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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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Geruch des Sägemehls genussvoll ein. Er hatte es vermisst. Schließlich bemerkte er, dass Keith nervös auf der Bank hin und her rutschte und sich offensichtlich nicht besonders wohlfühlte. Yanko stupste ihn leicht in die Seite und flüsterte: „Was ist?“ „Mir ist nicht gut. Ich muss mal raus! Entschuldige mich!“, murmelte Keith, stand leise auf und ging hinaus.Yanko sah ihm kurz hinterher, dann gab er Manuel den Becher Popcorn in die Hand und Kenia zu Stefan rüber. Er machte mit dem Kopf eine Bewegung Richtung Ausgang und Stefan verstand. Yanko folgte Keith bis vor das Zelt.
    Keith stand an einer Zeltstange angelehnt und rauchte. „Was ist los mit dir?“ „Ich weiß nicht! Ich sehe dauernd Szenen von früher vor mir. Ich war seitdem nicht mehr im Zirkus.“, sagte Keith und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich auch nicht... Wollen wir was trinken?“ Keith nickte zustimmend, und sie gingen zu dem Wagen in dem sich das Zirkuscafé befand. Davor standen auch ein paar Tische im Freien. Yanko ging hinein und kam mit zwei Cola in der Hand wieder heraus. Sie setzten sich an einen der kleinen Tische. Yanko trank einen Schluck, lehnte sich zurück und ließ seinen Blick umherschweifen. Er wurde etwas nachdenklich und traurig. „Ich habe es vermisst!“, sagte er auf einmal und war, wie eben schon im Zelt selbst davon überrascht, dass er so empfand. Keith blickte zu seinem Bruder. „Ich auch!... Ich habe es nur vollkommen verdrängt.“ „Ich auch!“ Sie lächelten sich traurig an. Jeder hing seinen Gedanken nach, und so saßen sie eine Weile schweigend da.
    Plötzlich unterbrach Keith das Schweigen. „Ich bin es nicht!”, sagte er einfach. „Was?“ „Glücklich...“ „Was fehlt dir denn?“ „Ich denke, ich fehle mir selbst! Ich weiß überhaupt nicht, wo ich bin! Ich habe nie hingespürt, was ich will. Ich habe funktioniert!” Yanko sah seinen Bruder verwundert an. „Und ich dachte immer, dass du das alles so wolltest!“ „Klar, ich liebe meine Familie... aber... ich habe dich oft beneidet! Du hast alles gemacht, wonach dir war, mal gleich, mal später, aber du hast es schließlich getan!”, eröffnete Keith seinem Bruder, was er ihm schon lange hatte mal sagen wollen, nämlich dass er ihn eigentlich im Grunde seines Herzenszutiefst beneidete, weil er in seinen Augen frei war und sich nie hatte fremdbestimmen lassen.
    „Was? Was meinst du? Mich beneidet? Spinnst du?! Ich wollte immer so sein, wie du! So stark und stabil und immer klar und zielstrebig! Zumindest hast du so gewirkt! Für mich bist du der Fels in der Brandung!”, sagte Yanko und spürte, dass er seinen Bruder wirklich liebte. Keith liefen plötzlich ein paar Tränen die Wangen herunter, und er wischte sie sich hektisch weg. Yanko war völlig perplex, so fertig hatte er Keith noch nie erlebt. „Und warum hast du nicht das getan, was du wolltest?“, fragte er nach. Und Keith antwortete ihm leise: „Weil ich nicht wusste was... Ich habe nur geschaut, wie wir am schnellsten zu Geld kommen. Ich hatte Angst... Angst, dass wir nicht überleben könnten... Ich bin mit Mabel zusammen, weil ich Angst habe alles zu verlieren... die ganze Existenz, die Sicherheit... Mabel ist für mich Sicherheit und ein Zuhause!” „Liebst du sie? Oder willst du die Frau aus Newly?”, fragte Yanko vorsichtig. „Ich weiß es nicht. Ich fühle mich irgendwie leer im Moment... Weißt du Bruder, ich beneide dich, weil du so viel Gefühl hast! Auch wenn ich dich manchmal verfluche, wenn du wieder nichts erzählst, so kann ich trotzdem meistens sehen, wie es dir geht... Ich habe meine Gefühle damals in Deutschland auf dem Bahnhof verloren!“ „Was würdest du denn am liebsten tun?“, fragte Yanko ihn direkt. „Das weiß ich auch nicht. Mir ist das ja alles erst in den letzten Wochen wirklich bewusst geworden... Manchmal hatte ich wirklich große Angst um dich, vor allem als Fam gestorben war und du so dermaßen gesoffen hast... Und Ron... Aber auch da bist du deinem Herzen gefolgt!“ „Ja, und hab’ dafür bezahlt!!!”, antwortete Yanko zynisch. „Aber du hast es getan! Ich habe das Gefühl, dass ich überhaupt nichts erreicht habe.”, gab Keith zurück. Yanko beugte sich zu ihm über den Tisch. „Keith, hör mal! Du hast zwei tolle Kinder, ein schönes Haus,eine liebevolle Frau, unsere Mum wohnt bei dir, du hast Geld, alle sind gesund, du bist ein wunderbarer Lehrer, du bist ein toller Reitkünstler... und du bist der beste

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