Yakuza Flowers
Kopf bis an Jiros Schulter zurück. Sekundenlang blieben sie reglos stehen, die Vereinigung genießend, die in ihnen beiden Schwindel auslöste.
Sinnlich m urmelte Jiro Gabriels Namen, und als er sich zu bewegen begann, lehnte Gabriel seine Stirn an das kühle Fensterglas. Hitzewellen fluteten die beiden Männer, die sich mit jeder Bewegung mehr und mehr aneinander anpassten. Da sich Gabriel nur mit einer Hand abstützte und die andere Halt an Jiros Hüfte gesucht hatte, bohrten sich seine Fingernägel in Jiros Haut . Er fühlte den Schmerz kaum, da er sich vollständig auf die Gefühle konzentrierte, die seinen Körper eroberten. All seine Sinne waren nur auf den Akt konzentriert, der eine fast zerstörerische Leidenschaft erreichte. Nichts war noch von Bedeutung, bis auf sie beide.
Als sich ein dünner Schweißfilm auf ihrer Haut gebildet hatte, wurden Jiros Stöße immer unrhythmischer. Er spürte, wie Gabriel seinen Höhepunkt erreichte, sich so fest um ihn verengte, dass jede weitere Bewegung fast zu einer Qual wurde und dann wurde auch Jiro über den Rand der Lust gestoßen. Der Höhepunkt schien ewig zu dauern, bis seine Beine nachgaben und er langsam mit Gabriel zu Boden sank. Gabriel lockerte seinen Griff, lehnte sich zurück und machte keine Anstalten, sich von Jiros Schoß zu bewegen. Jiro konnte im Fensterglas sehen, wie er schief grinste.
„Jetzt hat dich auch jeder Interessierte gesehen“, sagte er im neckenden Tonfall, der Jiro lachen ließ.
„Ich hoffe, du kannst damit leben“, antwortete Jiro und drehte Gabriels Kopf zu sich, um ihn küssen zu können. Doch soweit kam es nicht, da es an der Tür klopfte. Obwohl sie beide nicht über das Sofa hinweg zur Tür blicken konnten, reckten sie die Köpfe.
„Ich bringe das Abendessen!“, erklang schließlich die bekannte Stimme eines der Leibwächter. Sowohl Jiro, als auch Gabriel entspannten sich. Das hatten sie ganz vergessen, aber genaugenommen war das Timing geradezu perfekt.
„ Schieb den Servierwagen einfach rein und geh!“, r ief Jiro. Seinem Wunsch wurde natürlich Folge geleistet. Obwohl es unmöglich gewesen wäre, sie am Fenster zu sehen, kroch Gabriel von Jiro runter und krabbelte auf allen vieren zum Sofa hin, schon halb in seine Shorts schlüpfend. Jiro musste lachen und gab ihm einen Klaps auf den Hintern.
„Und das, wo es dir eben noch angeblich nichts ausgemacht hat, dass dich jemand sehen könnte“, spottete Jiro und griff nach seiner eigenen Unterwäsche.
„Hätte jemand mit einem Teleskop von unten durch das Spiegelglas blicken können, hätte ich zumindest die Gewissheit gehabt, dass ich ihm nie wieder begegne, im Gegensatz zu dem eben“, erklärte Gabriel und reichte Jiro die Hand, der ihn mühelos hochzog.
„Gut, das kann ich nachvollziehen.“ Da musste Jiro ihm wirklich zustimmen. Den Speisewagen schoben sie ans Fenster und machten es sich auf dem Teppich bequem. Sie aßen auf dem Boden sitzend und genossen die Aussicht.
„Wann wollen wir eigentlich ins Theater gehen?“ Gabriel hatte sich an Jiro gelehnt und nippte an seinem Wein. Jiro sah seine Unbekümmertheit und beneidete Gabriel darum. Wie gut, dass er so wenig von Jiros eigentlichem Leben wusste. Er hätte sicherlich deutlich weniger gelächelt.
„Was hältst du von morgen?“ Vielleicht überstürzte das alles, aber er wollte die hässliche Sache endlich aus der Welt schaffen. Dass Gabriel nichts von seinem Auftrag ahnte, war sein Glück.
„Das hört sich doch gut an. Hast du ein bestimmtes Theater im Auge? Ich habe noch niemals ein Kabukistück gesehen. Da fällt mir ein, als du in London warst, gastierte dort auch eine Kabukitruppe. Leider habe ich sie verpasst.“ Gabriels Fröhlichkeit war irgendwie ansteckend und weil er durchaus Interesse zeigte, wollte Jiro über seinen Schatten springen. Sanft schob er Gabriel von sich und stand auf, bevor er auch seinem Geliebten auf die Beine half.
„Ich habe im Arbeitszimmer ein Bildband, in welchem das Theater abgebildet ist. Es ist wirklich sehr schön und es ist sehr alt.“ Eigentlich mochte er es ganz und gar nicht, das Gebäude zu betrachten, mit dem er so intime Erinnerungen verband. Aber es war besser sich schon heute wieder an den Anblick zu gewöhnen, als erst morgen.
Sie wechselten ins Arbeitszimmer und dort zog Jiro ein Bildband aus dem Bücherregal heraus. Ein kleines Tütchen flatterte zu Boden. Gabriels Lächeln verblasste und Jiros Augen folgten den Blick des anderen auf den
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