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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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voran. Jährlich sterben Hunderte Tierarten aus, werden Hunderttausende Quadratkilometer Wald vernichtet, werden Millionen Tonnen fossiler Stoffe (Öl, Erdgas, Kohle) verbrannt, wird mehr Giftmüll in die Meere geschüttet …
    Nature’s End – das Ende der Natur, wie ein mäßig guter amerikanischer Roman aus dem Jahre 1987 heißt – nähert sich rasch und wird von den meisten Österreichern weniger ernst genommen als eine Niederlage bei einem Schirennen im Weltcup. Während zwischen 20 % und 30 % unserer Nadelwälder krank sind (je nachdem, wie man das zählt) und Österreich eine gute Chance hat, im Jahr 2030 so befremdlich waldlos wie Island auszusehen, reichen diese Fakten nicht aus, um uns wachzurütteln.
    Welche Nachrichten werden es sein, die uns endgültig ausreichend schockieren? Wird es genügen, wenn in 20 Jahren immer mehr vom Grassterben die Rede sein wird und von den verzweifelten Kämpfen, als letzte Baukolonien einige Weidenstauden in den einstmaligen Donauauen und eine Gruppe von Holunderbüschen in der Oststeiermark zu retten?
    Hier eine Vision, ein Albtraum: Im Jahr 2040 hat man in den größeren Städten nicht nur einen Tiergarten (wo Tiere, die man sonst nie s ehen kann, bewundert werden können), sondern auch einen Baumgarten eingerichtet. Unter einer Glaskuppel hegt und pflegt man die letzten Exemplare jener sonst schon längst ausgestorbenen Pflanzenarten. Der Wiener Baumgarten mit drei großen Eichen, mit der tausendjährigen Linde, die man aus Millstatt hierher gerettet hat, mit einigen Tannen, Fichten, Lärchen, Buchen, ja selbst mit einer kleinen Sammlung von Obstbäumen (deren seltene Blüten liebevoll mit kleinen Pinseln bestäubt werden) ist eine besondere Rarität und Kostbarkeit und für Kinder, die das erste Mal hierher kommen, ein überwältigendes Erlebnis. Wie wenig beeindruckend ist doch etwa ein vietnamesisches Warzenschwein im Vergleich zu den Rieseneichen (die von der Größe her an die Saurier aus den Büchern erinnern); wie bescheiden und kleinkariert erscheint doch das Huhn im Tiergarten, das angeblich einmal am Tag ein Ei legt, wo doch hier an einem meterhohen Baum Hunderte Äpfel gleichzeitig reifen. Übrigens, wenn man alle Fragen beim Preisausschreiben über die Bäume richtig beantwortet und man ein bisschen Glück hat, erhält man als ersten Preis sogar einen wirklichen Apfel! (Nebenbei – so ein echter Apfel schmeckt echt komisch; die überall erhältlichen Instant-Apple sind eigentlich sehr viel aromatischer und enthalten kein lästiges Kerngehäuse.)
    Mit Verwunderung und Staunen gehen so die Kinder durch den Baumgarten. Nicht etwa verwundert oder besorgt, dass man alle diese Bäume, die es (angeblich) früher alle einmal überall gab, heute nur mehr im Baumgarten findet, sondern verwundert, dass sich so eigentümliche Lebewesen wie Bäume überhaupt in großen Zahlen so zäh bis ins 21. Jahrhundert retten konnten. Offenbar mussten diese Bäume ja ein großes Ärgernis gewesen sein, wenn sie überall im Weg herumstanden, bei starkem Wind oder im Alter umstürzten, viele von ihnen durch jährlichen Blattabwurf große Mengen Mist (und Ungeziefer!) verursachten usw.
    Wie gut, dass es Löwen, Bären, Klapperschlangen und all diese vielen komischen Baumarten heute in der Freiheit nicht mehr gibt.
    Noch einmal zurück aus der Vision in die heutige Realität: Wenn wir sehen, was die Menschheit in den letzten 3.000 Jahren mit der Tier- und Pflanzenwelt getan hat und wie rasant die Ausrottung der Arten weitergeht, dann wird die Gefahr klar, dass nicht nur die Vision – das Ende der Bäume – Wirklichkeit wird, sondern dass der anpassungsfähige Mensch sogar damit irgendwie weiterleben wird, ohne den Verlust wirklich zu erfassen.
    Übrigens, wenn Obiges so klingt, als würde ich immer für die Grünen stimmen, ich tue es nicht. Die Lösungen unserer Probleme liegen nicht im nostalgischen Zurück, sondern in bewussten Gegenmaßnahmen, die in den anderen Beiträgen dieses Kapitels und in den Kapiteln 7 (Bevölkerungsprobleme), 10 (Verkehr) und (teilweise) 12 (Visionen) beschrieben werden.

    8.2 Verschließen,
    nicht erschließen

    Reinhold Messner machte nicht nur durch die Besteigung unzähliger Achttausender mit Minimalausrüstung von sich reden, sondern auch durch sein aktives Eintreten für die Rettung der Bergwelt. So bestieg er bekanntlich einmal einen der Masten der Mont-Blanc-Gletschergondelbahn, blockierte sie auf Stunden und forderte den Abbruch dieser

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