Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Minuten bis zum Sonnenaufgang hatten.
    Meine Erinnerung an die ersten fünf Minuten ist nur vage. Ich lasse hier nicht den starken Mann raushängen. Ich erinnere mich, wie die Wände des Gleiters sich wie verbranntes Fleisch zusammenrollten und das weiche Innere ausgesogen wurde…
    Ein Objekt war unversehrt, ein Überbleibsel, das in einer Wolke aus Metalltropfen rotierte.
    Ich wurde mir bewusst, dass ich eine Idee hatte.
    * * *
    Ich riss die Xeelee-Blume aus dem Spind und vergeudete wertvolle Sekunden, indem ich sie anstarrte. Die einzige Substanz im Umkreis von einer Million Meilen, die – vielleicht – der Nova zu widerstehen vermochte, und sie war nur handtellergroß. Ich musste sie vergrößern, und zwar schnell. Aber wie?
    Das Gehirn arbeitete träge. Richtig. Eine Möglichkeit. Doch würde die Zeit überhaupt ausreichen? Ich nahm den Aktivierungs-Zylinder der Blume ab und verstaute ihn in einer Anzugstasche.
    Der RoboButler stand noch immer an den Kontrollen und versuchte das Rendezvous mit einem Schiff zu vollenden, das nicht mehr da war. Wäre die Situation nicht so akut gewesen, hätte diese Szene mich vielleicht gerührt; in Anbetracht der Lage ignorierte ich das vergebliche Treiben des Roboters und tippte eine Notfallsequenz ein. Ich war wie in Trance und vermochte kaum die behandschuhten Finger zu krümmen. Nach dem dritten Anlauf schaffte ich es endlich. Meine Nerven waren angespannt wie Drahtseile, und es grenzte an ein Wunder, dass ich die Lage überhaupt meisterte.
    Nun blieb mir noch eine Minute, ins Heck des Gleiters zu gelangen. Ich ließ das Visier einrasten und evakuierte die Luftschleuse. Dabei missachtete ich die vorgeschriebenen Sicherheitsroutinen und verwirkte die Herstellergarantie. Der RoboButler streifte nervös klickend durch die Kabine.
    Ich packte die Xeelee-Blume und stieß mich mit der freien Hand in den Weltraum.
    Wider Willen schaute ich zum todgeweihten Planeten hinunter. Die Luftmassen, die von der Tagseite um die Planetenkrümmung rasten, schaukelten sich zur Mutter aller Stürme auf; der Sturmwind über den siedenden Meeren trieb die Wolken vor sich her. Ein unheilverkündendes Licht leuchtete am Horizont auf.
    Den konfusen RoboButler im Schlepptau erreichte ich die Luke für die Notabschaltung des Reaktors. In einer halben Minute würde die Sicherheitsprozedur, die ich geschrieben hatte, die restliche Fusionsenergie des Gleiters in einem mächtigen Schwall durch die Luke in den Weltraum sprengen. Aber die Energie sollte nicht im All verpuffen. Vielmehr würde sie auf die Xeelee-Blume treffen, die ich über der Luke befestigen wollte.
    Richtig. Befestigen. Aber womit? Ich kramte in den Anzugstaschen nach Klebeband. Fand ein Stück Bindfaden. Kaugummi. Ich vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Der RoboButler hastete vorbei, um einen lebenswichtigen Handgriff zu erledigen.
    Ich schnappte mir den Robot und umwickelte die Blume mit einem seiner Pseudopodien. »Hör zu«, schrie ich ihn an, »bleib hier stehen. Verstanden? Bitte halte sie für fünf Sekunden; mehr verlange ich nicht.«
    Die Zeit lief mir davon. Ich rannte zur anderen Seite des Gleiters.
    * * *
    Fünf Sekunden sind nicht lang. Aber diese fünf Sekunden waren lang genug, um den Horizont in Flammen aufgehen zu sehen. Lang genug, um zu begreifen, dass ich mein Leben auf der Grundlage mehr oder weniger fundierter Annahmen über die Xeelee-Blume aufs Spiel setzte.
    Ihr Wirkungsgrad musste hundert Prozent betragen. Vermochte die Blume nämlich nicht alles zu absorbieren, was gleich auf sie einstürmte, dann würde sie verdampfen wie Tau in der Morgensonne. Sie musste exponentiell wachsen, wobei das Wachstum proportional zur bereits bestehenden Fläche zunahm. Sonst würde mein Plan nicht aufgehen, und sie würde nicht schnell genug wachsen, um mir das Leben zu retten.
    Die Zeit reichte sogar noch, um mich zu fragen, ob der RoboButler sich etwa langweilte…
    Es blitzte. Ich schaute um die Ecke des Gleiters.
    Es hatte funktioniert. Die Blume war im Fusionslicht zu einer Scheibe mit dem Durchmesser eines Regenschirms aufgeblüht. Sie war vielleicht groß genug, um mich vor der harten Strahlung zu beschirmen, die bald herabregnen würde.
    Die Blume entfernte sich taumelnd vom verlassenen Gleiter, gefolgt vom RoboButler, der traurig mit dem geschmolzenen Stumpf eines Pseudopodiums wedelte. Ich kickte ihn aus dem Weg und flog ins All. Die Hitze traf mich wie Messerstiche in den Rücken.
    Ich erreichte die Blume und

Weitere Kostenlose Bücher