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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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Lakeville-Gebiet von Maine, USA, war bis Juni 1989 eine stattliche Konstruktion. Trotz heftigen Widerstands einer Naturschutzlobby war sie gebaut worden, um den See für Ferienhäuschen erschließen zu können. In der Nacht auf den 14. Juni beendeten neun Dynamitstäbe die Freude an der Brücke. Und auf Flugzetteln wurden weitere Sprengungen angekündigt, sollte man versuchen, die Brücke zu reparieren bzw. die Rodungen für die Feriensiedlungen fortzuführen.
    Die weltweit agierende Organisation Greenpeace tritt seit vielen Jahren mit mehr oder minder »friedlichen« Methoden für die Erhaltung der Umwelt und der Artenvielfalt ein. Es mag durchaus Greenpeace-Aktionen geben, die man nicht immer billigt, aber die Grundtendenz aktiv Umweltschutz zu betreiben ist sicher begrüßenswert. Zugegeben, die Liste der Probleme liest sich langweilig (weil wir sie schon so oft gesehen haben): Wir verpesten die Luft durch Abgase, verschmutzen die Meere durch Abwässer und Ölrückstände (allein 5 Millionen Tonnen Erdöl gelangen pro Jahr in die Weltmeere), wir roden riesige Teile der Regenwälder, wir verbauen unsere Landschaften und Gebirge mit immer mehr Häusern, Straßen und Bergbahnen usw. usw. Wir dürfen unser Raumschiff Erde nicht weiter zerstören. Neben der Verringerung der Erdbevölkerung gehören auch alle Maßnahmen zur Schonung der Umwelt zur Bewahrung der Erde. Die Zeit, wo man – wie Greenpeace – allein mit friedlichen Mitteln die Umwellt retten will, geht aber zu Ende. Zunehmend treten militante, oft auch irrational agierende Gruppen auf, die eine aktive, notfalls auch gewaltsame Rückgewinnung der Natur verlangen. Neben Greenpeace entsteht zunehmend ein Green War; die einführende Geschichte (Sprengung der Keg-See-Brücke) ist ein Beispiel dafür.
    So sehr ich jede gesetzwidrige Vorgangsweise ablehne, mit einigen Zielen der extremeren Green-War-Gruppen kann ich mich sehr wohl identifizieren; z. B. haben wir zu viele Straßen, Lifte und Ferienhäuschen in unseren Bergen und es fehlen Naturparks ohne nennenswerte Zivilisationseinrichtungen und umweltschonender Verkehr.
    Die radikalste Bewegung, die ich in dem Bereich, den ich mit Green War bezeichne, kenne, ist »Earth First!«, die 1980 von D. Foreman und H. Wolke (die seinerzeit zu der Vereinigung »Freunde der Erde« gehörten) gegründet wurde. Earth First! (symbolisiert durch eine grüne Faust) will – mit Methoden, die auch die Legalität überschreiten – nicht nur einen Teil der Natur retten, sondern »die ganze Natur; wir müssen versuchen, der Natur zugefügte Wunden wieder heilen zu lassen«. Earth First! plädiert für »Ökotage« (Sabotage zur Rettung der Natur) mit Methoden wie Zusperren mancher Straßen durch Stahlseile, Verstreuen von tetraederförmigen Nägeln, um das Befahren gewisser Straßen zu behindern, bis hin zur Sprengung von Brücken oder Bauwerken oder bis hin zum »Spiking« (um das Fällen von Bäumen zu verhindern). Beim Spiking werden kopflose Nägel (Metallstifte) in Bäume getrieben; angeblich überleben dies die Bäume ohne Probleme, nicht aber Motorsägen, die einen solchen Baum fällen sollen.
    Earth First! versucht peinlichst, die Natur zu schützen bzw. »zurückzuerobern«, ohne dass dabei Menschen zu Schaden kommen. Die Grenze bei solchen Bemühungen ist aber heikel. Obwohl zum Beispiel nach Ehrenkodex jeder gespikte Baum mit einem großen weißen S als Warnung bemalt wird, hat es beim Umsägen gespikter Bäume (war das S verwittert oder wurde es ignoriert?) schon schwere Verletzungen gegeben. Hoffen wir, dass in Europa und vor allem bei uns in Österreich umfassende Gesetze zum Schutz der Umwelt so rechtzeitig entstehen, dass es nicht zur Formierung so militanter Gruppen wie Earth First! kommen muss. Grund für Optimismus haben wir freilich wenig. Die Besetzung der Hainburger Au oder der Fischinger Au oder das Verkleben von Schlüssellöchern von Pelzgeschäften (als Protest gegen den Verkauf exotischer Pelze) beginnen die Grenze zwischen Greenpeace und Green War immer mehr zu überschreiten.

    8.5 Die Umwelthysterie

    Die Grenze zwischen der berechtigten Sorge um unsere Umwelt und unproduktiver Umwelthysterie wird immer häufiger überschritten. Ich belege dies mit zwei Beispielen.

    Beispiel 1: Das Ozonloch
    Die unsere Erde in großer Höhe umgebende Ozonschicht (durch die die einfallenden ultravioletten Strahlen stark vermindert werden) entwickelte vor Jahren, vor allem über dem Südpol, ein »Loch«, das sich

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