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YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
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erklären, dass er solange bei der Army war und jahrelang mit Schusswaffen zu tun hatte. Für ihn war das ein gewohnter Griff in einer bedrohlichen Situation. Er hatte sich emotional nicht mehr zu helfen gewusst, und ich habe ihn die ganze Zeit nicht wirklich ernst genommen. Es ist total schlimm für ihn, dass er das getan hat. Aber egal, was wir geredet haben und wieviel ich ihm vergeben habe usw, es hat mich von ihm weggetragen... Ich hatte einfach Angst!“
    Yanko zündete sich noch eine Zigarette an. Keith sah ihn weiter fassungslos an. Sie schwiegen eine ganze Weile, dann nickte Keith langsam. „Jetzt verstehe ich!... Aber warum hast du mir nichts davon erzählt?” „Außer Janina, Tyron und der andere Therapeut, weiß es niemand!“ „Wieso?“ „Wieso??? Kannst du dir vorstellen, was los wäre, wenn das in Sheddy die Runde macht? Skandal in der Schwulenszene: ” Ehemaliger Offizier dreht durch und schießt aus Eifersucht auf seinenschwulen Zigeunerfreund”, oder so ähnlich...” „Jetzt könnte ich einen Drink vertragen! Gehst du mit?” „Nein, geh nur! Muss mal kurz allein sein! Treffen uns dann im Hotel, ok?”, sagte Yanko und rieb sich sein Gesicht. Keith nickte und ging.
    Yanko schaute seinem Bruder noch lange hinterher.
    Schließlich stand auch er auf und verlor sich gedankenversunken in den engen, kleinen, dunklen Gassen. Irgendwann setzte er sich auf eine kleine Mauer und ließ die Erinnerungen zu, die sich schon die ganze Zeit in seinem Inneren Platz machen wollten.
    Er erinnerte sich, wie Ron damals fluchtartig das Sommerhaus verlassen hatte, nachdem Mala zu Besuch gekommen war. Und vor allem erinnerte er sich ganz deutlich an ihre Küsse, und wie sich ihr Körper an seinen geschmiegt hatte, wenn sie sich umarmten. Es war natürlich nicht unbedingt der beste Zeitpunkt gewesen, sie leidenschaftlich zu küssen, während Ron im Haus gewesen war, aber sie war einfach zu unwiderstehlich für ihn und in diesem Moment war es ihm vollkommen egal gewesen, ob Ron es sah oder nicht. Sie reizte ihn, und er hatte sich dem hingegeben. Fertig.
    „Nein, wegen dir! Ich kann das nicht mehr aushalten! Ich brauche was Konstantes! Es tut mir leid!“ Rons wütende Stimme hallte immer noch in seinem Kopf wider und wiederholte sich immer und immer wieder. Er wusste noch, dass er unfähig gewesen war etwas dazu zu sagen. Ron war eingestiegen, und Yanko hatte mehr gesehen als gehörte, wie er noch zu ihm sagte: „Ich weiß, du willst mir damit nicht wehtun, und doch tut es mir weh. Ich kann das so nicht mehr!“ Und während er den Motor anließ, hatte er noch gesagt: „Pass auf dich auf, mein alter Zigeuner! Ja?“
    Dann war Ron davongefahren.
    Er hatte ihn ja verstehen können.
    Während Yanko noch eine Zigarette rauchte, konnte er Ron regelrecht körperlich spüren, und er musste an die Nacht zurückdenken, als er ins Sommerhaus zurückgekommen war und Ron tief und fest geschlafen, und er sich leise ins Schlafzimmer geschlichen, und sich nackt hinter ihn ins Bett gelegt hatte. Dann hatte er ihn umarmt und ihn ganz fest an sich gezogen. Ron war davon aufgewacht, hatte seinen Arm genommen und sich noch enger an ihn geschmiegt. Er erinnerte sich noch sehr genau an das wunderbare Gefühl zufrieden und entspannt eingeschlafen zu sein.

D ie grüne Insel war wolkenverhangen. Es regnete, und der Wind pfiff durch die Gassen von Ennis, als Yanko dort ankam. Und obwohl er noch nie vorher in Irland gewesen war, wusste er, dass das hier wohl öfter so war, denn die Menschen schienen den Regen gar nicht mehr zu spüren.
    Er stieg aus seinem Mietauto, schlug den Kragen seiner Jacke hoch und marschierte los. Fam hatte nicht übertrieben, als sie ihm von der hübschen, kleinen Stadt erzählte, in der sie geboren wurde. Er wäre lieber aus einem anderen Grund gekommen, denn es gefiel ihm sehr, was er sah. Dann kam er am CRUISES Pub vorbei und fragte den Wirt nach der Straße, die er finden wollte. Der Wirt erklärte ihm genau, wie er laufen musste und deutete mit einem Arm die Richtung an.
    Yanko fand das Haus recht schnell in einer der Seitengassen und blieb vor einem schönen, alten Haus stehen. Er atmete tief durch und fühlte seinen Herzschlag bis zum Hals hinauf.
    Er klopfte.
    Es dauerte eine Weile, aber dann hörte er wie ein Schlüssel herumgedreht und ein Riegel zurückgeschoben wurde. Die Tür öffnete sich und ein älterer, hagerer Mann stand leger und doch schick gekleidet im Türrahmen und schaute Yanko fragend

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