wieder ihrem Mann zu. Dura schaute sich diskret um und sah, daß der größte Teil der Gruppe zu Pärchen zerfallen war, die lockere Konversation miteinander betrieben. Sie starrte in die Glut des Feuers.
    Plötzlich legte jemand ihr die Hand auf den Arm. Sie drehte sich um. Kae hatte sich neben sie gesetzt. »Möchtest du etwas essen?« fragte sie lächelnd.
    Dura sah sich verstohlen um. Kae war anscheinend allein, ohne Partner. Von der Feindseligkeit, die Kae zuweilen an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu spüren – Dura hatte nun den Eindruck, daß Kae dicht unter der

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