Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
rollte mich hinter ihr zu einer Kugel zusammen. Das Licht flutete heran und brach sich an der Kante des improvisierten Schutzschilds. Ich stellte mir vor, wie die tödliche Energie der Nova gegen das Material anbrandete und zu harmlosen Schichten aus Xeelee-Baustoff kondensierte. Und vor den bösen schweren Teilchen, die dem Licht folgten, würde der Anzug mich schützen. Er war kräftig gewirkt und bestand natürlich aus Xeelee-Material… Die Zuversicht stieg, dass ich diesen Tanz überleben würde.
    Ich wartete auf die Dämmerung. Der RoboButler wirbelte vorbei. Er wand sich hilflos und funkelte im Licht der aufgehenden Nova.
    Im letzten Moment streckte ich die Hand aus und zog ihn zu mir hinter den Schild. Das war die größte Dummheit, die ich je begangen hatte.
    Die Nova loderte auf.
    * * *
    Der Gleiter zerplatzte in einem Schauer aus Metalltropfen. Die Haut des Planeten unter mir schrumpelte wie ein alter Pfirsich.
    Und der RoboButler und ich ritten auf der Xeelee-Blume wie Surfer auf einer Welle.
    Es dauerte ungefähr zwölf Stunden. Dann wusste ich, dass ich dem Tod von der Schippe gesprungen war. Ich entspannte mich und schlief ein.
    * * *
    Ich erwachte kurz. Die Kehle war wie ausgedörrt, und die Muskeln waren steinhart. Der RoboButler klammerte sich wie eine Klette an mein Bein.
    Wir trieben im All. Die Blume rotierte langsam und füllte mein Blickfeld zur Hälfte aus. Ihr Schatten wanderte über den verwüsteten Planeten. Der Durchmesser der Blume musste bereits eine halbe Meile betragen, und sie wuchs noch immer.
    Was für ein Bild. Ich nahm noch eine Mütze voll Schlaf.
    * * *
    Das Recycling-System des Anzugs war für zwei achtstündige EVA-Schichten ausgelegt. Die Squeem wagten sich erst nach vier Tagen wieder aus ihrem ein paar Lichtjahre entfernten Versteck.
    In diesen vier Tagen hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel über die körperlichen Verrichtungen, für die der Tank der Squeem wie geschaffen schien. Und über die Blume.
    Ich sah sie wachsen. Sie labte sich am Sonnenlicht. Ihr Wachstum war exponentiell; je größer sie wurde, desto schneller wuchs sie. Ich versuchte zu extrapolieren, wie groß sie noch werden würde.
    Als Ausgangspunkt legte ich eine Quadratmeile Baustoff zugrunde. Ich stellte wissenschaftliche Spekulationen über die Oberflächendichte an. Angenommen, sie nimmt von der Nova und den nahen Sternen eine Wärmeleistung auf wie die Erde von der Sonne – über tausend Watt pro Quadratmeter. Dann berücksichtige man den Wirkungsgrad: Energie ist Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat.
    Daraus folgte, dass die Blume alle sechzehn Jahre ihre Größe verdoppelte. Vor dem geistigen Auge erschien eine geometrische Reihe: Eins, zwei, vier, acht, sechzehn… Sie war jetzt schon zu groß, um sie zu handhaben. Nach ein paar Jahrhunderten würde sie die Größe der Erde erreicht haben und wenig später die Dimension der Sonne.
    Nach tausend Jahren konnte man die Galaxis mit ihr wie in Geschenkpapier einwickeln. Geometrische Reihen wachsen schnell. Nur dass noch immer die Frage im Raum stand, wie man den Baustoff der Xeelee überhaupt bearbeitete.
    Das Universum drehte sich um mich. Ich strich über den geduldigen RoboButler. Die Zunge lag mir wie ein Lederlappen im Mund, und das versagende Recyclingsystem des Anzugs hinterließ einen Nachgeschmack, den ich lieber vergessen möchte.
    Ich ging noch einmal die Zahlen durch. In der Praxis war die Energiezufuhr der Blume unregelmäßig, und in Kürze würde der Rand sich mit annähernder Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Dennoch würde sie eine enorme Größe erreichen. Die Naturgesetze hatten die Xeelee in der Vergangenheit souverän ignoriert. Wir tauchten in den jetzt schon riesigen Schatten der Blume ein, und der RoboButler schmiegte sich noch enger an mich.
    Das war wohl auch der Grund, weshalb die Xeelee ihre Spielsachen nicht überall herumliegen ließen, sagte ich mir. Im günstigsten Fall stellte die Blume eine Gefährdung für die Schifffahrt dar. Der Rest der Galaxis wäre nicht sehr erfreut über die Squeem…
    Diese Gedanken sanken auf den Grund des Bewusstseins und fügten sich nach einer Weile zu einer Idee.
    Das Geheimnis des Hyperdrive: Ja, das wäre ein schönes Pfand. Ich stellte mir vor, wie ich ihn einer dankbaren Menschheit präsentierte. Wir hatten wieder allen Grund zum Optimismus.
    Ich selbst natürlich auch. Ich wäre ein Held. Vielleicht eine Villa mit Blick auf die Klippen von Miranda. Dieser kleine

Weitere Kostenlose Bücher