Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Mechanismen normal, aber die Tonweiterleitung vom Trommelfell über die Gehörknöchelchen (»Hammer, Amboss und Steigbügel« – wer erinnert sich nicht an sie aus dem Schulunterricht?) ist weitgehend unterbrochen, die Knöchelchen sind nicht mehr beweglich genug. Früher gab es nur zwei Alternativen: Die Schwerhörigkeit zu akzeptieren oder durch einen recht diffizilen operativen Eingriff zu versuchen, die Beweglichkeit der Mittelohrknöchelchen wiederherzustellen. Heute gibt es, für leicht- bis mittelschwere Fälle, eine weitere Lösung: die Hörbrille. Diese sieht aus wie eine normale Brille, nur sind die Bügel etwas klobiger, weil sie einen Tonverstärker enthalten. Jedes bei der Brille ankommende Geräusch wird verstärkt und wird durch den hinterm Ohr relativ streng am Kopf anliegenden Bügel direkt auf den Kopfknochen übertragen und erreicht so unter Umgehung des Mittelohrs das Innenohr.
Hörbrillen erlauben ein weitgehend unbehindertes normales Leben ohne operativen Eingriff, haben freilich auch einige Nachteile: Das Richtungshören ist beeinträchtigt, Telefonieren ist erschwert, man ist gegen Nebengeräusche recht empfindlich und alle heutigen Modelle sind sehr nässeanfällig. Kommt man zum Beispiel beim Squashspielen ins Schwitzen, kann es schon passieren, dass sie ein paar Stunden ausfallen, ganz zu schweigen davon, dass sie beim Schwimmen oder im Dampfbad einfach nicht verwendet werden dürfen.
Faszinierend ist aber die Tatsache, dass sie nicht nur ein Hördefizit kompensieren, sondern in einigen Situationen den Benutzer besser stellen als den Normalmenschen! Durch die Lautstärkeregelung kann der Hörbehinderte fallweise besser hören als jemand mit Normalgehör und durch Abschalten oder Abnehmen der Brille kann der Hörbehinderte lästige Außengeräusche einfach abschalten. In einer Zeit, wo man in ungünstig gelegenen Zimmern wegen des Geräuschpegels kaum schlafen kann, kommt dies manchmal mehr als gelegen!
Hörbehinderte mit einer Hörbrille verfügen sozusagen über ein »Ohrenlid«. Sie können die Ohren vor unwillkommenen Geräuschen schützen, wie die Augenlider dies bei unseren Augen tun.
Die Natur hat uns mit Augenlidern ausgestattet, damit wir (besser) schlafen können. Der Luxus von Ohrenlidern hätte aber die Überlebenschancen der Urmenschen zu sehr reduziert; auch im Schlaf musste eine sich nähernde Gefahrenquelle zumindest noch gehört werden!
Heute wünschen wir uns hingegen manchmal ein Ohrenlid (manche stopfen sich ja schon Watte oder »Oropax« in die Ohren, wenn sie Ruhe haben wollen!). Wer hat sich nicht schon beim Schlafen, beim Lesen eines Buches in einem Zugabteil, am Strand durch das überlaute Radio des Nachbarn usw. gestört gefühlt?
Wenn Hörbrillen weiter perfektioniert werden, sodass die oben angeführten Nachteile verschwinden, die Brille sogar noch die Funktion eines Radioempfängers und Telefonhörers mit übernimmt, könnte es geschehen, dass in Zukunft die Mittelohrfunktion bewusst stillgelegt wird, damit man in dieser Lärm geplagten Zeit in den Genuss eines perfekten Ohrenlids samt Hörzusatzfunktionen kommen kann.
2.9 Der 3-D-Kopierer
Die Qualität der Kopiergeräte ist so gestiegen, dass bekanntlich einige der neueren Farbkopierer bereits Versionen aller gängigen Geldscheine eingespeichert haben und sich weigern, einen Geldschein als Vorlage zu akzeptieren. Tatsächlich sind nämlich die Kopien so echt, dass sie das Geldfälschen sehr nahe legen! Dass die eingebauten Sicherheitsmaßnahmen von technisch versierten Personen umgangen werden können, liegt auf der Hand. Ein Schutz vor Geldfälschung durch Kopieren ist also nur durch Verwendung von Spezialpapier zu erzielen.
Wann kommt der nächste »offensichtliche« Schritt? Geräte, die dreidimensionale Gegenstände kopieren können? Die Vorstellung, dass man mit so einem Gerät ein Wienerschnitzel genauso wie ein Fahrrad kopieren könnte, klingt verlockend und ist »offensichtlich« reine Utopie. Nun, nicht ganz: Tatsächlich gibt es heute bereits Geräte, die ein beliebiges 3-D-Objekt (eine Schale, eine Vase, einen Aschenbecher) abtasten, ein so genanntes »3-D-Modell« (im Computer) erstellen und nun mit einem speziellen Gerät genau dieses Modell aus einem speziellen Plastikmaterial nachbilden. (Das Verfahren verläuft so, dass in einem Behälter mit einer flüssigen Lösung diese an den richtigen Stellen durch Erhitzen solidifiziert wird!) Mit anderen Worten, die schöne Glasvase kann
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