Yakuza-Rache
drückte die Kippe aus, sonst hätte sie ihm die Finger verbrannt. »Also gut, Kommissar. Was ich Ihnen jetzt sage, klingt unwahrscheinlich und grauenhaft. Es ist aber wahr, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
»Wir hören.«
Sie hörten nicht nur zu, sie machten sich auch Notizen. Je länger Köbes redete, um so länger wurden auch ihre Gesichter. Synchron schüttelten sie die Köpfe, als könnten sie kein Wort von dem glauben, was Köbes ihnen da berichtete.
»Hören Sie, das kann nicht stimmen. Das ist unmöglich.«
Der Bettler lachte. »Haben Sie eine Ahnung. Fragen Sie die anderen, die müssen das gleiche gesehen haben wie ich.« Er hatte laut gesprochen und war auch von anderen Zeugen gehört worden, die tatsächlich nickten und ihm recht gaben.
Gütgen kam sich in die Enge gedrängt vor. »Haben Sie denn auch Beweise?« Er fragte es wie nebenbei und bekam Telleraugen, als Köbes seinen alten Hut hochnahm.
»Was ist das denn?«
»Staub, Herr Kommissar. Oder Asche. Die Überreste des Japaners, der von diesen Dingern getroffen wurde.«
Auch der zweite Polizist konnte es nicht fassen. Er stand da und schüttelte den Kopf. »Ein Witz — oder?«
»Kein Witz, Meister.«
»Aber das kann doch nicht…«
»Doch, es kann. Er ist neben mir zu Staub verfallen, wenn ich Ihnen das sage.«
»Geht das denn, Heinz?«
Gütgen hob die Schultern. »Ich glaube es nicht. Ich kann es einfach nicht glauben.«
»Sie können ja die Asche untersuchen«, schlug Köbes vor.
»Keine Sorge, das werden wir auch.« Gütgen winkte einen Beamten heran, erklärte ihm das Problem, der Mann verschwand und kehrte sehr bald mit einer Plastiktüte zurück und einem schmalen Löffel. Sehr vorsichtig schaufelte er die Asche in die Tüte. »Es ist kein Knochen mehr dabei«, flüsterte der Kommissar.
»Stimmt«, bestätigte Köbes. »Es ist alles wie weggeblasen. Der fiel innerhalb einer Sekunde zusammen. Wenn man einem Ballon die Luft herausläßt, geht das langsamer.«
»Tja«, murmelte Gütgen, »was machen wir denn da?«
»Wir lassen es untersuchen, und zwar sofort.« Gütgens Kollege nahm die Tüte mit, als er ging.
Der Kommissar stellte noch einige Fragen. Ihn interessierten die beiden Männer, mit denen der Mann kurz vor seinem Ende gesprochen hatte. Da mußte der Bettler lachen. »Das waren Japaner, Herr Kommissar. Können Sie die auseinanderhalten?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Das ist für mich zu schwer. Die könnten mich umrennen, ich würde sie nicht erkennen. Zudem waren sie fast gleich angezogen. Diese feinen Anzüge, verstehen Sie?«
»Ja, ich begreife schon.« Gütgen hob die Augenbrauen. Tatsächlich begriff er nur, daß er einen Zeugen vor sich hocken hatte, dessen Aussage protokolliert werden mußten.
»Sie begleiten mich aufs Präsidium. Dort werden wir alles fein säuberlich festhalten.«
»Typisch Beamte.«
»Das muß aber sein. Stehen Sie bitte auf.«
Köbes erhob sich ächzend. »Mann, daß Sie einem alten Knaben wie mir so etwas antun.«
»Nichts mehr gewohnt, wie?« meckerte Gütgen. »Wenn Sie arbeiten würden, dann…«
Der Bettler lachte. »Mensch, Kommissar. Sie sitzen auf Ihrem Beamtenstuhl und haben keinen Arm verloren.« Köbes präsentierte ihm seinen Stumpf. »Reicht das?«
»Ja, schon gut. 'tschuldigung.« Der Beamte nickte. »Kommen Sie, wir fahren zum Präsidium.«
Bevor Köbes folgte, schlug er noch seinen Hut aus. Der Staub, der aus den Rändern quoll, stammte nicht von der Asche des Toten. Er hatte schon seit Wochen im Stoff gehangen.
Da Gütgens Assistent mit dem Wagen des Kommissars davongebraust war, stiegen sie in einen Streifenwagen. Köbes lachte, als er sich hinsetzte. »Ist schon lange her, daß ich die Ehre hatte, in einem solchen Wagen zu sitzen. Ich glaube, ich lasse nach oder werde tatsächlich alt.«
Der Kommissar gab keine Antwort. Dafür ließ er den Fahrer anrollen. Vorbei an den Zeugen, in deren Gesichtern sich noch immer der Schrecken widerspiegelte.
Köbes mußte immer wieder an den Japaner denken. Es tat ihm so verdammt leid, daß der Mann auf diese schreckliche Art und Weise gestorben war. Das hatte er nicht verdient gehabt. Der Bettler fragte sich weiter, was dahintersteckte. Mit dem Verstand war das nicht mehr zu erklären. So, wie der Japaner zu Tode gekommen war, gab es nur eine Erklärung.
Da mußten Kräfte dahinterstecken, die aus einer anderen Welt stammten. Er hatte mal darüber gehört. Ein alter Kollege von ihm glaubte an Geister und Gespenster. Oft
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