Yakuza Flowers
einer Ohrfeige hinreißen lassen.
Doch Kira beherrschte sich. Er war kein Mann, der sich von seinen Gefühlen hinreißen ließ. Schon alleine wegen Vincent musste er die unangenehme Überraschung hinunterschlucken und akzeptieren, dass Gabriels geheimnisvoller Liebhaber genau dieser Mann war.
„Ich dachte nicht, dass wir dich so schnell finden und dann noch per Zufall! Ich kann es gar nicht fassen! Aber jetzt kann ich euch endlich einander vorstellen. Kira, das ist mein bester Freund Gabriel.“ Vincents Stimme riss Kira aus seinen Gedanken und zwang ihn, Gabriel anzusehen. Er wirkte wie auf dem Foto, das Kira schon vor Wochen von ihm gesehen hatte. Er strahlte wie auf dem Schnappschuss von Vincent, und Kira fragte sich, ob in seinen Zügen nie Traurigkeit zu finden war.
„Es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Gabriel verneigte sich leicht und Kira tat es ihm nach, selbst wenn seine Gedanken gerade keine freundlichen Pfade einschlugen.
„Kira muss sich noch umziehen und wir könnten so lange vor dem Theater warten. Was meint ihr?“ Vincents Vorschlag klang in Kiras Ohren, als würde er ihn loswerden wollen. Aber als Gabriel nickte, blieb ihm nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Selbst wenn es ihm nicht gefiel, die drei alleine zu lassen, konnte er kaum im Kostüm und vollem Make-up auf die Straße.
„Dann sehen wir uns in zehn Minuten vor dem Theater.“ Kira bemühte sich gelassen zu klingen, aber als seine Augen Jiro noch einmal streiften, konnte er den aufkeimenden Ärger kaum unterdrücken. Abrupt wandte er sich ab und ergriff die Flucht in seine Garderobe.
Kira konnte es nicht fassen. Lang verdrängter Zorn flammte in ihm auf, während er sich umzog. Er hatte an diesem Abend mit so ziemlich allem gerechnet, nur nicht mit Jiro.
Er zog und zerrte an den Bändern, kam den Händen der Garderobiere ständig ins Gehege, bis auch sie nervös geworden war und das Ausziehen sich hinzog. Kira wollte so schnell wie möglich zu den anderen stoßen.
Er konnte es noch immer nicht ganz erfassen, dass Jiro ausgerechnet in dieses Theater gekommen war. Nach all den Jahren! Hatte er etwa gedacht, dass Kira ihn vergessen haben könnte? Ganz sicher nicht. Gewisse Dinge konnte man nicht vergessen, einerlei, ob sie ein Jahr her waren oder achtzig. Es war schon ein ziemlich gemeiner Scherz des Schicksals, dass Gabriels Liebhaber ausgerechnet Jiro war, aber Kira konnte es nicht ändern.
In Windeseile schminkte er sich ab und zog sich an. Nur um dann hinauszustürmen. Er fürchtete, dass sie nicht auf ihn warteten , aber da standen sie. Vincent und Gabriel unterhielten sich angeregt, während Jiro sich im Hintergrund hielt.
Das Herz hämmerte Kira bis zum Halse, als er sich ihnen näherte und versuchte ein freundliches Gesicht zu machen.
„Wir könnten ja etwas trinken gehen!“ Dieser Vorschlag kam von Vincent. Gabriel wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als Jiro sich doch einmischte. Dabei sah er zu Kira, der bei ihnen stehen geblieben war.
„Das ist eine gute Idee, aber ich könnte mir vorstellen, dass … Kira nach der Vorstellung müde ist.“ Er sagte es mit jenem leichten Nachdruck, den Kira nur zu gut kannte. Im Grunde wollte er ihm gleich widersprechen. Aber wenn er es sich recht überlegte, dann wollte er diesen Abend ganz sicher nicht in Jiros Gesellschaft verbringen.
„Wie wäre es, wenn ihr uns morgen Mittag besuchen würdet? Es wäre auch viel angenehmer sich zu Hause zu unterhalten, als in einer überfüllten Bar.“ Zwar war es nicht gerade Kiras Lieblingsvorstellung Jiro im Haus zu haben, aber immer noch besser, als in einer Bar.
„Das klingt wunderbar, nur möchte ich nicht, dass wegen mir zu viele Umstände gemacht werden“, sagte Gabriel, doch Kira fiel ihm gleich ins Wort.
„Keinesfalls. Vincents Freunde sind auch meine Freunde.“ Dass er damit Jiro quasi ausschloss, war Kira klar. Aber genauso sollte es bei ihm auch ankommen. Von Jiro kam keine Reaktion und so einigte man sich rasch, dass Gabriel und Jiro am nächsten Tag zum Mittagessen kommen würden.
Als sie gingen, sah Vincent ihnen nach. Er wirkte deutlich entspannter, als die letzten Tage.
„Das war mal ein schöner Zufall. Es scheint ihm gut zu gehen. Und für mich bedeutet es, dass ich meine Zeit hier mit den zwei Menschen verbringen kann, die mir am wichtigsten sind.“ Vincent meinte es sicherlich nicht böse, aber Kira fühlte dennoch einen leichten Stich in seinem Herzen. Eifersucht konnte man nun
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