Yakuza-Rache
oft nur zu den Menschen mehr Vertrauen, die auch aus Ostasien stammen. Da spielt es keine Rolle, ob es ein Chinese oder ein Japaner ist.«
»Das wird sich wohl nie ändern — oder?«
»Nein.«
Ich reckte mich. »Du kannst mir ja Bescheid sagen, wenn er wieder angerufen hat.«
Suko bekam große Augen. »Gehst du weg?«
»Ja.«
»Wohin?«
Ich war schon an der Tür und drehte mich um. »Zum Klo, wenn es beliebt.«
»Okay, mach für mich mit.«
Ich drohte mit der Faust. »Aber wehe, du mußt nicht!« Dann verschwand ich schnell und passierte die an der Schreibmaschine sitzende und eifrig tippende Blume. Glenda sagte nichts mehr. Wahrscheinlich hatte ich sie beleidigt.
Inzwischen wurden Sukos Sorgenfalten immer dichter. Wenn nur nicht dieses verdammte Gefühl gewesen wäre, das sich einfach nicht vertreiben ließ. Er ahnte nicht nur, nein, er wußte, daß da eine gefährliche Lawine auf ihn zurollte und daß er ohne eine Chance war, sie zu stoppen. Das ärgerte ihn maßlos.
Wieder meldete sich das Telefon. Er hatte den Hörer kaum an sein Ohr gedrückt, vernahm er schon die flüsternde Stimme. »Hier ist Jack Osiku.«
»Das wurde auch Zeit. Sagen Sie, was…«
»Keine langen Fragen jetzt. Sind Sie bereit, sich mit mir zu treffen, Suko?«
»Sicher.«
»Dann nehmen wir die Tower Bridge!«
»Was?« rief Suko. »Können Sie sich keinen besseren Treffpunkt aussuchen? Dort herrscht verdammt viel Verkehr, hinzu kommen die Touristen, die nach London strömen und den Schatz im Tower besichtigen wollen. Da ist…«
»Um Mitternacht nicht mehr viel Verkehr.«
Suko stimmte zu. »Also gut, um Mitternacht. Und wo dort genau?«
»Auf der Brücke. Warten Sie dort auf mich. Ich werde mit dem Wagen kommen.«
»Sie dürfen dort nicht anhalten.«
»Unsinn. Ich werde dort nur kurz stoppen, und Sie steigen ein.«
»Darf ich fragen, wohin wir fahren?«
»Ich weiß es noch nicht. In diesem Fall muß ich mich innerhalb kürzester Zeit entscheiden! Quasi aus dem Bauch heraus.«
»Hören Sie, Osiku, wer sind Sie eigentlich?«
»Das werde ich Ihnen später sagen. Und kommen Sie allein! Klar? Nicht Ihr Freund.«
»Was haben Sie gegen den?«
Eine Antwort bekam Suko nicht, denn der Anrufer hatte bereits aufgelegt. Suko blieb nachdenklich auf seinem Platz sitzen und hockte noch in der gleichen Haltung dort, als ich eintrat, ihn ansah, grinste und sagte: »Du hast mich auf den Arm genommen.«
»Wieso?«
»Du mußtest gar nicht.«
»Ach ja?«
Die Antwort und Sukos Gesichtsausdruck sagten mir genug. Wahrscheinlich hatte sich der Unbekannte wieder gemeldet, und ich sprach meinen Freund darauf an.
»Ja, das stimmt.«
»Und wie hast du reagiert?«
Suko legte die Hände gegeneinander. »Ich werde ihn treffen, John.«
»Von mir sprichst du nicht?«
Er grinste. »Was soll ich auch von dir reden? Er hatte ausdrücklich verlangt, daß ich ohne dich komme.«
Ich verzog die Lippen. »Verdammt, so etwas kenne ich doch. Du hättest gesagt, das ist eine Talle und…«
»Ich weiß nicht, ob es eine Falle ist. Jack Osiku klang mir ehrlich, da verlasse ich mich auf mein Gefühl. Deshalb werde ich auch fahren und um Mitternacht an der Tower Bridge sein. Alles andere muß warten.«
»Danke.« Ich saß wieder. »Darf ich fragen, welchen Part du für mich ausgesucht hast?«
»Keinen. Du bleibst hier.«
»Einfach so?«
»Richtig.«
Ich schaute Suko an, als hätte ich einen Geisteskranken vor mir. »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
»Weshalb nicht?«
»Nun ja, weil wir das niemals durchexerziert haben. Ich will dir eines sagen. Ich werde zwar offiziell nicht erscheinen, als Rückendeckung bleibe ich da.«
»Und wenn es auffällt?«
»Suko, was ist los?« Ich schüttelte den Kopf. »Du hast doch sonst nicht einen so großen Bammel davor.«
Er nickte. »Das stimmt schon, Alter. In diesem Fall ist es wirklich gefährlich. Ich weiß nicht, was dahintersteckt, kann mich nur auf mein Gefühl verlassen, und das sagt mir nichts Gutes. Okay, du kannst mit, aber halte dich bitte zurück. Ich schätze, daß es eine innerasiatische Angelegenheit ist.«
»Hier in London, mitten in Europa?«
»Genau.«
Ich verzog den Mund. »Das gefällt mir alles nicht, Alter.«
Er stand auf. »Denkst du mir? Ich weiß nichts über einen Jack Osiku, die Fahndung kennt den Namen nicht, dennoch habe ich das Gefühl, daß er in der Branche ein Großer ist.«
Ich schnippte mit den Fingern. »Du hast das richtige Wort erwähnt.
Weitere Kostenlose Bücher