Xperten - Der Paradoppelgänger
das ja auch nicht.
Sie ist überzeugt, nur zwei Möglichkeiten zu haben. Entweder versucht man die gesamte Gruppe des Landes zu verweisen oder sie muss (ein unangenehmer Gedanke) den Vorsitzenden der EU-Kommission um Hilfe bitten. Denn die EU hat mit Para-Kräften ja einige Erfahrung und eine eigene Forschungsgruppe dafür, wie sie sich erinnert. Sie wird diese Entscheidung nicht alleine treffen, sondern mit ihrem Kabinett diskutieren. Sie erwartet schwere Vorwürfe, vielleicht sogar Rücktrittsaufforderungen, aber was bleibt ihr übrig? Sie ist im Begriff, zum Telefon zu greifen.
Marcus hat Sandra noch am Tage des Todes der beiden Para-Hypnotiker nach Wellington gesandt mit dem Auftrag, die Gefühle der PM möglichst umfassend zu überwachen. Er kann sich vorstellen, dass die PM von den Vorgängen in Rotorua einiges erfahren hat und möglicherweise Aktionen gegen die Para-Gruppe beschließen wird. Er muss dies vermeiden, indem er notfalls vorher mit ihr spricht und ihr alles so weit erklärt, wie sie das wünscht.
So kommt es, dass Sandra Marcus warnt:
»Die PM hat sich offensichtlich entschlossen, alles, was sie über uns weiß, ihren Regierungsmitgliedern zu berichten!«
Marcus zögert keine Sekunde. Er ruft sofort die PM auf der Geheimnummer an, die die PM ihm nach der erfolgreichen Beendigung der Entführung gegeben hat. Bevor die PM das Kabinett verständigen kann, sieht sie, dass Marcus anruft.
»Kann er Gedanken lesen?«, schießt es ihr durch den Kopf.
»Vielleicht!« Sie weiß so wenig über die Fähigkeiten der Gruppe um Marcus, dennoch - oder deshalb? - nimmt sie das Gespräch sofort an.
»Sehr geehrte Frau PM, hier ist Marcus von der SR-Inc. Ich rufe Sie an, weil es neue Entwicklungen gibt, die ich Ihnen unbedingt erläutern sollte. Sie wissen einiges über SR-Inc. Ich glaube aber, es ist notwendig, dass Sie alles wissen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Bitte reden Sie vorläufig mit niemanden, bevor ich eine Chance hatte, mit Ihnen zu sprechen.«
Die PM zögert: Was immer Marcus berichten wird, sie kann den Mord an zwei unbescholtenen Bürgern nicht hinnehmen! Schließlich willigt sie aber doch ein, nichts zu unternehmen, bevor sie mit ihm in Wellington gesprochen hat.
»Es darf aber niemand sonst von Ihrer Gruppe zusätzlich nach Wellington kommen.«
Marcus atmet tief durch. Er versteht diese vernünftige Vorsichtsmaßnahme der PM und er kann ihr zusagen, dass keine zusätzliche Person nach Wellington fliegen wird. Dass Sandra zufällig schon dort ist, widerspricht dem nicht. Er hätte Sandra notfalls auch nach Auckland zurückgeschickt, wenn die PM formuliert hätte:
»Es darf niemand zusätzlich in Wellington sein« ... Sie hatte aber »nach Wellington kommen« gesagt. Und so würde er feststellen können, ob er einem etwaigen Versprechen der PM trauen kann oder nicht!
Am nächsten Tag sitzt Marcus bei der PM, die sich nach längerem Zögern entschlossen hat, das Risiko auf sich zu nehmen und mit Marcus alleine und ohne Überwachung zu sprechen. Sie macht das ungern, aber was Marcus ihr zu sagen hat, soll wohl niemand anderer hören.
»Sie haben ja SR-Inc. und meine Gruppe sicher bis zu einem gewissen Grad überwachen lassen. Soll ich einen umfassenden Bericht geben oder gibt es einen speziellen Punkt, der für Sie besonders kritisch ist?«, beginnt Marcus.
»Ich glaube, wir sollten gleich den Hauptpunkt besprechen: Wie verteidigen Sie den Mord an zwei unbescholtenen Neuseeländern?«, fragt die PM etwas erregt.
»Sie meinen Richard und Ann Brodlyn aus Rotorua?« Die PM nickt.
»Beginnen wir beim Ersten: Die beiden sind nicht unbescholtene Bürger, sondern menschenverachtende Verbrecher gewesen.«
Die PM blickt erstaunt: »Aber alle Personen, die durch meine Leute befragt wurden, haben sehr positiv über beide gesprochen!«
Marcus nickt: »Die beiden waren hochbegabte Para-Hypnotiker. Mit ihrer Fähigkeit konnten sie Personen ohne zu reden zu beliebigen Handlungen zwingen, ja sogar post-hypnotische Befehle erteilen. Einer ihrer Standardbefehle war natürlich, nur positiv über sie zu sprechen.«
Marcus berichtet über die Geldbeschaffungsmethoden von Richard und Ann, erklärt, dass vor allem Richard seine Begabung dazu verwendete, um sich ungehemmt sexuelle Erlebnisse zu beschaffen. Er belegt mit Kopien von Polizeiakten und Zeitungsberichten eine Spur von Selbstmorden, die auf das Konto der beiden gehen, berichtet von dem Selbstmordbefehl an Aroha. Die PM kann es fast
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