Yakuza-Rache
Scheibe sein rindenartiges furchtbares Gesicht erschien und er mit einem Kopfstoß das Glas zerbrach.
Das alles war sehr schnell gegangen, Suko hatte es auch hingenommen und sich um seinen Schützling gekümmert. Jack Osiku klemmte zwischen den Sitzen, wo er am sichersten war.
Der Fahrer fuhr Schlangenlinie. Er wußte nicht, wo sich der Samurai festgeklammert hatte, er wollte ihn nur loswerden, was ein Wunsch blieb, denn der andere war einfach zu stark.
Endlich hatte Suko seine Beretta hervorgezogen! Er zielte und schoß. Kein Treffer, denn durch die Schleuderfahrt hatte auch er den Halt verloren und flog nach rechts, eng gegen die Innenverkleidung der Tür. Der Fahrer aber wollte nicht mehr. Der Anblick dieser beiden Samurai hatte ihn wild werden lassen. Plötzlich stieß er während der Fahrt die Tür auf.
Suko wollte ihm etwas zuschreien, das Wort blieb ihm im Hals stecken. Der Fahrer wirbelte bereits über den Asphalt, wo er sich mehrere Male überschlug wie eine Puppe.
Ob sich einer der Killer um ihn kümmerte, konnte Suko nicht sehen. Zudem mußte er versuchen nach vorn zu gelangen, um den Wagen zu stoppen. Der Krieger hing noch immer fest, dann ließ er plötzlich los, sein Gesicht verschwand, während Suko sich aufrichtete, weil er auf den Fahrersitz klettern wollte.
Vor ihm tanzte der bleiche Lichtteppich der Scheinwerfer von einer Seite auf die andere. Das schwere Fahrzeug schleuderte noch immer, und dann geschah es.
Im Licht tauchte etwas Breites, Dunkles auf: eine Mauer. Und der Mercedes raste genau darauf zu.
Suko warf sich zurück. Dem Aufprall konnten sie nicht entgehen. Mit beinahe unverminderter Geschwindigkeit erwischte der breite Kühlergrill die Mauer.
Furchtbare Geräusche umtobten sie. Ein Knirschen und Splittern, dazwischen Töne, als würde jemand schreien. Blech bog sich unter dem ungeheueren Druck zusammen, das Sicherheitsglas zerbröselte. Die einzelnen Stücke tanzten wie Schneeflocken, und die Kühlerhaube des Fahrzeuges veränderte sich zu einer Ziehharmonika. Suko und sein Schützling waren zwischen den Sitzen eingeklemmt. Ihr Glück, denn so gelang es den Polstern, die Kräfte abzufangen, so daß ihnen nichts passierte.
Plötzlich wurde es still. Es war eine lähmende Ruhe. Suko sah das schweißnase Gesicht des Yakuza dicht vor sich. Sogar die Frage zeichnete sich auf dessen Zügen ab.
»Wir müssen raus! Es kann sein, daß der Tank beschädigt ist, das Benzin Feuer fängt und…«
»Aber draußen lauern sie!«
»So werden Sie auch gekillt. Dort haben wir noch eine geringe Chance zur Flucht!«
Osiku fluchte in seiner Heimatsprache und überließ Suko gern den Vortritt, der die Tür an seiner Seite aufstieß. Sie ließ sich normal öffnen und hatte sich nicht verzogen.
Kühle Luft strömte ihm entgegen. Auch er merkte, daß er leicht zitterte, aber er gehörte zu den Menschen, die ihre Nerven auch in extremen Lagen behielten.
Wie ein Wiesel huschte er aus dem demolierten Wagen, blieb im Freien hocken, drehte sich in dieser Haltung und suchte nach einem der beiden Untoten.
Er sah sie nicht.
Dafür krabbelte Osiku aus dem Fahrzeug. Suko winkte ihn zu sich heran. Noch befanden sie sich in Deckung des zerstörten Wagens. Vor ihnen bildete die Mauer ein Hindernis. Sie reichte ihnen ungefähr bis zur Brust. Dahinter konnte sich einer der Samurai schon verstecken. Suko umgab ein ungutes Gefühl. So einsam die Umgebung auch schien, der Tod lauerte in der Nähe, davon war er fest überzeugt, ebenso wie Jack Osiku, dessen heftiges Atmen ihn störte.
Der Mann lebte mit seiner Angst, er würde es nicht schaffen, sie zu überwinden. Dabei waren Yakuza darauf trainiert, nie die Nerven zu verlieren, bei ihm allerdings lagen sie bloß.
»Was sollen wir tun?« hauchte er.
»Es gibt eine Chance. Wir…« Suko hörte auf zu sprechen, weil der andere keuchend lachte.
»Nein, ich sehe keine Chance. Verdammt, da kommen wir nicht durch.«
Sein Gesicht glänzte mondhell, nur die beiden Augen schimmerten darin dunkel.
»Ich habe noch einen Wagen. Er parkt ebenfalls in der Nähe. Bis zu ihm müssen wir uns durchschlagen.«
»Die halten uns unter Kontrolle.«
»Lassen Sie es uns versuchen.«
»Und wo steht das Auto?«
»Auf einem Platz im Schatten des Brückenturms. Sie bleiben immer dicht hinter mir. Sollten die Samurai erscheinen, überlassen Sie sie mir.«
»Zwei gegen einen! Und die sind bewaffnet.«
»Bin ich auch.«
Bevor Suko aufstehen konnte, hielt der Japaner ihn fest.
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