Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xperten - Der Paradoppelgänger

Xperten - Der Paradoppelgänger

Titel: Xperten - Der Paradoppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
Vom Netzwerk:
muss sich zurückhalten, um nicht loszulachen. »So haben die sich das zusammengereimt!«, denkt er insgeheim.
    »Bevor wir weiterreden, Marcus. Ich versichere dir, dass niemand von dieser Unterhaltung erfahren wird. Aber ich möchte mich auch darauf verlassen können, dass alles, was ich gemacht habe und noch machen werde, außerhalb eurer kleinen Gruppe niemand erfährt, egal wie wir uns einigen oder nicht einigen.«
    »Du hast mein Wort, Barry.«
    »Danke, Marcus, ich vertraue euch. Ihr seid mehr Idealisten, als ich es je gewesen bin. Ich habe hier etwas zusammengeschrieben«, sagt Barry, »wirf einen Blick hinein. Dann wirst du einiges besser verstehen. Und mich entschuldige einen Augenblick.« Barry verschwindet im Nebenzimmer, Marcus öffnet den Briefumschlag und liest:
    Lieber Marcus, ich weiß nicht genau, was wir besprochen haben, bevor du dies liest. Was immer es war: Halte du dich bitte daran, was du mir versprochen hast. Du kannst dich andererseits darauf verlassen, dass ich nie einem Menschen ohne dein Wissen von unserer Unterredung erzählen werde. Ich bin ziemlich sicher, dass du mich in irgendwelche Vorhaben von euch hineinziehen willst ... Ich glaube sogar, dass ihr »noble« Ziele verfolgt. Aber ich glaube auch, dass ihr ein gefährliches Spiel treibt. Und damit will ich nichts zu tun haben. Ich liebe dafür mein gegenwärtiges Leben zu sehr, ich liebe (viele) Frauen und die Freiheit zu sehr, um mich irgendwelchen anderen Zielen unterzuordnen. Es tut mir Leid, dass ich euch nur bei einigen Reisen helfen konnte. Bei eurem größeren Vorhaben will ich aber nicht helfen, ich will weiterhin allein für mich handeln können. Vielleicht verachtest du mich jetzt, verstehst mich nicht. Das täte mir Leid. Aber mein Entschluss steht fest: Alles Gute für die Zukunft, aber ein Wiedersehen wird es kaum geben. Grüß mir Maria und die Kinder. In Bewunderung, Barry
    PS: Halte mir die Daumen, wie ich das für euch tue. Wir sind eine verschwindende Minderheit und brauchen viel Glück, um ein schönes Leben führen zu können. Einige Vorgänger von uns wurden auf Scheiterhaufen verbrannt, vergiss das nie!

    Marcus liest dies mit wachsenden Befürchtungen. Er eilt ins Nebenzimmer. Was er dort sieht, überrascht ihn nicht mehr: Es ist leer. Barry hat sein Wort nicht gebrochen, er war um 10 Uhr auf ein Gespräch hier, aber er hat sich gegen eine Zusammenarbeit entschieden und ist gerade (oder war es nur sein Doppelgänger?) verschwunden. Barrys Wohnung wurde gleichfalls beobachtet und Marcus wird den Bericht anfordern, doch er erwartet nicht viel davon.
    So ist es denn auch: Barry war den ganzen Abend und die ganze Nacht in der Wohnung und niemand hat sie bisher verlassen ... Mit wem immer Marcus vorher sprach, entweder ist die Wohnung leer und Barry ist dort unerkannt entkommen oder die Person, mit der er sprach, war nicht Barry! Als man zwei Tage später die Wohnung von Barry auf Intervention von Marcus aufbricht, ist sie, fast wie Marcus erwartet hat, leer. Barry und Doppelgänger scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Und unter allen Personen, die nach dem Gespräch zwischen Barry (?) und Marcus legal aus Neuseeland ausreisten, war weder Barry noch Barry mit dem gefälschten Pass.
    »Diese Runde geht eindeutig an Barry. Werden wir uns jemals wieder treffen?« Irgendwas in Marcus, der immer mehr seiner Intuition traut, sagt ihm Ja und er freut sich auf dieses potenzielle Zusammentreffen. Er betrachtet Barry nicht als Feind, sondern als einen, der zu ihnen gehört, dies aber sich selbst noch nicht eingestehen will.

    Freilich sieht Barry die Situation anders. Als Marcus ihn mit den Tatsachen konfrontierte, dass seine Rolle bei der Aufklärung des Banküberfalls durchschaut ist, war es für Barry klar, dass er sofort fliehen musste. Über seinen »Doppelgänger«, um diese amüsante Definition von Marcus zu übernehmen, führte er dann die Bewacher seiner Wohnung und Marcus am nächsten Vormittag um 10 Uhr an der Nase herum: Der wirkliche Barry war da schon unterwegs im Flugzeug nach Rio. Zur Verblüffung der Flugbegleiter hatte er sofort nach dem Einsteigen um 9.45 Uhr seinen Sitz in der ersten Klasse waagrecht gestellt, mitgeteilt, dass er sich nicht wohlfühle, um eine Decke gebeten und war in einen offenbar tiefen Schlaf versunken. Die Verwunderung des Flugbegleitpersonals wuchs noch, als Barry nach nur 45 Minuten offenbar völlig gesund, ausgerastet und in bester Laune den Rest des Flugs nach Rio verbrachte,

Weitere Kostenlose Bücher