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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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logisches Denkvermögen u. a. gezählt.
    So interessant obige Definitionen sind und Computer zum Beispiel bei den primären Intelligenzfaktoren bei einigen gut abschneiden (Rechengewandtheit, logisches Denkvermögen), sind ihre gegenwärtigen Leistungen in anderen Bereichen (zum Beispiel Sprachverständnis) noch recht durchschnittlich. Insgesamt sind die oben angeführten Gesichtspunkte zu vage, um entscheiden zu können, ob sie irgendwann einmal von Computern erfüllt werden können.
    Ein anderer Ansatzpunkt besteht darin, menschliche Intelligenz zu messen und diese Messungen dann auch bei (entsprechend programmierten) Computern durchzuführen. Dieser Versuch führt sofort zu einer ganz seltsamen Situation: Die menschliche Intelligenz wird meistens durch den so genannten Intelligenzquotienten gemessen, der als IQ = IA/LA definiert ist, wobei IA das »Intelligenzalter« und LA das »Lebensalter« darstellt. Die Division des »Intelligenzalters« durch das »Lebensalter« wird durchgeführt, um zu erreichen, dass der IQ eines Menschen über längere Zeitabschnitte des Lebens gleich bleibt.
    Da aber ein »junger Computer« unmittelbar nach der »Geburt« (im Gegensatz zum Menschen) durch einfaches Kopieren des »Wissens« aus einem anderen Computer sofort dasselbe Intelligenzalter hat wie ein »älterer« Computer, können »junge« (d. h. gerade in Betrieb genommene) Computer kurioserweise einen IQ haben, der weit über dem liegt, was ein Mensch erreichen kann. Dies bedeutet keineswegs, dass Computer intelligenter sind als Menschen, sondern bedeutet nur, dass die Messung der Intelligenz durch einen IQ auf Computer angewandt unsinnig ist.
    Andere Vorschläge der Intelligenzmessung liefern ähnlich unbefriedigende Situationen, sodass auch dieser Weg zur Entscheidung der Frage »Können Computer intelligent sein?« dornig erscheint.
    Ein interessanter Alternativvorschlag, der schon mehr als 50 Jahre alt ist, stammt von dem berühmten Mathematiker Turing. Er schlägt folgendes »Imitationsspiel« vor: In getrennten Zimmern, mit denen man nur über eine Schreibmaschinentastatur kommunizieren kann, befindet sich ein Mensch in einem, ein Computer im anderen. Durch (getippte) Fragen und auf der Basis der (getippten) Antworten muss man feststellen, in welchem Zimmer sich der Computer bzw. der Mensch befindet. Dabei versucht der Computer sich als Mensch auszugeben (d. h. versucht, den Fragenden zu verwirren), während der Mensch versucht, dem Fragenden zu helfen. Turing schlägt vor, einen Computer intelligent zu nennen, falls er in 50 % der Fälle den Fragenden täuschen kann.
    Es sollte klar sein, dass ein Computer, der dieses ‚Imitationsspiel’ in 50 % der Fälle besteht, tatsächlich ungemein clever sein muss. Nicht nur muss er über ein einwandfreies Sprachverstehen verfügen (um gestellte Fragen einwandfrei analysieren und beantworten zu können), er muss ein umfangreiches Wissen bereit haben (um Fragen wie »Was halten Sie von Friedrich Schiller?« genauso beantworten zu können wie Fragen im emotionalen Bereich: »Erzählen Sie mir, wie Sie sich das erste Mal verliebt haben«), ja er muss auch zu Täuschungsmanövern in der Lage sein und diese bewusst einsetzen. Auf die Frage: »Was ist die Wurzel aus 2« darf der Computer ja nicht – was er könnte – das Ergebnis 1,4142… auf Hunderte Stellen blitzschnell angeben (damit würde er sich sofort verraten!), er muss vielmehr zum Beispiel antworten: »Wurzel aus 2? Ach ja, ich glaube, das ist ungefähr 1,41. Soll ich versuchen, es genauer auszurechnen?«
    Das Imitationsspiel hat also den Vorteil, alle »wesentlichen« Aspekte dessen, was wir mit »Intelligenz«, »Verstehen« etc. bezeichnen, zu umfassen, ohne aber diese Aspekte durch biologische Komponenten wie Stimme, Beschaffenheit des Aufbaus, organisch vs. nicht organisch usw. weiter zu verkomplizieren. Mit vielen Informatikkollegen teile ich daher die Meinung, dass man Computer, die das Imitationsspiel bestehen, als intelligent bezeichnen muss. (In Wahrheit vielleicht sogar als mehr als intelligent, sie verbergen ja sogar noch gewisse Fähigkeiten wie zum Beispiel übermenschlich schnelles Rechnen!) Damit stellt sich die Frage: Werden wir einmal in der Lage sein, Computer so zu bauen und zu programmieren, dass sie das Imitationsspiel bestehen können?
    Zwei Punkte sind vorweg festzuhalten:
    (1) Unter Fachleuten besteht absolute Uneinigkeit, was die Beantwortung dieser Frage anbelangt.
    (2) Ob wir solche

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