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Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Xperten 1.2 - Der Mindcaller

Titel: Xperten 1.2 - Der Mindcaller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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vermutest also«, sagt Kevin, »dass das Kapakapa nicht einfach von Maoris aus Obsidian geschnitzt wurde, sondern dass der Obsidian, der offenbar das Grundmaterial ist, auch sonst noch bearbeitet wurde, vielleicht sogar angereichert mit MEMs oder ähnlichen Dingen, von denen uns heute Aroha erzählte, und dass dadurch das Kapakapa mehr ist als nur ein mystisches Objekt.«
    »Ja«, antwortet Mike, »so ähnlich könnte ich mir das vorstellen. Es würde erklären, warum das Kapakapa schwerer ist als ein gleich großes Stück Obsidian und warum es auch an den dünnsten Stellen nicht durchscheinend ist. Die Tatsache, dass wir einen anderen Obsidiansplitter gefunden haben, der wohl ein Teil eines komplexeren Objektes gewesen ist und eine sehr ungewöhnliche Struktur aufweist, spricht auch dafür. Wenn das Kapakapa brechen würde, vielleicht würden wir innen auch solche Strukturen sehen.«
    »Genug spekuliert«, meint Kevin, »deine Beobachtungen sind interessant. Wir sollten den Splitter im Labor genau untersuchen. Und vielleicht finden wir in der nächsten Zeit weitere Indizien für oder gegen deine Thesen. Und jetzt sollten wir schlafen, wenn wir morgen wirklich den Mount Ngauruhoe ersteigen wollen!«

    Die Entscheidung diese Tour zu machen, ist ihnen nicht leicht gefallen. Es wird kein leichter Anstieg werden. Der Berg besteht zum größten Teil aus einem fast perfekten Kegel von Vulkanschlacke, der im Sommer die Wärme einfängt und unerträglich heiß wird, wobei neue Lava oder Asche vom Krater die Situation nicht einfacher macht. Zu jeder Jahreszeit können unvermutet heftige Stürme aufziehen. Im Winter bewegt man sich dann plötzlich in arktischen Bedingungen, im Frühling kann der Wind so stark werden, dass er Eisplatten durch die Luft schleudert ...
    Beim ersten Tageslicht brechen die vier auf. Der Himmel ist klar und es ist windstill. Also zumindest der Anfang stimmt! Im Laufe des Vormittags frischt der Wind auf und treibt Wolken aus dem Süden heran. Viele Stellen sind unangenehm vereist. Die vier arbeiten sich langsam höher und höher, die Männer führen und versuchen die Moral der Mädchen mit ermutigenden Bemerkungen hoch zu halten. Gegen Mittag wird die Situation aber immer kritischer. Der Wind hat Sturmstärke angenommen, die Sicht wird immer schlechter. Dicke Wolken haben nicht nur Nebel gebracht, sondern auch eine Mischung von Regen und Schnee, der ihnen in die Gesichter bläst.
    Plötzlich hören sie eine gewaltige Explosion aus der Richtung des Mount Tongariro. Die Erde bebt, es lösen sich Schnee- und Steinlawinen, die wie durch ein Wunder an ihnen vorbeigehen. Sie sind durchnässt, die Sicht ist auf Null gesunken. Sie müssen umkehren.
    Als sie etwas abgestiegen sind und der Wind wieder erträglicher ist, genießt Aroha das Abrutschen über die Geröllfelder, die zum Plateau hinunter führen. Sie merkt aber im Nebel nicht, dass sie sich einer steilen Felskante nähert. Mike erinnert sich vom Anstieg an diese Stelle, erkennt die Gefahr und läuft mit riesigen Sprüngen zu Aroha, wobei er bei jedem Aufsprung im Geröll einige Meter weiterrutscht. Er stürzt in der Eile einmal, merkt gar nicht, dass er seinen Rucksack dabei aufreißt, und erreicht Aroha noch rechtzeitig. Sie wundert sich über das besorgte Gesicht von Mike, bis dieser ihr den Felsabbruch zeigt, auf den sie zugesteuert ist.
    An diesem Abend sitzen sie lange um ein warmes Feuer, essen, trinken und reden. Aroha näht den Rucksack von Mike, als kleine Geste des Dankes für ihre ‚Rettung‘. Mike kontrolliert den Inhalt, es scheint nichts verloren zu sein. Erst in Auckland wird er zu seiner Frustration feststellen, dass einige Obsidianstücke, darunter der interessante Splitter mit dem Muster, fehlen.

    Es ist der letzte Abend vor ihrer Rückfahrt nach Auckland. Sie gehen die Ereignisse der letzten Tage durch, bis sie allmählich immer müder werden. Aroha liegt angenehm nahe bei Kevin. Mike und Jeannie flüstern noch lange miteinander.
    In der Nacht heult der Wind um die Hütte. Aroha ‚sieht‘ ihn als mythisches Ungeheuer, das den Berg vor Menschen schützt und droht, beim nächsten Besteigungsversuch weniger freundlich mit den Menschlein umzugehen.
    Beim Frühstück ist Mike verträumt und stiller als sonst, Jeannie hat glänzende Augen. Es wird Aroha und Kevin klar, dass die Freundschaft zwischen Jeannie und Mike zu mehr geworden ist.

9. Die Lawine

    Nach den Abschlussprüfungen treffen sich Aroha, Jeannie und Mike in

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