YANKO - Die Geschichte eines Roma
ihm zu kicken.
Oftmals spielten sie Weltmeisterschaft, und im Endspiel standen natürlich meistens Mexico und Griechenland. Manuel war sich dann immer ganz sicher, dass Mexico gewinnen würde, weil die Griechen ja seiner Meinung nach kein Fußball spielen konnten. Manchmal entschied sich Yanko aber auch als Spanier zu spielen, und dann hatte Manuel zu kämpfen, denn die Spanier konnten gut kicken.
Und Yanko hatte ihm schon erzählt, dass er früher sehr oft mit Opa Hadley Fußball gespielt hatte, und dass dann immer alle anderen Kinder dazu gekommen waren, und sie oft richtige Turniere veranstaltet hatten. Damals hatten allerdings meistens die Griechen gewonnen, denn Keith musste für die Spanier spielen, weil er dort geboren war, und in Sachen Ball war er einfach total unbegabt gewesen.
So kickten Manuel und Yanko auch an einem sonnigen Nachmittag. Yanko hatte seinen Sohn von der Schule abgeholt, und nachdem sie Pizzaessen waren, sind sie zu seinem Lieblingsbolzer, wie Manuel diesen Platz immer nannte, gefahren. Yanko stellte sich ins Tor, und Manuel kickte den Ball unermüdlich und voller Elan auf das Tor, undYanko fing ihn oder auch nicht, denn manche Schüsse waren einfach zu gut platziert. Beide hatten jedenfalls jede Menge Spaß dabei.
„Jetzt schieß ich ein Tor!“, schrie Manuel und nahm Anlauf, zielte in die rechte obere Ecke und schoss. Yanko reckte sich und ließ sich beim Versuch den Ball zu fangen natürlich theatralisch auf den Boden fallen, denn er wusste, dass es Manuel Spaß machte, wenn er im Dreck lag und sich danach völlig verstaubt wieder hochrappelte. Der Ball rollte ins Tor, und Manuel riss die Arme hoch und schrie noch lauter: „Yeah!!!! Gewonnen!!!! Tor für Mexico!!!!!“ Yanko sprang nach seinem Fehlgriff wieder auf und rannte zu ihm. „Na warte, dich krieg ich!”, rief er dabei, aber Manuel war schon davongefegt, und Yanko lief ihm hinterher. Schließlich schnappte er ihn und warf ihn kurz durch die Luft. Sie lachten bis sie Bauchweh bekamen, erst dann setzte Yanko ihn wieder ab. „Ich habe Durst!”, verkündete Manuel außer Atem. Yanko nahm seinen Sohn an die Hand, und sie gingen zum Pickup.
Yanko holte eine Flasche Limo aus dem Auto, und sie setzten sich erschöpft und verstaubt auf eine Bank, die neben dem Bolzplatz stand und tranken abwechselnd aus der Flasche. „Dad, Mum hat mir erzählt, dass du mal beim Zirkus warst. Stimmt das?”, platzte Manuel plötzlich heraus. Yanko sah seinen Sohn erstaunt an. Es war ungewohnt für ihn, dass ihn jemand danach fragte. „Ja... Das stimmt!... Ich bin da aufgewachsen. Der Zirkus hatte deiner Oma Minerva und deinem Opa Hadley gehört.“, antwortete er ihm und wurde plötzlich etwas sentimental. „Was hast du denn da gemacht?“, fragte Manuel neugierig. „Ich hab’ zusammen mit deinem Onkel Keith die Pferdenummer gemacht. Und ich war Fänger am Trapez.” „Ich will auch mal zum Zirkus!“, sagte Manuel bestimmt und machte eine Clownsgrimasse. „Und was willst du werden?” „Ich mach’ das dann auch mit den Pferden, oderich werde Clown, oder beides!“ Yanko lachte auf und strubbelte ihm liebevoll über den Kopf. „Wie wäre es, wenn wir uns mal eine Vorstellung irgendwo anschauen? Hast du Lust?“ „Oh ja!!!!”, rief Manuel und warf dabei die Limoflasche um. Yanko legte einen Arm um ihn und drückte ihn liebevoll an sich. Er war so froh, dass Manuel endlich bei ihm war.
„Dad, bin ich wirklich auch ein Zigeuner?”, fragte Manuel dann aus heiterem Himmel. „Ja mein Sohn, das bist du!”, antwortete Yanko ihm und wunderte sich, dass er irgendwie stolz darauf war. Manuel sah Yanko zufrieden an, und er grinste zurück.
Zwei Wochen später war es dann so weit.
Die Trapezvorführung lief und alle schauten gespannt zu. Kenia saß, wie so oft auf Yankos Schoß. Er hatte einen großen Becher Popcorn in der Hand, und Kenia stopfte sich damit den Mund voll. Manuel saß rechts neben ihm und griff aufgeregt hinein. Keith saß links neben Yanko. Und neben Keith saßen seine Kinder Andy und Janis, die sich einen Becher Popcorn teilten. Minerva saß neben ihren Enkeln, und neben Manuel saßen Stefan und Cecilia.
Minerva schaute gefasst in die Manege, doch manchmal lächelte sie ein bisschen und schien mit ihren Gedanken ganz weit weg zu sein. Und Yanko freute sich sehr endlich mal wieder in einem Zirkus zu sein. Es war für alle drei seit damals wieder das erste Mal.
Yanko schloss öfters für kurze Zeit die Augen und sog den
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