Xperten 1.2 - Der Mindcaller
mehrmals eine Änderung im Licht bemerkt.«
»Feststellung zwei: Die Luft war anders, frischer«, wirft Aroha ein.
»Feststellung drei: Wir haben Blumen gesehen, wie ich sie nie vorher bemerkt habe«, ergänzt Jeannie.
»Feststellung vier: Es gab Bäume, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt«, fährt Aroha fort.
»Feststellung fünf: Die Berge erschienen steiler und jünger als sie es sein sollten«, fügt Mike hinzu.
Es ist der letzte Punkt, über den sie am längsten nachdenken. Schließlich spricht Mike das aus, was den anderen auch auf der Zunge liegt.
»Ihr kennt die alte Regel, wenn man alles Mögliche eliminiert hat, dann muss das Unmögliche möglich sein. Es kommt mir vor, als würden wir durch das Kapakapa auf eine visuelle (und vielleicht nicht nur visuelle) Diskrepanz stoßen. Wir sehen Dinge aus längst vergangenen Zeiten.«
»Ich glaube nicht, dass du ‚wir‘ sagen solltest. Es ist Aroha mit dem Kapakapa. Aber wenn sie mit Freunden zusammen ist, die in einem gewissen Sinn offen sind für ungewöhnliche Phänomene, dann werden diese Freunde in das Erlebnis mit einbezogen«, meint Jeannie.
Mike nickt. Aroha sagt: »Ich glaube, dass das alles stimmen mag. Nur fehlt uns noch viel Information. Warum erleben bzw. sehen wir gerade eine bestimmte Zeit? Warum geschieht diese Zeitverschiebung nur an gewissen Stellen und nur manchmal? Ist es ein Naturphänomen? Oder steckt irgendwer oder irgendwas dahinter, und was wird damit bezweckt? Darauf haben wir alle keine Antworten. Aber die größte ‚Verschiebung‘ haben wir im Tongariro Nationalpark erlebt, und dort scheint sie auch am stabilsten zu sein. Ich glaube daher, dass wir dort, und vor allem in der Nähe der Vulkane und auf dem vulkanischen Plateau, versuchen könnten, weiterzusuchen.«
»Ja«, stimmt Mike zu. »Das Kapakapa ist ja schließlich aus einem Obsidian geschnitzt und dieser Stein mag sehr wohl vor langer Zeit aus einem dieser Vulkane stammen. Aber wenn wir die Vulkane ernsthaft ansehen wollen, wird das kein Spaziergang. Wir benötigen Kletterausrüstung. Ich rufe Kevin heute Abend diesbezüglich an, einverstanden?«
Nach einigen weiteren Gesprächen beschließen die vier Freunde, sich am nächsten Wochenende die höher gelegenen Teile des Tongariro Parks vorzunehmen. Wieder fahren sie am späten Freitagnachmittag von Auckland nach Süden. Sie kommen natürlich erst im Dunkeln an, so dass man nicht mehr viel sehen kann. Kevin berichtet, dass seit dem letzten Besuch Arohas alles enttäuschend normal geblieben war.
Als der Morgen graut, sind sie bald alle auf und laufen zur Tür. Es ist ein kalter, windiger Tag, aber das hindert sie nicht, halb angezogen ins Freie zu stürmen.
Kevin blickt verwundert in alle Richtungen: »Es ist doch wirklich nicht zu glauben. Es ist wieder alles ‚zurück‘ wie es euch Aroha erzählt hat. Schaut euch nur das vulkanische Plateau an mit Mount Ruapehu und Ngauruhoe, bei denen wieder große Dampfwolken aus den Kratern kommen. Und erst da drüben, Mount Tongariro, seht ihr, wie aktiv der ist?«
Und fast als Bestätigung kracht es in diesem Augenblick und ein Gemisch aus glühenden Steinen, Asche und Dampf schießt explosionsartig aus dem Krater des Tongariro.
»Der einzige, der ruhiger zu sein scheint, ist der Vulkan ganz im Westen. Er schaut aus wie Mount Taranaki, nur jünger, viel jünger als er sonst bekannt ist«, ergänzt Kevin.
»Mir kommt auch vor, dass die Berge alle näher aneinander liegen, als sie es nach der Landkarte eigentlich sollten, es ist unglaublich!«, sagt Mike.
»Hat eigentlich der Fluss, den wir schon zweimal untersucht haben, der direkt vor und unter uns liegt einen Namen?«, erkundigt sich Aroha.
»Es kann unmöglich der Whanganui sein, der schaut ganz anders aus. Aber andererseits, ich habe keine Ahnung welcher Fluss es sonst wohl sein könnte.«
Da erinnert sich Aroha (oder ist es das Kapakapa?) an eine Legende, die von den Maoris erzählt wird:
»Die alten Maoris betrachteten die Berge als die steinernen Abbilder der Kinder von Rangi und Papa, des Vater Himmel und der Mutter Erde. Taranaki lebte zusammen mit seinen Brüdern Ruapehu, Ngauruhoe und Tongariro. Aber dann kam es zu einem großen Streit zwischen Taranaki und Tongariro um ein schönes Mädchen. Tongariro war der Erfolgreiche. Deshalb verließ Taranaki seine Brüder in Trauer und wanderte langsam bis ganz in den Westen, wobei er als Spur das Tal des Whanganui Flusses zurückließ.«
»Auf das, was
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