Xperten 1.2 - Der Mindcaller
Aroha, »könnte es sein, dass das Kapakapa irgendwie mein Gehirn, mein Denken, mein Gedächtnis beeinflusst? Darum benutze ich es nicht immer, habe es jetzt in den letzten Monaten vor den Prüfungen nie getragen. Will einer von euch einmal ausprobieren, ob er etwas spürt?«
Zunächst hat niemand so rechte Lust. Dann nimmt es Mike, um zu beweisen, dass er als Naturwissenschaftler immer bereit ist, ein Experiment durchzuführen.
»Halte es fest«, sagt Aroha, »und schließe die Augen.«
»Nichts, ich sehe nichts«.
Auch Jeannie und Kevin machen einen erfolglosen Versuch. »Bist du sicher, dass du uns nicht zum Narren hältst?«, meinen sie schließlich.
Aroha schüttelt den Kopf. »Nein, ich glaube, dass das Kapakapa für mich funktioniert, hat entweder damit zu tun, dass ich halb Maori bin, oder ist es einfach so, dass gewisse Menschen leichter beeinflussbar sind als andere. Schließlich gibt es ja auch bei den Menschen solche, die leicht hypnotisierbar sind, und andere, bei denen es nicht gelingt.«
Das Gespräch wendet sich nun dem Thema Hypnose zu. Der Tag vergeht jedenfalls ohne Langweile und überraschend schnell. Kevin ist am schweigsamsten. Seine sanften Augen, in seinem kantigen und doch milden Gesicht folgen Aroha sehnsüchtig und gedankenvoll.
Am nächsten Morgen graben sie sich wieder aus. Der Himmel ist hellblau, es schneit nicht mehr. Und sie sehen das erste Mal das Ausmaß der Lawine. Beide Stollen zur Wohnhöhle sind meterhoch mit dicht gepacktem Schnee verschüttet. Sie schauen wortlos Aroha an. Sie hat ihnen zweifellos den einzig möglichen Weg ins Freie gezeigt, indem sie vorschlug, nach oben zu graben!
»Wie machen wir weiter, Aroha?«, fragt Mike, »hinauf oder hinunter?«.
»Ja, Aroha soll entscheiden.«
Aroha schaut der Reihe nach ihre drei Freunde an. Sie weiß, was sie denken. Der Gipfel ruft, sie fühlen es alle. Sie müssen noch einen Versuch machen, alles andere wäre eine Enttäuschung.
Natürlich ist von den violetten Spuren, die Kevin und Mike zur Vermeidung von gefährlichen Stellen legten, nichts mehr zu sehen. Aber diesmal geschieht das Wunder. Es bleibt sonnig und windstill, und der Neuschnee ist tief aber so pulvrig, dass das Vorankommen nur für den Ersten schwierig ist, und da wechseln sich die vier regelmäßig ab.
Dann stehen sie am Gipfel.
Ohne ein Wort zu sagen beobachten sie, wie die Wolken Gipfel nach Gipfel freigeben, die Sonne die Farben von Silber zu Gold ändert, der Himmel tiefblau wird. Die Berge sind kunstvolle Schneeskulpturen.
Aroha und Kevin rücken eng zusammen und umarmen sich. Mike und Jeannie schauen sich liebevoll an, bevor sie sich lächelnd küssen und sich dann nicht mehr loslassen. Ob es Augenblicke oder Stunden sind, wie sie so stehen, ist später schwer zu sagen. Die Gruppe fühlt sich in dieser Zeit unsterblich, erfüllt von Bewunderung und Liebe, ihre Herzen fliegen weit über die Berge in einem Erlebnis und Zusammengehörigkeitsgefühl, das sie nie vergessen werden.
Frierende Füße bringen sie in die Realität zurück. Sie nicken sich zu und beginnen den Abstieg zur Schneehöhle.
Kleine Splitter in der gewaltigen Berglandschaft
Kleine Splitter zusammen
Kleine Splitter an den Bruchstellen perfekt passend
Bei der Schneehöhle sind sie eine glückliche Gruppe.
»Aroha, ich verstehe jetzt vielleicht, was du durch das Kapakapa manchmal erlebst«, redet Jeannie als erste, »mir war, als würde ich die Sterne am Himmel sehen, obwohl es helllichter Tag war.«
»Und ich habe ein Ungeheuer im Meer gespürt, tief im Wasser«, sagt Kevin, »und ich sehe noch immer seine großen, grünen Schuppen vor mir.«
»Ich habe Aorangi in seiner ganzen Schönheit erlebt, wie man einen Berg gar nicht erleben kann«, fährt Jeannie fort, »aber ich habe auch Unruhe gespürt, nicht was mich anbelangt, sondern etwas in der Zukunft. Ich verstehe jetzt besser, was du mit der Anwesenheit von Mutter Erde in der Höhle gemeint hast ... vielleicht hat uns die Stimmung am Gipfel auch einfach offener gemacht, sodass wir ein bisschen von deinem Kapakapa zu fühlen bekamen.«
»Ja«, sagt Aroha, »es waren sehr schöne Momente mit euch am Gipfel, und für mich besonders wegen dir, Kevin«, sagt sie ohne Verlegenheit. »Aber ich habe auch große Spannungen gespürt zwischen der herrlichen Umgebung die wir sahen, und der Dunkelheit im Inneren der Berge. Übrigens, nach der Legende liegt nicht weit im Westen von uns eines der größten Kanus vergraben, das die
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