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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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doch nicht Fam.
    „Hast du eigentlich Fams Eltern mittlerweile gesagt, was wirklich passiert ist?“, fragte Keith plötzlich, und riss Yanko damit aus den Gedanken. „Nein... Ich habe mich irgendwie noch nicht getraut. Ich weiß auch nicht, ob es nach so langer Zeit überhaupt noch wichtig ist.” „Ich glaube, du solltest es tun. Ich denke, Eltern müssen wissen, was mit ihren Kindern geschehen ist!”, sagte Keith und sah Yanko eindringlich an. „Ja, vielleicht hast du Recht!“, murmelte Yanko nachdenklich. „Wie ging es dir denn eigentlich, als ihr damals hier bei Onkel John und Tante Mary angekommen ward? Was hast du genau gemacht?”, fragte Yanko das, was er schon seit einer ganzen Weile auf der Zunge hatte. „Naja, ich hatte keine Zeit mir das zu überlegen. Ich habe das College fertig gemacht und bin dann so schnell es ging Lehrer geworden. Ich bin nebenbei als Getränkelieferant gefahren, damit wir uns das alles hier irgendwie leisten konnten. Ich wäre am Anfang viel lieber nach Newly gezogen, aber es war dort einfach zu teuer gewesen. Onkel John und Tante Mary haben uns geholfen, wo es nur ging, aber er war zu dieser Zeit auch nur ein Gelegenheitsarbeiter gewesen, und ihre Kinder Richard und Dean waren damals ja auch noch klein. Manchen hier war es egal, dass wir Roma sind, aber manche zogen knallharte Konsequenzen, wenn sie es doch mitbekommen hatten. Wir haben es damals niemandem freiwillig erzählt. Aber immer wenn es irgendeinen Ärger gab, kamen sie trotzdem zuerst zu uns. Deswegen hatte es sich dann doch herumgesprochen,woher wir ursprünglich stammten. Das alles hatte sich wirklich erst geändert, als du kamst. Ich weiß nicht genau warum, aber irgendwie hast du sie beeindruckt. Vielleicht weil du anders gelebt hast, als wir... mehr wie sie... und eine Irin zur Frau hattest... Und dann hattest du dich ja auch immer wieder für Sheddy engagiert. Du warst offener und für sie greifbarer. Vielleicht weil du auch eher so aussiehst wie sie. Jedenfalls spricht mich heute niemand mehr darauf an. Vielleicht haben es die Leute ja auch vergessen.“
    Yanko konnte sich nicht daran erinnern am Anfang auch nur einmal auf seine Herkunft angesprochen worden zu sein. Das kam erst etwas später mit dem Wilson-Indianer Konflikt und Hughs Bürgermeisterkandidatur. Und er war sich hundertprozentig sicher, dass die Leute sich ganz schnell an Keiths Herkunft erinnern würden, wenn er in ihren Augen etwas tun würde, was ihnen nicht gefiel.
    Keith nahm einen Schluck Bier und zündete sich noch eine Zigarette an und fuhr erst nach einer Weile fort: „Es war einfach nicht viel Geld da. Es wurde alles erst besser, als Mum auch endlich Arbeit gefunden hatte. Ich hatte damals versucht so schnell wie möglich Geld zu verdienen, so dass wir uns bald ein eigenes großes Haus leisten konnten, damit wir alle wieder zusammen sein konnten. Dann kamen Mabel und meine Kinder in mein Leben. Wenn ich so zurückdenke, habe ich das Gefühl, dass ich innerlich immer noch dafür arbeite, obwohl wir jetzt alle beisammen sind und alles haben!”
    „Bist du glücklich?”, fragte Yanko ihn unvermittelt und löste damit bei Keith ein merkwürdiges Gefühl der Leere aus. „Hmm... Sagen wir mal so, ich bin nicht unglücklich, und ich dürfte eigentlich gar nichts sagen, denn ich habe alles was man sich so wünschen kann! Und trotzdem... Manchmal fühle ich in mir so ein... dunkles Loch... und wenn ich dahin spüre werde ich irgendwie... traurig... Kennst du das?”
    Keith war verwundert, denn in diesem Moment wurde ihm erst bewusst, dass er sich schon seit Langem so fühlte. Er hatte es bis jetzt nur nicht bemerkt.
    „Ja... Das kenne ich... Sehr gut sogar! Es fühlt sich an wie Heimweh, aber ich weiß nicht nach was. Wir sind ja hier zu Hause!“ „Ja genau, wie Heimweh... Das trifft es gut!“ fühlte Keith nach. Yanko zündete noch zwei Zigaretten an und gab Keith eine davon. Er nahm sie, und sie rauchten schweigend, jeder in Gedanken versunken.
    Auf der Kuppel hatte hell und strahlend der Name SAN DANA geleuchtet, und das blau-rot gestreifte Zirkuszelt war meistens bis auf den letzten Platz belegt gewesen. Yanko erinnerte sich an einen der Abende, als er zwölf und sein Bruder vierzehn Jahre alt gewesen waren. Stehend waren sie auf zwei schwarzen Friesen in der Manege galoppiert und hatten ihre gemeinsam einstudierten Kunststückchen dabei vorgeführt. Das Publikum war begeistert gewesen, und sie hatten sich großartig

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