Yakuza-Rache
»Denken Sie daran, Inspektor. Man hat meinen Bruder mit einem Wurfstern getötet. Als dieser ihn traf, zerfiel er zu Staub. Das sollten Sie sich immer vor Augen halten.«
»Keine Sorge, ich werde es nicht vergessen.« Suko drückte sich so weit hoch, daß er über das Dach des Mercedes blicken konnte und den relativ freien Platz vor sich liegen sah.
Deckung hätten den beiden Samurai-Zombies eigentlich nur die wenigen abgestellten Wagen bieten können. In deren Nähe tat sich nichts. Suko entdeckte auch nicht den Fahrer. Er drückte ihm nur die Daumen, daß er mit dem Leben davongekommen war.
Suko konnte nicht zu lange warten. Schon nach dem ersten Rundblick hatte er nichts Verdächtiges gesehen. Wenn die untoten Samurai noch in der Nähe waren, dann hockten sie in einer Lauerstellung und guter Deckung. Er gab dem Japaner das Zeichen. Osiku kam nur mühsam hoch. Er atmete schnell und hastig. Bei ihm vermischte sich der Schweißgeruch mit dem eines Deos.
Flüsternd gab ihm Suko die Richtung an, die sie zu laufen hatten. Osiku hörte gespannt zu. Durch Nicken zeigte er, daß er alles verstanden hatte.
»Sie bleiben immer an meiner Seite, auch wenn die beiden erscheinen.«
»Klar.«
Der Fluß lag links von ihnen, und der Wind brachte nicht nur den Geruch des Wassers mit, er wehte auch die Nebelschwaden heran. Allerdings war der Nebel nicht so dicht, als daß er den beiden Flüchtlingen hätte Deckung geben können! Sie kamen sich schon vor wie auf dem Präsentierteller, als sie mit möglichst lautlosen Schritten über die freie Fläche huschten.
Sie kamen auch gut voran, wurden nicht attackiert und entdeckten den dunklen Umriß so spät, daß sie fast gegen ihn gelaufen wären. »Das ist mein Fahrer!«
Osiku hatte sich nicht geirrt. Suko bückte sich und sah sofort, daß der Mann nicht mehr lebte. Die Klinge des Samurai-Schwertes hatte ihn getötet.
Suko richtete sich wieder auf. Der Japaner war bleich geworden! Mit einer Hand fuhr er an seinem Hals entlang. Er hatte Angst, daß es ihm ebenso ergehen würde wie dem Fahrer.
»Ich habe Ihnen gesagt, Inspektor, die kennen keine Gnade. Sie räumen alles aus dem Weg.«
»Ich weiß.« Suko zerrte seinen Schützling weiter. Auch ihm war nicht wohl zumute. Er fragte sich, ob es ihm gelang, die beiden mit der Dämonenpeitsche zu stoppen! Sicherheitshalber ließ Suko die drei Riemen ausfahren, bevor er sie angriffsbereit in seinen Gürtel steckte. Osiku hatte zugeschaut, sich eines Kommentars allerdings enthalten. Mit eingezogenem Kopf schritt er neben dem Inspektor her, der seine unmittelbare Umgebung nicht aus den Augen ließ.
Die Zombies blieben in ihren Verstecken. Auch der rote Kreis war nicht zu sehen.
Unangefochten konnten sie einen guten Teil der Strecke hinter sich lassen. Zudem schien der Mauercrash weder gehört noch gesehen worden zu sein, jedenfalls ließ sich kein Zeuge oder Neugieriger blikken. Schwarz wie Teer lag die Fläche vor ihnen. Manchmal zerbrachen kleinere Steine knirschend unter dem Druck ihrer Schuhsohlen. Die Geräusche wiederum gefielen Suko nicht.
Plötzlich blieb Osiku stehen. Einen Grund für dieses Verhalten sah Suko nicht.
Er war schon zwei Schritte vorgelaufen, als er ebenfalls hielt und sich drehte.
»Was haben Sie?«
»Ich… ich glaube, daß sie da sind.«
»Und wo?«
»In der Nähe, Inspektor. Ich… ich kann sie nicht sehen, aber ich spüre sie deutlich.«
Suko ließ den Mann in Ruhe. Dieser streckte die Arme aus und ging wie ein Mondsüchtiger weiter. In einem Abstand von einer Armlänge passierte er Suko.
Dem war das Verhalten des Mannes völlig fremd. Er fragte nicht mehr nach den Gründen und sah, daß Osiku zitterte, als hätte ihm jemand kaltes Wasser über den Körper gegossen.
»Osiku, verdammt, was haben Sie?«
Der Japaner schüttelte nur unwillig den Kopf. Dann ging er weiter. Suko wollte ihm folgen, als es geschah.
Wieder passierte das Unheimliche innerhalb eines Sekundenbruchteils. Aus der Finsternis und so, als hätte jemand mit einer rasenden Geschwindigkeit den Kreis gezeichnet, stand er vor ihnen. Zwei Samurai in der Mitte.
Und Osiku schritt direkt auf sie zu!
***
Suko riß die Peitsche aus dem Gürtel. Zum Spaß waren die beiden Samurai nicht erschienen, sie wollten auch den zweiten Teil ihrer Aufgabe erledigen.
Schneller als Suko waren ihre Schwerter.
Wie ein Selbstmörder lief Osiku direkt in die beiden Klingen hinein, die sofort aus seinem Körper wieder hervorgezogen wurden, und
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