Xperten - Der Paradoppelgänger
»Einbahn«-Anti-Para-Schirme entwickeln könnte, durch die man von außen hineinwirken kann, aber nicht umgekehrt. Klaus sieht das als interessante Idee:
»Ja, das wäre schön. Wir verstehen von Para-Kräften noch immer zu wenig, als dass wir das systematisch umsetzen könnten. Aber wir werden es in unseren Forschungen berücksichtigen.«
Die Verhandlungen mit Richard und Ann sind festgefahren. Da bittet Aroha um die Möglichkeit, mit Ann zu sprechen.
Man hat Aroha bisher aus begreiflichen Gründen von den Gefangenen fern gehalten. Sie betrachtet - sie sagt das auch selbst - Ann nach wie vor als gute Freundin. Obwohl sie inzwischen rational weiß, dass dieses Gefühl nur durch einen posthypnotischen Befehl zustande kommt und sie alle unangenehmen Seiten von Ann begriffen hat, ändert das an dem starken Gefühl nichts. Sie ist verzweifelt, dass sie sich so wenig unter Kontrolle hat.
»Aroha, ich weiß, es muss unangenehm sein«, versucht Sandra sie zu beruhigen, »aber gibt es nicht auch sonst manchmal Situationen, wo das, was wir fühlen, ganz entgegengesetzt ist zu dem, was wir rational wissen oder wollen? Wie oft ist jemand verliebt oder eifersüchtig, obwohl dies der Person als unsinnig bewusst ist, aber sie trotzdem gegen die Gefühle machtlos ist?«
Schließlich kommt es zu dem Gespräch zwischen Aroha und Ann unter allen erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen. Die Gesprächspartner werden sich zwar sehen - darauf besteht Ann, was Marcus besonders misstrauisch macht -, sie bleibt aber in ihrem Para-Gefängnis, Aroha außerhalb. Sandra wird die Gefühle von Aroha laufend kontrollieren; man wird notfalls sofort eine optische Barriere zwischen der am Fenster stehenden Ann und Aroha errichten und Aroha rasch wegbringen. Auf Stephans Anregung hat man einen Temperatursensor am Mindcaller angebracht, der die Daten an einen Monitor sendet, den Stephan betreuen wird.
Die Unterhaltung entwickelt sich ungewöhnlich. Als Aroha Ann sieht, überschwemmt sie eine Welle von Zuneigung. Und während sich die beiden akustisch unterhalten, Aroha die Chip-Lösung von Marcus anpreist und Ann dagegenhält, »hört« Aroha in ihrem Kopf ein leises Flüstern:
»Aroha, wir sind Freundinnen, du musst mir helfen. Du siehst, ich bin krank, ich muss mich trotz der Hitze in eine Decke wickeln. Ich bin nicht böse, das weißt du. Nur Richard ist es und er hat mich teilweise mitgerissen. Du hilfst mir, dass ich hier herauskomme, ich lasse aber Richard hier in Verwahrung, er verdient es.«
Auch über die Überwachungskameras im Haus entgeht es allen, dass Richard unterhalb der Decke, in die sich Ann gehüllt hat, kauert und fest die beiden Hände von Ann hält. Sie versuchen mit ihrer vereinigten Para-Kraft, die (weil schon einmal geistig überwältigt) besonders »anfällige« Aroha wieder in Anns Macht zu bekommen. Richards Bett haben sie so mit Polstern hergerichtet, dass es aussieht, als würde er dort schlafen. Es war den beiden nach langem Grübeln klar geworden, wie man die Überwachungskameras vermutlich würde austricksen können. Die Stimme in Arohas Kopf flüstert weiter:
»Aroha, wir sind Freundinnen, ich sage dir, wie du mir helfen kannst. Du darfst das aber niemandem weitersagen, verstehst du! Du bist meine Freundin und wirst mir gehorchen. Als Zeichen dafür wirst du jetzt deinen rechten Arm heben und mir zuwinken.«
Ann und Richard setzen alle ihre Kräfte ein, sie wissen aus Erfahrung, wenn der erste Befehl ausgeführt wird, egal, wie klein er ist, dann bricht damit ein »Damm« und man hat gewonnen. Aroha muss winken.
»Aroha, winke deiner Freundin zu.«
Aroha will nicht, kann aber kaum mehr der Aufforderung widerstehen. Da merkt Stephan, wie Arohas Mindcaller warm wird:
»Klaus, Papa, Arohas Mindcaller wird warm, Ann schafft es irgendwie den Para-Schutzschirm zu durchbrechen und Aroha zu beeinflussen.« Sandra runzelt die Stirne:
»Ich merke nur, dass Aroha Ann liebt und ihr dies mit einer Geste zeigen will.« Klaus dreht die Regelung des Para-Schirms auf die höchste Stufe. Die Stimmen in Arohas Kopf werden leiser, der Druck zu winken lässt nach.
Ann merkt die Änderung mit Zorn. Sie flüstert Richard zu:
»Streng dich mehr an« und selbst wirft sie ihre ganze Energie auf Aroha, nur wird fast alles vom Para-Schirm absorbiert. Die Unterstützung von Richard schwankt! Ann presst ärgerlich die Hände von Richard, wieder verstärkt er seine Unterstützung, Ann kann nicht mehr reden vor Anstrengung. Das Team vor dem
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