Xperten 1.2 - Der Mindcaller
Tatsache, dass es sich um etwas Uraltes handelt, spricht vor allem, dass in der Nähe des Kapakapa, (und warum das nur manchmal geschieht, verstehen wir nicht) sich die Landschaft ändert, wie sie vor langer, langer Zeit ausgesehen hat und dies mag zum Teil eine Illusion sein, denn Mike und Kevin haben mehrmals festgestellt, dass z. B. Hänge steiler aussehen als sie dann in Wahrheit sind. Aber nur mit Illusionen lässt sich doch weder die Höhle noch die Lawine erklären. Und obwohl die ‚Bilder‘ und ‚Stimmen‘, die das Kapakapa sendet, fast immer nur von dir empfangen werden, die Illusionen, die Zeitverschiebungen, was immer es auch sein mag, das erleben wir alle. Aroha, sei nicht zu ungeduldig. Wir haben schon viel über das Kapakapa gelernt, wir werden noch mehr darüber herausfinden!«
Die vier sprechen noch lange weiter. Allmählich entwickelt sich ein angenehmes Gefühl, vermischt mit einer Portion Selbsttäuschung, dass man die Kapakapa-Phänomene, die Phänomene des Mindcallers, nun doch immer mehr zu verstehen beginnt.
Eine schweigsame Gruppe begibt sich schließlich auf den Weg vom »Hauptlager« zum »Basislager.« Im Auto sprechen die Freunde noch einmal darüber, ob das Kapakapa ein Geheimnis bleiben soll oder nicht. Aroha ist sicher, dass niemand davon wissen darf.
»Ich fühle es ganz deutlich, dass dafür die Zeit noch nicht gekommen ist. Und wer weiß, wenn wir irgendeinen ‚Experten‘ hierher bringen, dann könnte es sein, dass die Gegend wie immer ist und er würde uns nur für verrückt halten. So wie mir das fast passiert ist, als ich euch das erste Mal von den Stimmen im Wasserfall erzählte. Oder es könnte auch noch anders sein. Man könnte darauf bestehen, das Kapakapa zu öffnen, um ins Innere zu sehen. Schließlich vermuten ja sogar wir, dass sich darin vielleicht Geheimnisse verbergen, und seien es nur gitterförmige Linien, wie wir sie auf dem Obsidiansplitter sahen.«
Mike stimmt zu: »Ich glaube nicht, dass andere uns helfen können, eine Antwort auf die Frage zu finden, warum das Kapakapa uns manchmal eine ‚andere Welt‘ zeigt, aber nicht immer und nur an bestimmten Orten.« Kevin und Jeannie akzeptieren Arohas Entscheidung.
Zurück in der Stadt entwickeln Aroha und Kevin einen richtigen Übereifer. Sie haben das Gefühl, es fehle ihnen für alles Zeit, als wäre alles ganz dringend: die Arbeit, das Studium und ihre Liebe, die ohnehin zu kurz kommt, weil Kevin oft nicht in der Stadt ist, weil er irgendwo als Park-Ranger seinen Dienst bzw. seine Ausbildung hat. Trotzdem entwickelt sich zwischen beiden ein tiefes Verständnis, das schon an Telepathie grenzt.
Einmal sagt Kevin hintereinander immer nur halbe Sätze. Er kommt nicht weiter, weil Aroha nickt, da sie schon alles verstanden hat. Kevin lacht.
»Manchmal sind wir wie ein lange verheiratetes Ehepaar.«
»Ich habe auch manchmal das Gefühl«, sagt Aroha, »glaubst du, dass es am Ende mit deinem Tiki zu tun hat, das du im Tongariro Park gefunden hast und seither immer trägst?«
Wieder lacht Kevin: »Na, ich habe mir das auch schon überlegt. Insbesondere nach dem ich mir angewöhnt habe, es immer unter meinen Polster zu legen, wenn du zu mir ins Bett kommst. Oft kommt mir unser Zusammensein so vollkommen vor, dass wir wirklich keine Worte brauchen.«
Im Laufe der Zeit ergeben sich aber in ihrer Beziehung doch die ersten Spannungen, weil Kevin so viel unterwegs sein muss. Natürlich ist Aroha auf ihn stolz, als er beginnt, sich international einen immer bedeutenderen Ruf zu verschaffen, aber sie hat auch Angst um ihn. Er besteigt immer schwierigere und höhere Berge, kommt ihr vor. Und obwohl es klar ist, dass Kevin sie auf seine Weise liebt wie immer, wirkt er manchmal nachdenklich und introvertiert.
Es gibt viele Nächte, in denen Aroha das leere Bett hasst, sich unruhig hin- und herwälzt ohne richtigen Schlaf zu finden, ihn untertags vermisst und unruhig ist, weil sie ahnt, dass ihre widersprüchlichen Bedürfnisse nicht befriedigt werden können.
Ihre Gedanken und Gefühle um Kevin beschäftigen sie andauernd, oft hat sie das Gefühl, im Kreis zu gehen. Sie denkt dann auch an ihre anderen Freunde, und wie schön die gemeinsamen Unternehmungen gewesen sind, wie viel sie zusammen erlebt haben.
Es ist ihr auch bewusst, dass sie in einem sehr tiefen Sinn die Wurzeln ihrer Maori Kultur gefunden hat und eine Verbindung mit einer lang vergangenen Zeit, die sie fast körperlich spürt. Sie ist sich sicher,
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