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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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Gondelbahn.
    Bravo, Reinhold!
    Ja, es wird höchste Zeit, dass man überall (aber konzentrieren wir uns, um konkret zu bleiben, auf Österreich) endlich mitkriegt, dass es nicht nur erforderlich ist, den Bau weiterer Lifte, Gondelbahnen, Straßen, Hotels usw. in den schönsten Naturlandschaften Österreichs einzustellen, sondern dass es sinnvoll ist zu überprüfen, welche über das Ziel geschossene Erschließungsmaßnahmen rückgängig gemacht werden sollen.
    Es geht nicht mehr darum, weitere Almen, Seitentäler, Bergseen und Hochwälder zu erschließen (sodass man auch sie ohne Muskelkraft erreichen kann), es geht darum, viele von ihnen wieder zu verschließen, damit wenigstens ein Teil der Natur ungestört von Autos, Liften, Staudämmen, Stromleitungen, Betonklotzhotels, Schipistentrassen usw. in ihrer Schönheit für uns und unsere Nachkommen bestehen bleibt. Jeder, der wie ich seit 45 Jahren in den österreichischen Bergen wandert, kann nur entsetzt sein, in welchem Ausmaß fast die gesamte Berglandschaft in Mitleidenschaft gezogen wurde: teils durch Kraftwerkbau, teils durch Liftanlagen (meistens für den Wintersport) und teils durch Straßen, die immer tiefer in die Täler, immer höher auf die Berge vorstoßen.
    Ich halte es nicht nur für sinnvoll, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen weitere Liftanlagen, Bergstraßen und Kraftwerkbauten in den Bergen vorzugehen, ich halte es auch für notwendig zu überdenken, welche bestehenden Einrichtungen so störend sind, dass man sie abreißen oder modifizieren muss. Wir dürfen die Vernichtung der Natur nicht als etwas Unwiderrufliches hinnehmen, das man nur mehr oder minder stark bremsen kann; wir müssen uns vielmehr dazu aufraffen, die zerstörte Natur wenigstens an einigen Stellen wieder in Ordnung zu bringen. Es geht hier nicht nur um eine prinzipielle Frage und eine Frage der Ästhetik, sondern es geht darum, ob Österreich auch in Zukunft ein attraktives Land für Besucher bleiben kann. Bei der Bedeutung des Fremdenverkehrs für Österreich ist die Erhaltung der Naturschönheiten von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Mont-Blanc-Gletscherbahn (gegen die Reinhold Messner protestierte) mag ein Beispiel sein für eine Anlage, die man am besten wieder demontiert. Hunderte solcher Beispiele gibt es in Österreich: Dass einer der landschaftlich schönsten Flecken der Niederen Tauern, die Turracher Höhe, auf der Westseite durch einen mehrgeschoßigen Betonklotz mit vielgeschoßiger Autogarage verschandelt ist, bedeutet einfach, dass dieses Gebiet an Attraktivität viel verloren hat. Wer immer seinerzeit die Baugenehmigung für solch ein Ding gegeben hat, hat den Begriff Fortschritt falsch verstanden; ein Fortschritt wäre es jetzt aber, diesen Bau umgehend abzutragen. Ein ähnliches Unding – in meinen Augen fast ein Verbrechen – ist die Nockalmstraße: In eine bis dahin weitgehend unberührte große, hochgelegene Almlandschaft (eine der wenigen, die in Österreich verblieben waren) schleust man nun Tausende Autos, als gäbe es nicht ohnehin genug hoch hinaufführende Wege. Im wunderschönen Rauris am Ende des Gasteinertales endet gleich der erste Wasserfall in einem Bachbett, das nur noch als Kanal bezeichnet werden kann (obwohl es sicher auch andere Alternativen gibt, die Umgebung eines Wildbaches gegen Überschwemmungen abzusichern). Eine der Hauptattraktionen des im Sommer nicht gerade an Überfüllung leidenden Bad Gastein – der dreifache Wasserfall in der Ortsmitte – wird von der Elektrizitätsgesellschaft ab- und aufgedreht, wie der Strom gerade benötigt wird, ohne Rücksicht darauf, ob Hunderte von Touristen, die den Wasserfall als Rinnsal erleben, nicht nur kein zweites Mal kommen, sondern auch entsprechend Negatives weitererzählen werden. Am Feuerkogel wurde mit Bulldozern auf weiten Strecken der Latschenwald planiert, um bessere Schiabfahrten zu gewinnen – Wunden, die man noch vom anderen Ende des Traunsees sehen kann. Und als ich vor einigen Jahren im Sommer zum Ankogel aufstieg, erstickte ich fast im Staub, weil dort der Hang vom Hannoverhaus zur Seilbahnmittelstation von Unebenheiten befreit wurde, um das Schifahren im Winter zu verbessern. Die Liste ist beliebig fortsetzbar.
    Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Natur und unsere Berge durch kurzsichtiges Profitdenken zugrunde gerichtet werden. Die weitere »Erschließung« (sprich Zerstörung) der Alpen muss beendet, einiges muss rückgängig gemacht werden. Bei bestehenden

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