Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Intelligenzquotient suggeriert wird. Wir müssen diese »Tyrannei des Messens« abschütteln und erkennen, dass viele wichtige Eigenschaften im Sinne der Darstellung durch eine einzige Zahl unmessbar sind.
Vieles entkrampft sich dadurch: Weder sind Einzelmenschen intelligenter als andere, noch sind Rassen »intelligenter« oder »besser« als andere. Das heißt nicht, dass man nicht über einzelne Eigenschaften reden kann. Man kann ohne Tabus darüber reden. Aber wenn jemand in 43 Aspekten besser und in 61 Aspekten schlechter abschneidet als ein anderer, dann lässt sich mit Sicherheit keine Gesamtaussage »besser« oder »schlechter« treffen … Denn wie will man die Aussagen gewichten?
Tabuisierte Berichte wie »Negroide sind weniger intelligent als Indo-Europäer« werden damit als dumm entlarvt. Aussagen, wie: »die Menschengruppe X ist in den Eigenschaften a, b, c, d … der Menschengruppe Y überlegen, bei den Eigenschaften z, y, x … ist es umgekehrt«, sind aber natürlich möglich (sofern die Eigenschaften »einfach« genug und damit messbar sind), sind sinnvoll und aus der Sicht der Gesellschaft »ungefährlich«, weil sie nie zu einer Gesamtbeurteilung führen können.
Etwaige allgemeine »Minderwertigkeitsgefühle« eines Menschen A gegenüber einem Menschen B sind stets unbegründet. A und B haben so viele Eigenschaften, dass A immer in einer Anzahl davon B überlegen sein wird.
Es gibt keinen intelligentesten, besten, schönsten oder glücklichsten Menschen. Wenn wir zum Beispiel denken, die Frau A ist schöner als die Frau B (und wie oft denken wir doch in solchen falschen Kategorien), dann ist dies ein Unfug. »Schöner« (ohnehin nur subjektiv messbar) würde heißen: in jedem Aspekt ist die Frau A der Frau B an Schönheit überlegen; also bei Haaren, Hand, Mund, Augen, Nase, Händen, Füßen, Haltung …, in allen von Hunderten Details müsste A besser abschneiden als B, und dies kann (mathematisch gesehen) nie der Fall sein.
Die Messbarkeit hört in Wahrheit sehr viel früher auf als bei so komplexen Phänomenen wie Intelligenz, Liebe, Glück etc. Selbst so etwas Einfaches wie Temperatur, wie sie sich auf den menschlichen Körper auswirkt, ist eigentlich nicht oder nur schwer messbar. Wer weiß nicht, dass 50° in einer trockenen Sauna kühl, 35° bei schwülem Wetter sehr heiß wirken; wer weiß nicht, dass –10° bei klarem, sonnigem, windstillem Wetter sehr viel wärmer wirken als 0° bei feuchten, windigen Bedingungen? Unsere Welt ist voll von Aussagen, die Messbarkeit vortäuschen: »Der letzte Winter war der längste in Österreichs Geschichte. Es hat noch am 17. Mai geschneit.« Gehört der Großglockner nicht zu Österreich? Dort schneit es regelmäßig im Hochsommer! Die Aussage basiert also auf völlig willkürlichen Annahmen. »Diese Höhle ist die größte der Welt.« Was soll das heißen? Hat sie das größte Raumvolumen? Ist sie die längste der Welt? Vom Eingang weg gemessen, oder die längste, wenn man den Umfang misst …, wo, in welcher Höhe und wie geht das, wenn es verschiedene Niveaus gibt? Ist sie die höchste Höhle der Welt? (Und was heißt das? Misst man vom tiefsten Punkt zum höchsten Punkt, oder den längsten Weg, den zum Beispiel ein Stein fallen kann? Oder misst man die Durchschnittshöhe und wie ist das eigentlich definiert?) Usw.
Besonders bedenklich wird das Messen in einer ‚Wissensgesellschaft’, in der wir mit Systemen wie Hyperwave (www.hyperwave.de) zwar immer bessere Werkzeuge zur Erfassung, Verwaltung und Weitergabe von Wissen haben, wo aber Schlagworte wie »Wissensbilanz« suggeriert, dass Wissen beliebig messbar und vergleichbar ist.
Es muss uns allen deutlicher bewusst werden, dass viel weniger in Zahlen messbar und damit vergleichbar ist, als uns unbewusst immer vorgegaukelt wird. Die Naturwissenschaften, Technik und Statistiken unterziehen uns andauernd einer Gehirnwäsche, die unser Leben oberflächlich vereinfacht, aber Beziehungen gefährlich verfälscht. Wehren wir uns also gegen diese »Tyrannei des Messens«.
Anmerkung von Peter Lechner:
Alte Weisheit sogar in der exakten Disziplin Physik: »Wer misst misst Mist«
2.8 Hörbrille und Ohrenlid
Viele Menschen haben in der Jugend eine Mittelohrentzündung. Wenn diese heftig und eitrig verläuft, kommt es Jahrzehnte später häufig zu einer zunehmenden »Mittelohrschwerhörigkeit«. Bei dieser funktionieren das Innenohr und alle »dahinter liegenden« geräuschverarbeitenden
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