Yakuza-Rache
Branche.«
»Ja.«
»Was meinst du damit?«
»Ich denke dabei nicht an die Tengus, sondern an eine Organisation, die in Asien wesentlich mächtiger ist als die Mafia. Yakuza, John. Ist eine Theorie von mir.«
»Ja, mehr auch nicht.« Mein Nicken sagte ihm alles. »Mit Shao könnte das nichts zu tun haben?«
»Keine Ahnung.«
Es hatte wirklich keinen Sinn, daß wir hier die großen Diskussionen führten. Herauskommen würde dabei nichts. »Okay, Alter, belassen wir es dabei. Du fährst um Mitternacht auf die Tower Bridge und erwartest diesen Jack Osiku.«
»Genau. Aber was machst du?«
Ich zwinkerte ihm zu. »Das sage ich dir doch nicht. Vielleicht pappe ich mir Flügel an und spiel' deinen Schutzengel…«
***
Die Themse kam Suko vor wie ein grauer fließender Teppich, auf dessen Oberfläche hin und wieder helle Lichtreflexe schimmerten, als wären dort in verschiedenen Abständen Lampen an-und wieder ausgeschaltet worden. Sie wälzte sich durch das Bett mit ihren schmatzenden, gurgelnden Geräuschen, die in der Dunkelheit noch lauter klangen als am Tage.
Wie für die Ewigkeit gebaut ragte das mächtige Gebilde der Tower Bridge in den Himmel. Suko kannte die Brücke, er kannte auch die nähere Umgebung sowie den Tower. Vor nicht allzu langer Zeit hatten er und sein Freund John Sinclair das Gespenst vom Tower gejagt und dabei auch die Umgebung näher in Augenschein nehmen können. Tagsüber rollte der Verkehr ohne Unterlaß über die Brücke, auch am Abend riß der Strom kaum ab.
Anders war es in der Nacht. Da gab es die entsprechenden Ruhezeiten, die sich besonders ab Mitternacht einstellten. An diesem Abend allerdings wunderte sich Suko über den Verkehr, der trotz der späten Stunde noch von einem Ufer zum anderen rollte, als wollten die Wagen allein Suko ärgern und seine Mission erschweren.
Er wartete im Schatten des Tower Hotels, eines alten Kastens, der meist von Touristen frequentiert wurde. Hier jedenfalls hatte Suko einen Parkplatz finden können.
Wie immer war er früher gekommen. Erstieg aus und nahm den fauligen Geruch wahr, den der Wind herbeiwehte.
Die Nacht war nicht sehr kalt. Anscheinend wollte der Frühlung in diesem Jahr auch die Stadt London nicht übergehen und hatte wegen der wärmeren Temperaturen mehr Menschen ins Freie gelockt als üblich. Begeistert war Suko nicht davon. Falls es zu irgendwelchen Auseinandersetzungen kam, sollten nicht noch Zeugen hineingerissen werden.
Auch um diese Zeit war es nicht ruhig. Vom Hotel her hörte er das Singen der Gäste. Die Lieder kannte Suko nicht, sie mußten aber aus Germany stammen, denn das Wort Rhein kam besonders oft vor. Ihn störte die Schreierei nicht. Wichtig war nur, daß er sein Ziel erreichte, wobei er zunächst im Schatten des hochaufragenden Brückenturms stehenblieb.
Bis zum vereinbarten Treffpunkt blieb ihm noch eine Viertelstunde, und der Weg auf die Fahrbahn war schnell zurückgelegt. Wo sich John Sinclair aufhielt, wußte er nicht. Trotz intensiver Fragen hatte es ihm der Geisterjäger nicht sagen wollen! Er glaubte allerdings nicht daran, daß er auf einem der patrouillierenden Polizeiboote sein Versteck gefunden hatte, dann wäre er doch zu weit vom Ort des Geschehens entfernt gewesen. Auf dem Wasser herrschte zwar weniger Betrieb, aber es gab einige Boote, die noch unterwegs waren! Ausflügler, die ein solches Schiff gechartert hatten und ihre Touren fuhren.
Ein Wirrwarr aus Musikfetzen und Stimmen wehte Suko entgegen und verklang, je größer die Distanz wurde, die das Schiff zwischen sich und dem Lauscher brachte.
Suko hielt natürlich nach Beobachtern Ausschau, weil er davon ausging, daß er unter Kontrolle gehalten wurde. Wer immer etwas von ihm wollte, ging bestimmt auf Nummer Sicher, um über all seine Schritte informiert zu sein.
Er hatte nichts entdecken können, und so machte er sich auf den Weg zur Brücke.
Rechts und links der Fahrbahn gab es Gehwege für Fußgänger. Nicht sehr breit, mehr Sicherheitsstege. Suko hoffte, daß nicht auch andere auf die Idee gekommen waren, um diese Zeit auf der Brücke einen kleinen Spaziergang abzuhalten. Verboten war es ja nicht. Vom Wasser brachte der Nachtwind Kühle mit, die gegen Sukos Gesicht streichelten. Der Himmel zeigte sich bedeckt. Nur dort, wo er aufgerissen war, schaute der Halbmond hervor und war umkränzt von funkelnden Sternen, die wie kostbare Edelsteine blitzten.
Nicht nur die Frische des Themsewassers mischte sich in den Wind, er brachte auch
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