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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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waren alle präsent, alle...
    Einmal im Jahr feierten die Cheyenne in dieser Gegend ein Fest zu Ehren des Pferdes. Es gab Pferderennen, Geschicklichkeitswettbewerbe und eine Art Rodeo, bei dem es darum ging ein Pferd, so schnell wie möglich nur mit Hilfe eines Halfters und einem Seil, zuzureiten. Das Fest ging über vier Tage und wurde am vierten Abend mit einem großen, wunderschönen, festlichen Powhow beendet.
    Schon von Kindesbeinen an hatte Yanko mit Pferden zu tun gehabt. Er war schon auf ihrem Rücken gesessen, da konnte er noch nicht einmal laufen. Für ihn war es immer klar gewesen, dass er mit Pferden arbeiten wollte. Mit drei Jahren schon hatte er seinen ersten eigenen Auftritt in der Manege gehabt.
    In den folgenden Jahren hatte er es dann erfolgreich durchgesetzt, dass alle Tiere im Zirkus so natürlich wie möglich präsentiert wurden. Weder Zaumzeug, Sattel und Glitzerschmuck, noch bunte Federn auf den Köpfen der Tiere, oder irgendwelche zu Zöpfen geflochtenen Schweife hatten sie geschmückt. Seine Pferde hatten lange Mähnen, undsie bewegten sich ganz natürlich. Er hatte es verstanden Mensch und Tier in einem harmonischen Gefüge darzustellen, ohne Gewalt und Zwang. Die Zuschauer hatten spüren können, dass die Pferde Freude daran hatten mit ihm in der Manege zu sein. Und seine artistische Performance mit und auf dem Pferd hatte vor allem die Eleganz und die Schönheit der Tiere hervorgehoben. Ohne dass es Yanko damals bewusst gewesen war, hatte sein Vater sofort gesehen, dass er einen besonderen Zugang zu Pferden hatte. Oft schlief Yanko neben ihnen im Stroh, damit sie sich blind vertrauen lernten, wie er immer behauptet hatte, und auch heute noch war er davon überzeugt, dass das auf diese Art wunderbar funktionierte. Das Zusammensein mit den Pferden gab ihm Ruhe und ein Gefühl des Friedens. Vor allem liebte er es mit ihnen draußen zu sein. Mit der Natur und den Pferden eins zu sein, war für ihn eine Form des Glücks. Immer schon hatte er danach gesucht, was er noch von ihnen lernen konnte. Seine Fähigkeiten wurden später durch die Freundschaft mit den Cheyenne noch vertieft, waren sie doch Meister im artgerechten Umgang mit Pferden. Gefleckter Wolf war jedenfalls davon überzeugt gewesen, dass Yanko in einem seiner früheren Leben mit Sicherheit mal ein Pferd gewesen war.
    Trotz ihrer Freude an diesem Fest vergaßen sie nie ihre Ahnen und Freunde, die bereits verstorben waren. An jedem zweiten Abend gab es ein besonderes Ritual, um sie zu ehren und ihnen zu danken. In diesen Momenten lief es jedem der Anwesenden immer noch eiskalt über den Rücken, und die Atmosphäre wurde dunkel und schwer.
    Yanko legte unbewusst seine rechte Hand auf die Narbe an seinem Bauch und richtete seinen Blick auf Black Wolf, der ihm gegenüber stand. Ihre Blicke trafen sich voller Trauer undSchmerz. Auch nach all den vielen Jahren verbargen sie ihre Tränen nicht voreinander.
    Nach dem Ritual sprangen alle in den kühlen Fluss, um sich wieder voll und ganz in die Gegenwart zu bringen. Und beim anschließend gegrillten Lamm wurde die Stimmung wieder ausgelassen und fröhlich. Yanko sang ein paar Gypsylieder und begleitete sich dabei auf einer Gitarre und war wieder einmal selbst davon angetan, wie schön diese Musik war.
    Seine Musik.
    Während des gesamten Festes dachte er nicht oft an Ron. Warum sollte er auch, es war ja zwischen ihnen im Prinzip nicht viel anders als vorher. Nur einmal musste er den Gedanken an ihn vehement abschütteln. Er hatte von ihm geträumt und war danach mit der Hand in der Hose aufgewacht.
    Nach vier wunderschönen Feststagen verabschiedete sich Yanko dann von seinen indianischen Freunden und fuhr zurück nach Sheddy. Es war erst früher Nachmittag, als er dort ankam und Lust auf einen Kaffee verspürte. Spontan hielt er am OLD RAILWAY, und als er die Tür geöffnet hatte, sah er Ron mit einem halbvollen Glas Bier in der Hand am Tresen sitzen.
    Ron drehte gedankenverloren an dem Glas und erschrak fast, als Yanko ihm zur Begrüßung auf die Schulter klopfte. Sie lächelten sich etwas unsicher an, und Yanko bestellte bei Roger einen Kaffee. Verlegen nahm Ron einen großen Schluck aus seinem Glas. Sekunden vergingen, doch sie kamen ihm vor wie Stunden. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf, und auch Yanko bemerkte zu seinem Erstaunen, dass er etwas nervös wurde. Als er seinen Kaffee bekam, rührte er schnell die Milch hinein, schleckte den Löffel rasch ab und brach schließlich

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