Xperten - Kampf dem grossen Bruder
Anmeldungen. Wir mussten daher in das Universitätstheater ausweichen. Der Vortrag wird US-weit im Fernsehen ausgestrahlt. Du hast dir einen Namen gemacht, auch bei uns. Dein US-Verleger muss ganz gut mit dem Buch verdienen, weil er ein recht üppiges Buffet für alle Zuhörer sponsert! Ich bringe dich jetzt einmal ins Hotel, du kannst dich dort erfrischen und noch ein Nachmittagsschläfchen einschieben, damit du am Abend wirklich frisch bist.«
Die Unterbringung im Hotel, das durch seinen riesigen, mit Malachit ausgelegten Saal bekannt ist, ist komfortabler, als es Josef eigentlich gern hat. Allein die Wegstrecken vom Bett zum Bad und zum Wohnzimmer sind gewaltig, denkt er sich. Der riesige Blumenstrauß ist totale Verschwendung.
Josef Rath, einer der feurigsten Anhänger für einer gerechtere Welt und daher auch des ‚Global Marshall Plans’ [4] hat mit seinem Buch »Wer sind die Ungerechten auf dieser Welt?« und den darauf aufbauenden Reden viele Freunde gewonnen, sich aber auch Feinde verschafft. Die Beschuldigung, dass die USA unter den Republikanern seit mehr als zwei Jahrzehnten einen guten Teil der Welt bewusst in Armut halten, medizinische Hilfe für große Teile der Welt erschweren, aber mit den arabischen, Öl fördernden Nationen unter einer Decke stecken, hat sich gut verkauft. Die Oberschichten aller Länder bereichern sich, in den USA genauso wie in den arabischen Ländern, wobei er Iran und Irak dazuzählt. Er weist seine Behauptungen mit sorgfältiger Recherchearbeit nach, nichts ist aus der Luft gegriffen, sondern hat einen hohen Wahrscheinlichkeitsgrad. Obwohl ein überwiegender Prozentsatz der Menschen in den westlichen Demokratien überzeugt ist, dass Rath die Wahrheit spricht, hat das bis heute nicht ausgereicht, die Machtverhältnisse zu verschieben oder die Situation zu verbessern. Rath zweifelt manchmal daran, ob man wirklich von Demokratie reden kann, wenn durch Medien, Tricks und Falschmeldungen die Mehrheit so stark hinters Licht geführt wird, wie es andauernd geschieht.
Rath hofft, dass seine Ausführungen heute überzeugend genug sein werden, um einige Politiker zum Rücktritt zu zwingen. Er ist nach dem Transatlantikflug müde. Er duscht, legt sich auf sein breites Bett und ist im Nu eingeschlafen.
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Während Josef Rath sich für seine abendliche Präsentation ausrastet, liegt der Plastikbeutel, in dem sich das Tuch mit dem Hautstückchen befindet, das man Rath beim Fingerabdruck unbemerkt abgenommen hat, schon im Zentrallabor des CIA in Dallas.
Aufbauend auf den gentechnischen Fortschritten der Polymerase ist es einfach, die DNA aus dem Hautstückchen nicht nur zu isolieren, sondern problemlos zu vervielfältigen. Befriedigt entfernt sich der wartende CIA Agent Millis mit einem Fläschchen, das Abertausende Stücke von Raths DNA enthält.
In einem anderen Zimmer des CIA wird der Plan nochmals besprochen. Der Doppelgänger von Rath wird zumindest für kurze Zeit glaubwürdig sein? Der Ort ist klar? Der Aufzug ist präpariert und gegen e-Helper abgeschirmt, der Notrufknopf deaktiviert? Man kann dafür garantieren, dass der Mann in den präparierten Aufzug einsteigen wird? Auch sonst alles im Hotel im grünen Bereich? Die Überwachungskameras funktionieren? Die Sache mit den Bestechungsgeldern wurde Safrat zugespielt? Die Checkliste ist lang.
»Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet«, versichert Agent Millis seinem Chef.
An einer anderen Stelle von Dallas berät sich Mohammed Safrat mit Mitarbeitern aus mehreren Botschaften. Kann es sein, dass Rath neue Dokumente hat? Wie kann man Rath am besten angreifen und unglaubwürdig machen? Kann es sein, dass man auch die US angreifen muss?
Verschieden Szenarien werden durchdacht, bis man das offenbar Beste gefunden hat.
Als Rath ausgerastet und gut vorbereitet sein Zimmer verlässt, wird dieses aufgeräumt. Sein Bett wird, wie üblich, neu überzogen und für die Nacht aufgeschlagen. Nicht ganz so üblich ist, dass das Zimmermädchen mit einer Klebrolle vorher sorgfältig über den Kopfpolster fährt und so einige Haare entfernt.
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Der Theatersaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Rath ist in Hochform. Er zeigt Kopien von Briefen, von Mails, von Zeitungsausschnitten, bringt Beweise plötzlichen Reichtums, aber auch vom geheimnisvollen Verstummen von Journalisten, usw. Aneinander gefügt, belegt er seine Thesen noch viel klarer als in seinem Buch. Dieses ist nun seit 8 Monaten am Markt, so dass die neuesten
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