Xperten - Kampf dem grossen Bruder
Rechercheergebnisse fehlen. Nicht nur Rath hat das Gefühl, dass sich einige führende Politiker in den USA und in einigen der OPEC Länder im Moment recht unwohl fühlen müssen. Raths Ausführungen und manchmal auch ihre Namen sind in den Fernsehübertragungen zu hören. Der Beifall am Ende der Rede ist frenetisch und will kein Ende nehmen. Rath fordert das gesamte Plenum auf, sich kritischer als bisher gegen die führende Clique zu verhalten.
In der anschließenden Diskussion mit Safrat bestreitet dieser vieles, macht für einiges die USA unilateral verantwortlich, greift dann aber Rath unvermutet direkt an:
»Diese Welt ist leider eine Welt des Geldes und der Macht. Ich bin so sicher wie unser Professor Rath, dass es immer wieder Bestechungen gibt und dass es für fast alle Menschen viel bedeutet, reich zu sein, bekannt zu sein, einen besonderen Status zu haben, usw. Das gilt nicht nur für Filmstars oder Supersportler, sondern auch für manche Politiker in den diversen Ländern. Da hat ja Herr Rath Recht. Nur heißt es nicht: ‚Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen?’. Haben Sie heute nicht erlebt, wie Rath die Bewunderung hier genossen hat? Aber das hat er ja vielleicht auch verdient. Aber wie ist das mit den Tantiemen seiner Bücher? Rath war, bevor er Politik zu kritisieren begann, ein Niemand, inzwischen ist er steinreich. Hier ist die Abrechnung der Tantiemen seines US-Verlegers für das letzte Jahr.«
Safrat blickt auf den Zettel, den er in der Hand hält.
»Immerhin 3.6 Millionen Dollar, allein in den USA im letzten Jahr«, sagt er langsam und hält das Schriftstück so, dass die Details auf den Bildschirmen sichtbar werden. Rath will sich zu Wort melden, aber der Diskussionsleiter winkt ab.
»Sehen Sie«, setzt Safrat fort, »wie sich Rath zu Wort melden will und in seinen Unterlagen kramt? Er will sicher beweisen, dass er von seinem Geld für wohltätige Zwecke gespendet hat. Herr Rath«, sagt er und wendet sich Rath direkt zu, »Sie brauchen nicht zu suchen. Wir haben die Zahlen erhoben. Sie haben im letzten Jahr für diverse Organisationen 400.000 Dollar gespendet. Sie wurden mit Dankesschreiben überschüttet«, Safrat hält ein Bündel von Briefen hoch, »aber ob 400.000 Dollar Spenden, das sind weniger als 10% Ihres Weltjahreseinkommens, wirklich so toll sind, soll jeder selbst beurteilen. Und dann haben Sie die Spenden sinnvoller Weise auch noch steuerlich abgesetzt, gratuliere.«
Wieder hält Safrat ein Dokument hoch. Diese Art von Angriff ist für Rath unerwartet. Safrat fährt mit beißendem Hohn fort:
»Und fühlen Sie sich, als Kämpfer für eine gerechtere Welt, wirklich so wohl wenn Sie in einer teuren Hotelsuite, die immerhin pro Tag 2.500 Dollar kostet, untergebracht sind und Sie 1. Klasse - nicht grade billig- fliegen? Aber ich weiß noch viel mehr und ich weiß sicher nicht alles. Ist Ihnen, liebe Zuhörer, aufgefallen, dass Herr Rath heute den ganzen Abend kein Wort über Kuweit verloren hat? Und wissen Sie warum? Weil ihm Kuweit dafür immerhin 2 Millionen auf sein Konto überwiesen hat.«
Das ist zuviel für Rath. Er springt auf und will sein Mikrofon benutzen. Doch dieses ist abgeschaltet. Er brüllt so laut er kann:
»Das ist alles Lüge!«
Safrat sagt milde: »Ich dachte, dass Sie es abstreiten. Wir haben einen Zugang zu Ihrer Bank hergestellt, Sie müssen sich nur identifizieren, dann können alle sehen, wer die Unwahrheit spricht.«
Rath zögert kurz, dieses Zögern wird später gegen ihn ausgelegt werden. Dann gibt er seine Daten ein. Zu seinem Entsetzen sieht er den Eingang von 2 Millionen Euro von der National Bank of Kuweit!
»Das ist ein Schwindel«, schreit Rath, immer noch ohne Mikrofon.
»Und ist es auch ein Schwindel, dass sie mir vor der Sitzung eine große Summe angeboten haben, dass ich Kuweit nicht erwähne? Sie können es ja ruhig bestreiten, ich übergebe morgen die gesamten Unterlagen darüber, sowie über andere Bestechungen, die sie durchgeführt oder versucht haben, der Polizei.« Rath versucht an das funktionierende Mikrofon von Safrat heranzukommen, wird aber festgehalten. Sicherheitskräfte stürmen die Bühne, trennen Rath und Safrat und bringen sie zu getrennten Ausgängen.
Auch im Zuschauerraum des Theaters ist Unruhe ausgebrochen, die sich allmählich legt, als die Bühne leer ist. Das reichhaltige Buffet beruhigt die Gemüter einigermaßen, doch sind die Anschuldigungen Safrats gegen Rath das Thema Nummer eins.
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