Yakuza Flowers
und nachdem Jiro sich um den Journalisten gekümmert hätte, würde es noch einen weiteren Grund geben, weswegen er nicht hierher kommen wollte.
„Mag sein, aber das wird auf jeden Fall sehr weit oben auf meiner Liste bleiben.“
Jiro erwiderte nichts mehr darauf. Stattdessen verließen sie die Loge und gingen nach unten. Zum Glück war es so voll, dass die Menge sich nur langsam bewegen konnte. Was bedeutete, dass Jiro sein Ziel leicht in der Menge finden konnte. Der Mann bewegte sich nicht Richtung Ausgang, sondern zu einer schmalen Tür, hinter der ein langer Flur lag, der hinter die Bühne führte.
Jiro konnte sein Glück kaum fassen. Dort würde er ungestört sein, um sein Werk zu vollenden und ohne die Gefahr von störenden Zeugen. Zuschauern war der Zugang eigentlich verboten und alle, die hinter der Bühne arbeiteten, würden so kurz nach der Vorstellung den Gang noch nicht benutzen.
Sie hatten den Ausgang schon halb erreicht, als Jiro stehen blieb und seine Taschen abklopfte.
„Ich glaube, ich habe meine Brieftasche liegen lassen. Warte draußen auf mich. Ich bin gleich wieder da.“ Und bevor Gabriel auch nur die Gelegenheit hatte einen Ton von sich zu geben, drängte sich Jiro durch die hinausströmende Menge zurück. Allerdings ging er nicht zu ihrer Loge, sondern zu der Tür, durch die auch der Ausländer verschwunden war.
Es würde schnell gehen. Jiro trug in der Tasche einen dünnen Würgedraht, der sicherlich nicht der Manier der Yakuza entsprach, aber dafür lautlos und umkompliziert war. Der Journalist öffnete die Tür und schlüpfte hindurch. Jiro folgte ihm nur einen Augenblick später, öffnete die Tür und erstarrte.
Am Ende des Flurs stand Kira mit dem Journalisten. Was hatte Kira zu dieser Zeit dort zu suchen? Aber das war nur eine zweitrangige Frage. Denn das, was Jiro wirklich schockierte, war, dass die beiden sich gerade leidenschaftlich umarmten. Jiro konnte weder die Tür schließen noch den Würgedraht in seiner Jackentasche loslassen. Erst als ihn jemand leicht an der Schulter berührte, zuckte er zusammen und drehte den Kopf, um zu sehen, wer ihn da ertappt hatte. Es war Gabriel, der ihm offenbar doch gefolgt war.
Bevor Jiro sich auch nur ansatzweise eine Ausrede überlegen konnte, warum er nicht zu ihrer Loge zurückgegangen war, blickte Gabriel den Flur hinunter. Sofort hellte sich seine Miene auf, was Jiro nicht verstand. Aber seine Unwissenheit wurde nur einen Wimpernschlag später aufgelöst.
„Vincent!“ Der Name flog nur so von seinen Lippen und die beiden anderen Männer im Flur drehten sich zu ihnen um. Erst wirkten sie ertappt, bis der Ausländer als Erster seine Sprache wiederfand.
„Gabriel?“, frage er ungläubig, und ab da wusste Jiro, dass sich eine lästige Aufgabe in ein wahres Horrorszenario verwandelt hatte. Gabriel kannte diesen Mann! Woher und wie lange spielte keine Rolle. Es reichte, dass sie sich kannten und wie es aussah, waren sie auch noch hervorragend befreundet. Denn Gabriel zwängte sich an Jiro vorbei, lief zu Vincent, der ihn fest in die Arme schloss. Jiro fühlte sich wie im falschen Film. Nicht zuletzt, weil er Kiras Blick auf sich ruhen fühlte und dieser wa r überrascht sowie entgeistert. Zumindest war nicht zu erwarten, dass Kira auf der Stelle sagen würde, dass sie sich kannten. Das war Jiros einziger Trost.
„Sieh nur Jiro, das ist Vincent!“ Gabriels heitere Stimme riss Jiro aus seiner Schreckensstarre und ließ ihn auch die Augen von Kira lösen. Der Ausländer hatte nun einen Namen und nicht nur das, sondern auch noch den Status von Gabriels bestem Freund erhalten. Langsam kam die Erinnerung. Vage erinnerte er sich dran, dass Gabriel bei ihrer zweiten Begegnung mit einem Freund im Club gewesen war. Jiro hatte ihn nur kurz von Weitem, im schummrigen Licht, inmitten einer Menschenmasse gesehen. Kein Wunder, dass er ihn auf dem Foto nicht erkannt hatte! Jiros Magen zog sich zusammen. Nun hatte ihn nicht nur seine Vergangenheit eingeholt, n ein, nun musste er für sich klären, w em er sich mehr verpflichtet fühlte: Gabriel oder Takanawa.
Kapitel 4
Kira
Gabriel und Vincent waren sich in die Arme gefallen und Kira hatte über ihre Köpfe hinweg zu Jiro gesehen. Er brauchte einige Sekunden, bis der Groschen bei ihm fiel und plötzlich ergaben alle Dinge , über die er seit Jahren grübelte, Sinn. Er konnte es nicht fassen. Hätten Gabriel und Vincent nicht zwischen ihm und Jiro gestanden, er hätte sich wohl zu
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