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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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so aus, als ob ganze Städte sich vom Boden gelöst hätten und leicht wie Seifenblasen emporstiegen. Farben irrlichterten kaleidoskopartig über den Gleiter, und wir hatten das Gefühl, in einem Aufzug vom Himmel herabzusteigen.
    So schnell, wie sie abgehoben hatte, war die Xeelee-Flotte an uns vorbei. Gewaltige nachtschwarze Schwingen breiteten sich für einen Moment über den todgeweihten Planeten, als ob sie ihm Lebewohl sagen wollten. Und dann verschwand die Flotte in der Unendlichkeit. Offensichtlich hatten sie uns nicht bemerkt.
    Der Gleiter näherte sich in einer immer engeren Spirale der Oberfläche. Ich übernahm vom RoboButler und hielt nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau. Wir fegten über eine verwüstete Landschaft.
    Hinter einem der Zwillingsmonde des verdunkelten Planeten steckten die Squeem ihre kollektive Nase hervor. »Die Nova ist imminent; bitte beeil dich mit deiner Landung auf dem Planeten.«
    »Danke. Nun verzieht euch wieder in euren Eimer. Ich muss mich konzentrieren.« Ich zerrte an der träge ansprechenden Steuerung des Gleiters, und wir näherten uns langsam dem Boden. Insgeheim verfluchte ich die Xeelee, spielte mit dem Gedanken an Fischragout und hegte sogar einen Groll gegen den RoboButler. Das Letzte, was ich in dieser Lage gebrauchen konnte, war der Hinweis, dass ich im Begriff war, eine Riesendummheit zu begehen. Ich hatte das Gefühl, in ein brennendes Haus einzubrechen. Steig ein, nachdem die Eigentümer geflohen sind, und verschwinde, bevor das Dach einstürzt. Der Zeitplan war ausgesprochen eng.
    Schließlich legten wir eine harte Landung hin. Mit vorwurfsvoller Miene wickelte der RoboButler die Pseudopodien von einem Stuhlbein ab, öffnete die Luke und stieg aus. Ich hatte den Anzug schon angelegt, schnappte mir einen Palmtop und eine Laser-Taschenlampe und folgte dem Roboter auf wackligen Beinen. Die Landung hatte mich ziemlich mitgenommen, aber unter diesen Umständen hielt ich es nicht für ratsam herumzutrödeln.
    Ich stand in einer friedhofsartigen Landschaft. Mein Atem dröhnte förmlich in der leblosen Einöde. Im Geiste sah ich den Planeten zittern, als die geschwollene Sonne zu platzen drohte. Einen tristeren Ort vermochte ich mir kaum vorzustellen.
    Ich hatte uns inmitten einer dorfgroßen Ansammlung von Gebäuden runtergebracht, die anscheinend zu klein oder zu abgelegen war, um mit den anderen Städten zu entschweben. An einem solchen Ort hatten wir die größten Chancen, etwas zu finden, das die Xeelee in ihrer Hast übersehen hatten – ein Spielzeug, das vielleicht die Volkswirtschaften von einem Dutzend Welten revolutionierte.
    Das ist mein Ernst, Leute. Wäre schließlich nicht das erste Mal. Andererseits würde ich mich mit jedem Schrott begnügen, wenn die Squeem nur zufrieden gestellt werden und mich endlich in Ruhe lassen.
    Die flachen Gebäude warfen im Mondlicht einen doppelten Schatten. Der RoboButler verschwand in der Dunkelheit. Ich fuhr mit der Hand über eine Türschwelle. Im Nu hatte ich eine Rille im Handschuhfinger. Der berühmte Xeelee-Baustoff: Mit einer Dicke von einem Protonendurchmesser, der Dichte von Glaswolle und einer unübertroffenen Festigkeit. Niemand kannte das Geheimnis seiner Herstellung und Bearbeitung. Außer dem bekannten Wunder gab es aber nichts Neues.
    Der RoboButler huschte aufgeregt, aber mit leeren Händen vorbei. Der verlassene Ort hatte eine Aura des Todes, und nichts erinnerte mehr an die Wesen, die vor kurzem noch hier gelebt hatten. Die gründlichen Xeelee hatten sogar ihre Geister evakuiert.
    »Squeem, das ist Zeitverschwendung.«
    »Ich schätze die Zeit, nach der du aufsteigen solltest, auf ein paar Minuten. Bitte fahr fort; ich beobachte den Stern.«
    »Ich fühle mich auf einmal viel sicherer, wo ich das nun weiß.« Ich spähte in ein paar Türeingänge. Die Laser-Lampe enthüllte nichts als gähnende Leere – bis ich im vierten oder fünften Gebäude doch noch fündig wurde.
    Das in einer Ecke liegende Artefakt glich einer Blume. Sechs eckige Blütenblätter, die anscheinend aus Xeelee-Baustoff bestanden, waren an einer kleinen zylindrischen Basis befestigt. Das Gebilde hatte in etwa die Größe meiner Handfläche. Ein Schmuckstück? Die Angaben des Rechners über physikalische Dimensionen und innere Struktur blieben unverändert, während ich das Spielzeug im Licht der Laser-Lampe begutachtete. Eine Hälfte des Zylinders scherte auf der Hand ab. Es machte klick, doch sonst tat sich nichts Aufregendes.

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