Yakuza Flowers
andere Dinge durch den Kopf.
„Am Anfang unserer Bekanntschaft hast du mich aber nicht als Glücksbringer angesehen“, antwortete Kira und spürte Vincents Hand schwer auf seiner Hüfte ruhen. Von Vincent war ein Schnaufen zu hören.
„Ich war eben jung und dumm“, sagte er leicht dahin, was Kira lachen ließ. Als er sich beruhigt hatte, wurde er wieder ernster.
„Gabriel ist dein bester Freund, nicht wahr?“, fragte Kira und machte es sich auf dem Kissen etwas bequemer.
„Klar ist er das. Sonst wäre ich doch niemals so viele Kilometer völlig planlos geflogen.“ Vincent grinste. „Also ich meine, ohne mich vorher bei dir anzukündigen“, fügte er noch an, was Kira ihm dieses Mal allerdings nicht übel nahm.
„Es ist gut, wenn man jemanden hat, der einem in schweren Zeiten beistehen kann.“ Es entschlüpfte Kira einfach so, woraufhin Vincent den Kopf hob und ihn neugierig betrachtete. Kira fühlte sich so, als würde Vincent in seinen Kopf sehen können.
„Das klingt fast danach, als würdest du etwas Schlechtes erwarten. Du kannst mir aber glauben, dass ich dir beistehe, egal, was geschieht.“ Vincents fragender Blick ließ Kira schließlich mit den Schultern zucken.
„Nein, das tue ich nicht. Ich … ach ich weiß auch nicht. Ich kenne eben nicht viele, die eine so enge Freundschaft haben.“ Er wusste nicht, was er anderes sagen sollte, ohne Vincent zu beunruhigen. Kira schwirrten noch immer Jiros Worte im Kopf herum, und dass dieser ihm eingeschärft hatte, nichts z u verraten . Nicht einmal Vincent. Jetzt, wo er in Vincents offenes Gesicht sah, wurde Kira klar, dass Vincent Gabriel gegenüber kein Geheimnis wahren könnte. Nein. Es war besser ihn nicht einzuweihen.
„Mach dir keine Gedanken. Der Tag war einfach erschöpfend.“ Es sollte keine Rechtfertigung sein, aber selbst in Kiras Ohren klang es nach einer. Vincent war feinfühlig genug, nicht weiter nachzubohren, stattdessen fragte er: „Was hältst du eigentlich von Jiro? War die Fahrt mit ihm zum Theater erträglich?“
Kira presste kurz die Lippen zusammen und schloss dann die Augen.
„Es war in Ordnung“, antwortet er knapp, nicht wirklich gewillt, mehr dazu zu sagen.
„Ich hatte ihn mir ganz anders vorgestellt, nicht so unterkühlt. Gabriel scheint mit ihm ziemlich glücklich zu sein. Ich hoffe nur, dass er am Ende nicht auch noch ein Yakuza wird.“
Obwohl es nur ein Scherz war, erschauderte Kira innerlich und schob den Gedanken weg. Er rückte näher an Vincent, um sich von seiner Wärme einhüllen zu lassen.
Später, als Vincent schon tief und fest schlummerte, lag Kira noch wach und grübelte über den Vorfall im Theater. Er fand Jiros Idee verrückt und vor allem gefährlich. Sie hatten sich darauf geeinigt, weder Gabriel noch Vincent etwas zu sagen. Allerdings verstimmte es Kira stark, dass er vor Vincent ein weiteres Geheimnis haben musste. Es war nicht so, dass er diese Bürde unbedingt mit jemandem teilen wollte, aber es ging Vincent schließlich auch etwas an! Bis jetzt hatte sein Geliebter für alles Verständnis gezeigt und bewiesen, dass er immer zu Kira stand. Ihm jetzt etwas zu verschweigen, war, wie einen Stein im Magen zu haben.
Kira hatte sich schließlich bereit erklärt zu helfen. Nicht weil er ihm vergeben hätte, das ganz sicher nicht, sondern weil sie noch immer Brüder waren. Blut war bekanntlich dicker als Wasser.
Doch selbst wenn alles gut ging, würde es wieder so wie früher werden können? Wie vor dem Bruch, als sie einander sehr nah gewesen waren? Kira war sich in diesem Punkt sehr unsicher. Er warf einen Blick auf Vincent, der ruhig und sorglos neben ihm schlief. In diesem Augenblick beneidete Kira ihn. Er hätte sich gewünscht, auch so friedlich schlafen zu können. Aber das würde er wohl erst wieder, wenn die Sache vorbei wäre und alles gut gegangen war.
Kapitel 5
Gabriel
Obwohl Gabriel nicht entgangen war, wie angespannt Kira gewirkt hatte, hatte er das erste Treffen mit Vincent ungemein genossen. Er sah es als einen Wink des Schicksals an, dass sie sich auf so ungewöhnliche Weise wiedergetroffen hatten. Gerade in dieser Zeit, in der die Unsicherheit an Gabriel so heftig genagt hatte. Es tat gut, jemanden aus der Heimat um sich zu haben, der ihn verstand und seine Geheimnisse und Gedanken kannte. Das gab ihm die halb verlorene Leichtigkeit wieder zurück. Alles hätte perfekt sein können, wenn da nicht die Distanz gewesen wäre, die sich nach dem ersten Besuch bei
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